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Rückbau Basistelefone statt Telefonzellen

Zwei Telefonzellen im Gardeleger Stadtgebiet werden weichen. An den Standorten wird die Telekom zwei Basistelefone installieren.

Von Gesine Biermann 27.09.2017, 03:00

Gardelegen l Viele von ihnen gibt es in Zeiten, in denen quasi jeder ein Mobiltelefon besitzt, ohnehin nicht mehr. Bislang fanden Bürger in der Stadt aber immer noch zwei Telefonzellen. So steht an der Otto-Nuschke- Straße noch ein echtes Häuschen, ein zweites an der Bahnhofstraße. Allerdings nicht mehr lange, informierte Bürgermeisterin Mandy Zepig während der jüngsten Stadtratssitzung. Denn beide werden von der Telekom abgebaut. Dass die Standorte für ein öffentliches Telefon dennoch bleiben, dafür hatte sich die Stadt aber eingesetzt. Und so werden die bisherigen Zellen zwar tatsächlich abgebaut, an gleicher Stelle aber zwei Basistelefone installiert.

„In aller Regel stimmen die Kommunen unserem Ansinnen zu, Telefonzellen abzubauen“, informierte auf Nachfrage Pressesprecherin Stefanie Halle von der Telekom. „Sollte es aber in Ausnahmefällen zu keinem Konsens bezüglich eines bestimmten Standortes kommen, tauschen wir das vorhandene öffentliche Telefon gegen ein deutlich günstigeres Basistelefon aus.“ In der Regel sei dies ein Metallpfosten, an dem ein Telefon angebracht ist. „Dort kann man aber nur noch mit einer Telefonkarte telefonieren“, erläuterte Stefanie Halle. Münzen werden nicht mehr angenommen. Die Gefahr von Diebstahl oder Vandalismus, um an eine Münzkassette zu kommen, sei einfach zu groß, so Halle.

Wer also wirklich eines dieser beiden Telefone nutzen muss, der sollte schon eine Telefonkarte haben. Nicht ganz so selbstverständlich für jeden Bürger. Allerdings funktionieren die Notrufnummern auch ohne Karte, versicherte Stefanie Halle.

Und sie warb auch für Verständnis für den Abbau vieler Zellen: „Grundsätzlich wird der Bestand an Telefonzellen fortlaufend dem Bedarf bei den Bürgern angepasst. Denn der Unterhalt einer Telefonzelle kostet viel Geld, etwa für Strom, Standortmiete, Wartung oder Beseitigung von Schäden durch Vandalismus.“ Allein für letzteres gebe die Telekom etwa eine Million Euro aus.

Bundesweit seien deshalb auch nur noch knapp über 20 000 öffentliche Telefone in Betrieb. Als Vergleich: In Deutschland kommen statistisch gesehen etwa 1,4 SIM-Karten auf jeden Einwohner. Aber auch stillgelegte und noch nicht abgebaute Telefonzellen könnten aus den oben genannten Gründen weiter Kosten verursachen, betonte Halle.

Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände sei deshalb vereinbart worden, dass die Telekom Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen dürfe, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen. Und das traf offensichtlich auf die beiden Telefonzellen im Stadtgebiet zu. „Der Umsatz ist ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr besteht“, betonte Stefanie Halle. Folglich sei der Kunde die wesentliche Entscheidungsinstanz hinsichtlich des Angebotes an öffentlichen Telefonen.

„Nur mal angenommen, die Kommunen wären selbst für den Unterhalt und Betrieb von öffentlichen Telefonen zuständig, dann hätten sie die allermeisten sicher schon längst flächendeckend abgeschafft“, mutmaßte Stefanie Halle. Denn die meisten noch erhaltenen Standorte heutzutage seien in aller Regel schlichtweg nicht oder kaum noch rentabel zu betreiben.

Überall dort, wo es auch wirtschaftlich Sinn mache, würden öffentliche Telefone der Telekom aber auch in Betrieb bleiben, zum Beispiel auf Bahnhöfen, Flughäfen oder Messegeländen – und als Basistelefon eben auch an einigen Standorten in Gardelegen. So gibt es zum Beispiel noch ein öffentliches Telefon auf der Ernst-Thälmann-Straße oder an der Sandstraße oder auch in Mieste. Auch dort hatte die Stadt den Rückbauwunsch der Telekom abgelehnt.

Bereits 2014 hatten sich die Stadträte übrigens darüber abgestimmt, dass alle Standorte bleiben sollen, da es immer noch Menschen gebe, die darauf angewiesen sind und sich dem Stand der Technik noch nicht angepasst haben – vornehmlich ältere Bürger oder Behinderte.