1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Happy End für Gardeleger Torwächter?

Ratsentscheidung Happy End für Gardeleger Torwächter?

Gute Nachrichten für alle Fans des Gardeleger Torwächters: Der stattliche Bursche wird demnächst für alle sichtbar aufgestellt.

Von Gesine Biermann 18.08.2016, 01:01

Gardelegen l Der Sieg ging ganz klar nicht an das Geld, sondern an die Liebe: Der hölzerne Torwächter, jahrelang eines der beliebtesten Fotomotive vor dem berühmten Salzwedeler Tor in Gardelegen – vor einigen Wochen aber wegen akuter Standprobleme aufgrund von Holzfäule umgelegt und eingelagert – wird wieder auferstehen.

Das Unternehmen Galaserv wird ihn übernehmen. Und das Beste: Er wird nicht länger einsam sein. Seine künftigen Besitzer wollen ihm eine Gefährtin an die Seite stellen. Wie die aussehen wird, ist wohl noch ein Geheimnis. Es wird aber „eine betuchte Dame sein“, verrät Thomas Berlin vom Unternehmen.

Mit seinem Angebot er offensichtlich ins Schwarze. „Da der Wächter in den letzten Jahren immer in der Öffentlichkeit stand, und an Publikumsverkehr gewöhnt ist, dachten wir, dass dies unbedingt beizubehalten wäre“, steht in dem Brief an die Stadt.

Und „auch dem Gardeleger Fußvolk sollte aus Sicht des Torwächters die Möglichkeit eingeräumt werden, diesem weiterhin für seine treuen Dienste zu danken und ihn an seinem Alterssitz zu besuchen“.

Und der wird sich auf dem Gelände der Galaserv, direkt neben dem Bürgerpark befinden. Dort könne er, so Thomas Berlin, in der Sonne stehen „und seine alten Tage genießen.“ Auch den Transport und die Sanierung werde seine Firma selbstverständlich übernehmen, zudem die Sanierung und Aufstellung. Und außerdem gibt‘s noch einen Obolus an die Stadt, „Pensionsansprüche in dreistelliger Höhe.“ Weil er 2003 aufgestellt worden war, habe man sich auf 203 Euro verständigt, bezifferte Bürgermeisterin Mandy Zepig.

Mit dieser Summe konnten die Sieger zwar keinesfalls mit dem Höchstgebot mithalten – der Geschäftsführer einer Jugendhilfeeinrichtung aus Himmelreich hatte für den Torwächter sogar 5000 Euro geboten – dennoch bekam das Gardeleger Unternehmen den Zuschlag.

Und zwar mit überwältigender Mehrheit. 19 von 23 Stadträten, Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern stimmten in der Sozialausschusssitzung für den Standort am Bürgerpark. Auch das war etwas Besonderes. Da es sich um keine Beschlussvorlage handelte, entschieden sich die Ausschussmitglieder nämlich, alle Anwesenden mit abstimmen zu lassen – geheim, am Flipchart. Das Ergebnis war eindeutig.

Insgesamt waren übrigens sechs Vorschläge für den Verbleib des Torwächters eingegangen. Darunter auch eine Zukunft auf dem Gardeleger Reitplatz, verbunden mit einer Spende des Reit- und Fahrvereines in Höhe von 300 Euro, ein Standplatz im Salzwedeler Märchenpark für einen symbolischen Preis von einem Euro, oder eine Reise nach Osterburg – Reisekostenerstattung von 1000 Euro inklusive. Wobei der Bieter aber erst noch mit dem Osterburger Bürgermeister Nico Schulz besprechen wolle, wo der Torwächter in Osterburg denn stehen könnte.

Ein Plätzchen ganz in der Nähe seines alten Standortes bot zudem ein Gardeleger, der auf seinem Grundstück vor dem Salzwedeler Tor eine Seniorenwohnanlage plant. Er bot 500 Euro an und zudem den städtischen Weihnachtsbaum für dieses Jahr, „der dann im neuen Jahr als Brennholz versteigert werden könnte, um auch den Interessenten von Kaminholz gerecht zu werden“.

Allerdings müsste dem Torwächter zuvor „operativ das untere Drittel entfernt werden“, so dass er auf den Knien zu stehen käme. Der Bieter hatte dem „Kumpel an seiner jetzigen vorläufigen Ruhestätte“ aber nach eigenen Aussagen kürzlich „tief in die Augen geschaut“, und man sei sich über die OP einig gewesen...

Einig war man sich indes auch im Sozialausschuss: keine Operation, keine Reise, kein Reitplatzwächter – sondern ein Plätzchen am Bürgerpark und eine Gefährtin warten nun auf den Mann aus Holz. Ein wahres Happy End also, und vielleicht auch ein neues Glück für den leidgeprüften Kerl, der ja immerhin mit dem einst unerwartet aufgetauchten, aber dann heimtückisch entführten hölzernen kleinen Torwichtel schon einmal einen Gefährten verloren hatte.