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Schule Förderklasse nur noch an zwei Tagen

Ein Jahr hatte die Miester Sekundarschule eine Förderklasse für Kinder mit Migrationshintergrund. Doch was jetzt?

Von Ilka Marten 11.01.2017, 12:22

Mieste l 23 Schüler lernen in der Klasse 5 b der Miester Sekundarschule Am Drömling. Für einige ist es eine besonders große Herausforderung, denn bis vor den Weihnachtsferien waren sie in der Förderklasse, die von Januar bis Dezember vom Weteritzer Dirk Kuke betreut wurde.

Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien erfuhr Schulleiterin Ilka Passiel telefonisch, dass der Arbeitsvertrag von Dirk Kuke als Sprachlehrer nicht verlängert wird. „Wir haben bis zum letzten Tag gehofft“, sagte Ilka Passiel. Und sie ergänzte: „Wir haben auch schriftlich signalisiert, dass wir ihn gerne behalten möchten.“

Für die Miester Sekundarschule sei Dirk Kuke, der sich ehrenamtlich um Flüchtlingsfamilien in Mieste kümmert und dort weiterhin für ganze Familien Deutschkurse zum Einstieg anbietet, ein Glücksfall gewesen, betonte die Schulleiterin. Denn Kuke war in Mieste nicht nur der Sprachlehrer der Kinder, „sondern der Koordinator zwischen Schule und Eltern, er hat den Draht zu den Familien“, so Passiel. Wenn ein Schüler zu spät gekommen sei, habe Kuke einfach selbst mal vorbeigeschaut.

Von August 2015 bis Januar 2016 seien die schulpflichtigen Flüchtlingskinder nämlich in den Klassen untergebracht worden. Passiel: „Das brachte keine Erfolge für die Kinder.“ Vor genau einem Jahr wurde an der Miester Sekundarschule dann die Förderklasse eröffnet, in der Dirk Kuke neu ankommenden Kindern grundlegende Deutschkenntnisse vermittelte. „Wenn sie dann soweit waren, kamen sie in die Klassen“, so Passiel. Etliche seien bereits in die Klassen integriert. Die Miester Schule hätte mit dieser Verfahrensweise gute Erfahrungen gemacht. Teils bis zu zwölf Kinder lernten in der Förderklasse, mehr als 20 Kinder in Mieste haben einen Migrationshintergrund.

Besonders bitter ist das Ende der Tätigkeit von Dirk Kuke für die aktuellen Schüler der Migrationsklasse, die teils erst seit September die Klasse besuchten. „Da sind auch Analphabeten dabei“, so Passiel. Für diese Schüler wäre es aus Sicht der Schulleiterin die fairste Lösung gewesen, wenn der Vertrag mit dem Sprachlehrer wenigstens bis zum Schuljahresende verlängert worden wäre. „Dann hätten sie Grundkenntnisse gehabt“, so die Schulleiterin. Nun wurden die Kinder aus Afghanistan, dem Kosovo und Indien im Alter von 12 bis 15 Jahren auf die fünften Klassen verteilt.

Nur an zwei von fünf Tagen lässt es das Stunden- und Personalkontingent der Sekundarschule derzeit zu, dass Lehrer den Schülern im Rahmen der Förderklasse den Intensiv-Deutschkurs anbieten können. Die anderen drei Tage verbringen die Schüler in ihren Klassen. Ansprechpartner sind für sie die Klassenlehrer. „Aber es ist natürlich unmöglich für Kinder, die noch gar kein Deutsch können, dem Fachunterricht zu folgen“, so die Schulleiterin. Und die Kinder müssen nicht nur eine Sprache neu lernen, auch Englischkenntnisse hat kaum einer von ihnen.