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Rotwild Strecke weit vom Ziel entfernt

Deutlich weniger Rotwild als geplant, kam im abgelaufenen Jagdjahr zur Strecke. Das Damwild kommt nur noch regional vor.

Von Ilka Marten 06.06.2016, 12:00

Letzlingen (iwi) l Beim Damwild fast eine Punktlandung, beim Rotwild weit vom Planansatz entfernt. So lassen sich die Streckenberichte von Ralf Pieper, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Rot- und Damwild, auf den Punkt bringen. Pieper berichtete am Sonnabend bei der Mitgliederversammlung im Letzlinger Kulturhaus den knapp 20 anwesenden Jägern. Und mit Blick auf die vielen freien Plätze im Saal sagte der AG-Leiter: „Ich bin nicht zufrieden, wenn ich diese Resonanz sehe.“

70 000 Hektar sind die Bezugsfläche der AG Rot- und Damwild. Pieper betonte noch einmal die Bedeutung der Zählung der Tiere: „Es geht um die Übersicht über den Bestand. Das ist das A und O zur Bewirtschaftung.“

Auf dem Truppenübungsplatz sei erstmals mit einer Befliegung der Flächen gearbeitet worden, dabei könnten aber nur Rückschlüsse auf die Stückzahl gezogen werden. Hinzu komme, dass diese Variante kostspielig sei und damit nicht für weitere Flächen in Frage komme.

Piepers Resümee: „Der Überhang des Kahlwildes ist immer bedeutender geworden. Und wir haben liebe Not, den Bestand zu kontrollieren.“ Beim Rotwild, wo in der Strecke 969 Tiere geplant waren, wurden nur 614 erlegt. „Da sind wir nicht einmal ansatzweise an der Vorgabe“, so Pieper. Bei den Alttieren wurden 112 geschossen, geplant waren 192. Allerdings sei das durchaus schwierig, denn Alttiere dürfen nur geschossen werden, wenn sie kein Kalb bei Fuß haben beziehungsweise vorher das Kalb abgeschossen wurde.

Bei den Hirschen der Altersklasse vier gab es nur zehn erlegte Tiere, im Planentwurf standen 58. Selbst nach den Ist-Zahlen der Strecke 2015/16 liegen die zehn Hirsche deutlich unter dem Soll nach der Hegerichtlinie, denn danach hätten es 37 sein müssen. Anders herum sah es bei den Hirschen der Altersklasse drei aus: 23 Stück waren es, 12 hätten es laut Hegerichtlinie und Strecke aber nur sein dürfen.

Eine Ursache für die geringe Strecke könnte mit gewesen haben, dass bei den Drückjagden extrem schlechtes Wetter gewesen sei. Aber das erkläre nicht den Einbruch von 200 Stück. Denn im vorigen Jagdjahr waren es noch 805 Stück Rotwild – und damit die höchste Zahl seit 1995. Die niedrigste Zahl beim erlegten Rotwild weist die Statistik 1998/99 mit 172 Stück aus. Pieper mahnte noch einmal: „Wir müssen zusehen, dass wir unser Kahlwild unter Kontrolle bekommen.“

In seinem Vortrag ging der AG-Leiter darauf ein, dass es Tendenzen „zur Großrudelbildung von 80 Kopf und mehr gibt“. Pieper: „Das ist nicht nur der Wolf, aber der spielt auch eine Rolle.“

Er sprach von sogenannten Angstrudeln, die es für die Jäger schwierig machen würden, Abschusserfolge zu erzielen: „Die Tiere trauen sich nicht auf die Äsungsflächen.“ Und dadurch würden dann auch Schäden entstehen, wenn das Wild beginne zu schälen. Da sei bei Kiefernjungwuchsen „schnell mal eine Pelle von einem Meter runtergezogen“, so Pieper. Auch im Mais, Raps und Getreide gebe es gehäuft Schäden.

Das Damwild komme inzwischen nur noch regional begrenzt vor, bedauerte Pieper. Dort war auch die Strecke wie immer deutlich kleiner. Im Plan standen 69 Tiere, im Ergebnis 67. Allerdings wurden fünf Alttiere mehr erlegt als es hätten sein sollen. Die Strecke pro Jagdjahr bewegte sich in der Vergangenheit zwischen 82 und 51 Tieren.

Aufschluss über die Bewegungsachsen des Rotwildes erhoffen sich die Mitglieder der AG Rot- und Damwild vom Besenderungsprojekt. Dazu referierte Christian Trothe vom Institut für Wildbiologie Göttingen und Dresden.