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Repowering 200-Meter-Windräder zwischen Thüritz und Lüge

Überall im Nordwesten der Einheitsgemeinde Kalbe entstehen neue Windkraftanlagen - einige der größten zwischen Thüritz und Lüge.

Von Cornelia Kaiser 14.08.2016, 09:00

Lüge/Thüritz l Kalt pfeift der Wind am alten Funkturm bei Lüge. Er steht auf einer Erhebung, von der aus es sich wunderbar in die Landschaft der Umgebung blicken lässt. Und überall sind Windräder zu sehen, und zwar nicht nur weit entfernt am Horizont, sondern auch ganz in der Nähe des Funkturmes. Hier wird nämlich gerade der bereits bestehende Windpark Lüge/Thüritz erweitert.

Verantwortlich dafür ist die Unternehmensgruppe „WindStrom“, die das Projekt im Auftrag eines in Badel ansässigen Betreibers umsetzt. Wie vom zuständigen Planer Udo Schindowski auf Volksstimme-Anfrage mitgeteilt wurde, erfolgt in besagtem Windpark ein sogenanntes Repowering. Das bedeutet, dass zwei der zehn bislang bestehenden Windräder komplett zurückgebaut worden sind. Dafür werden allerdings fünf neue Anlagen errichtet, von denen vier von einer besonders beeindruckenden Größe sind. Sie haben nämlich eine Nabenhöhe von 141 Metern. Und das bedeutet, dass sie es mit aufgestelltem Flügel auf eine Gesamthöhe von rund 200 Metern bringen. Die fünfte neue Anlage schafft es immerhin auf eine Nabenhöhe von 120 Metern. Und bei allen Windrädern beträgt der Rotordurchmesser jeweils 117 Meter.

Insgesamt wird durch die fünf neuen Anlagen eine Leistung von 15 Megawatt erreicht. Um den Strom ins Netz einspeisen zu können, wurde neben dem vorhandenen Umspannwerk in der Gemarkung Badel eine weitere 110-Kilovolt-Schaltanlage errichtet.

„Und um den Eingriff in Natur und Landschaft sowie in das Landschaftsbild auszugleichen, wurden mit dem Altmarkkreis Salzwedel als untere Naturschutzbehörde verschiedene Projekte erarbeitet“, so Schindowski. Dabei habe es auch eine Zusammenarbeit mit der Sieben-Linden-GmbH (Ökodorf) aus der Region Beetzendorf gegeben. So erfolge zum Beispiel die Umgestaltung eines Trafoturms in ein Schleiereulen- und Fledermausquartier. Außerdem seien eine langfristige Sicherung von Kellern als Überwinterungsquartier von Fledermäusen, ein Libellenmonitoring und eine Neuanlage von Feldgehölzen entlang des Augrabens vorgesehen. Es gebe an Einzelbäumen einen Horstschutz vor Waschbären. Zudem seien bereits am Badeler Sportplatz morsche Pappeln gefällt und durch heimische Laubbäume ersetzt worden, berichtet Schindowski.

Die Firma, für die er tätig ist, wirkt allerdings nicht nur planerisch, sondern auch als Investor. So hat sie auch den Windpark bei Jeggeleben um vier Anlagen mit einer jeweiligen Nabenhöhe von 138 Metern erweitert (Volksstimme berichtete). Und dort plant sie als Dankeschön für die Bevölkerung nun auch ein Bürgerfest. Es soll am Sonntag, 4. September, ab 11 Uhr im Windpark Jeggeleben stattfinden.

Neue Windräder werden aktuell aber auch in der Nähe von Cheinitz und Zethlingen errichtet. Dort tritt die in Bremen ansässige Firma WPD als Investor auf und lässt insgesamt sechs Rotoren mit einer Nabenhöhe von 139 Metern errichten.

Und vom alten Funkturm in Lüge ist das alles sehr gut zu sehen. „Windräder, soweit das Auge reicht“, sagt einer der in der Nähe tätigen Bauarbeiter. Zwar favorisieren viele Bürger der Region diese Art der Energiegewinnung im Vergleich zu Kohle- oder gar Kernkraftwerken. Doch werden auch Windanlagen zunehmend kritisch gesehen. Dass im Nordwesten der Einheitsgemeinde Kalbe besonders viele entstehen, liegt daran, dass dieser Bereich als sogenanntes Vorranggebiet für die Nutzung von Windenergie im Regionalen Entwicklungsplan ausgezeichnet ist.