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Schlüsselfrage Kein Schlag mehr zur vollen Stunde

Ein Karritzer zog regelmäßig die Kirchenuhr seines Dorfes auf. Doch dann sollte er den Schlüssel wieder aushändigen.

Von Doreen Schulze 05.09.2020, 01:01

Karritz l Die Uhr am Karritzer Kirchturm schlägt nicht mehr zu jeder vollen und halben Stunde. Nicht weil sie defekt ist. Nein, weil niemand sie aufzieht. Auch findet sich in Karritz niemand, der sich um weitere Belange rund um Kirche und Friedhof kümmert.

Thomas Kusch, Mitglied im Ortschaftsrat Neuendorf am Damm und Leiter der Löschgruppe Karritz-Neuendorf, möchte das so aber nicht stehen lassen. Wie er Volksstimme gegenüber berichtet, habe er mehrere Jahre lang die Uhr gepflegt. Einmal die Woche stieg er über eine schmale Stiege in den Turm, zog dort die Uhr auf. „Die Uhr ist fast 100 Jahre alt. Es braucht technisches Verständnis. Ich habe auch jedesmal die Zahnräder auf ihre Festigkeit überprüft und das Glockenwerk geprüft“, berichtet er. Kusch selbst ist nicht kirchlich. Die Pflege der Uhr übernahm er ehrenamtlich.

Als im Oktober vergangenen Jahres die Wahl des Gemeindekirchenrates anstand, fanden sich für Karritz keine Kandidaten. Die Kirchengemeinde blieb ohne Gemeindekirchenrat. Und somit kam auch für das Kirchspiel Neuendorf-Karritz – die Kirchengemeinden Karritz und Neuendorf am Damm wurden 2007 zusammengeschlossen – kein Gemeindekirchenrat zustande. Bislang stellte der Gemeindekirchenrat für das Kirchspiel Neuendorf-Karritz gemeinsam vier Kandidaten.

Nach dieser Wahl sei ein Verantwortlicher für die Kirche in Neuendorf am Damm gekommen und habe von Kusch den Kirchenschlüssel zurückgefordert, so der Karritzer. Michael Schuft, Pfarrer des Pfarrbereiches Garlipp-Poritz, zu dem die Kirchengemeinde Karritz gehört, kennt diesen Sachverhalt. „Es ist aber so, dass schon vor der Gemeindekirchenratswahl die Uhr seit einem längeren Zeitraum nicht mehr aufgezogen worden ist“, sagt er auf Anfrage. Zumindest hätten ihm dies Karritzer berichtet. Daraufhin wurde entschieden, den Kirchenschlüssel zurückzuholen.

Grundsätzlich können aber auch Einwohner, die nicht kirchlich sind und sich daher nicht zur Wahl des Gemeindekirchenrates aufstellen lassen können, sich für die Belange rund um die Dorfkirche einsetzen. Um eine Lösung zu finden, wie Kirche und Friedhof in Karritz wieder umsorgt werden könnten, wird es am Donnerstag, 10. September, ab 18.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus des Ortes ein Gesprächsabend geben. Zu diesem laden Superintendent Michael Kleemann, das Kirchspiel Neuendorf-Karritz gehört zum Kirchenkreis Stendal, und Pfarrer Michael Schuft ein.

Thomas Kusch wird diesen Termin auch wahrnehmen. „Die Uhr wurde damals von einem Unternehmer aus Karritz gespendet. Deshalb wäre es schade, wenn sich um eine solche Spende niemand mehr kümmert“, äußert er.