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Projekt Demokratie von Hand gemacht

Seinen Titel Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage füllte das Gardeleger Gymnasium am Donnerstag wieder einmal mit Leben.

Von Doreen Schulze 10.11.2017, 02:00

Gardelegen l Was macht eigentlich Demokratie aus? Und wie kann es geschehen, dass eine Gesellschaft von einem Diktator bestimmt wird? Die Schüler der Klassen 8b und 8c des Gardeleger Gymnasiums Geschwister Scholl konnten dies gestern sozusagen am eigenen Leibe erfahren. Im Rahmen des Projekttages Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage, welcher in der Einrichtung alljährlich rund um den 9. November im Zuge des Gedenkens an die Pogromnacht 1938 angeboten wird, beteiligten sie sich am Workshop Demokratie. Angeboten wurde dieser von den Theaterpädagogen des Theaters der Altmark Stendal.

Los ging es mit einem Rollenspiel. Die Schüler stachen mit einem Schiff ins Meer. Doch dann kenterte es. Von den Theaterpädagogen Robert Grzywotz und Dina Wälter erhielten sie Rettungsringe. Diese waren in unterschiedlichen Farben unterteilt. Wer die eine erhielt, rettete sich auf die eine Insel, die jeweils anderen auf eine andere. Die Gestrandeten erhielten dort von den Theaterpädagogen per Flaschenpost Anregungen, wie das Leben in der Gemeinschaft dort zu gestalten sei. Etwa mit der Aufforderung, Regeln zu schaffen. Nach und nach kristallisierte sich im Laufe des Spiels für die Teilnehmer heraus, dass sie entweder in einer demokratischen Gesellschaft leben oder in einer Diktatur. „Die Schüler haben selbst erlebt, wie eine Gesellschaftsform entsteht. Und Selbsterfahrung wird viel intensiver wahrgenommen“, erklärte Dina Wälter. Deutschlehrerin Andrea Jürges fügte hinzu: „Die Schüler haben erfahren können, was eine Demokratie ausmacht.“ In welcher Gesellschaftsform die Jugendlichen leben wollen, stellte sich im abschließenden Gespräch schnell heraus. „Alle, bis auf den Diktator, wollten auf der Insel der Demokratie leben“, sagte Wälter.

Die Akzeptanz von Mitmenschen oder das Thema Flüchtlinge stand für die Schüler der 7. Klassen auf dem Programm. Die Klasse 8a hatte Thomas Lohan eingeladen. Der Deeskalationstrainer zeigte den Schülern, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten sollten, damit diese gar nicht erst zu einer handgreiflichen Ausein- andersetzung ausarte. „Das Nichtkämpfen ist das Ziel“, erklärt Lohan. Den Jugendlichen zeigte er auch, mit welchen Körperbewegungen und Übungen Angriffe abgewendet werden können, beziehungsweise deutlich gemacht werden kann, dass jemand einem zu nahe rückt. „Das ist richtig cool. Das hat Spaß gemacht“, sagt Achtklässlerin Marie Herbst begeistert.

Und was hat Schokolade mit dem Thema Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage zu tun? Damit befassten sich die Sechstklässler. Dabei ging es vor allem darum, wie die Kakaobohnen angebaut werden. „Kinderarbeit spielt dabei oft eine große Rolle“, erklärte Lehrerin Jana Leitiger. Wie das anders geht und was unter fairem Handel zu verstehen ist, auch das erarbeiteten sich die Schüler. Weitere Stationen waren Mobbingprävention, unterstützt von der Polizei Salzwedel, oder die didaktische Aufarbeitung zum Leben der Anne Frank. Die Klasse 12a beschäftigte sich mit der Thematik Zwangsarbeit und besuchte dazu das VW-Werk in Wolfsburg. DDR-Alltag und Flucht standen im Fokus der Berlinfahrt der Klasse 9d.