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Sprache Sag‘s doch einfach!

Wie sagt man es verständlich? Auf jeden Fall einfach. Mit "Leichter Sprache" befasst sich auch die Gardeleger Lebenshilfe.

Von Gesine Biermann 25.09.2018, 21:00

Gardelegen l Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Nur: Längst nicht jeder Erwachsene in Deutschland kann tatsächlich verstehend lesen. Wenn dann auch noch ellenlange Sätze, englische Wörter oder gar Fachbegriffe dazukommen, schaltet schon so mancher Durchschnittsbürger einfach auf Durchzug. Jeder, der schon mal einen Bafög-Antrag oder eine Steuererklärung ausgefüllt hat, kennt das. Wie schwer erst muss es Menschen mit Behinderungen fallen, wichtige Formulare zu verstehen, selbst wenn die Inhalte einfacher sind?

Genau mit diesem Thema beschäftigen sich seit rund einem Jahr nun Mitarbeiter und Betreute der Gardeleger Lebenshilfe. Sie haben dazu sogar eine Projektgruppe gegründet. Ihr Ziel: Texte, zum Beispiel von Ankündigungen am schwarzen Brett, Verträge oder Richtlinien, in die Leichte Sprache zu übersetzen, sie also so zu formulieren, dass auch die Menschen mit Behinderungen sie gut verstehen.

Und die sind in diesem Fall „unsere Prüfleser“ und offensichtlich mit Feuereifer dabei, erzählt Stephanie Neuber, die gemeinsam mit ihren Kollegen Marko Kühnel, Marion Lorenz, Thomas Miegel und Nicole Marschner zur Arbeitsgruppe „Leichte Sprache“ gehört. Denn die sieben, sehr unterschiedlich behinderten Prüfleser dürfen nicht nur die Ergebnisse begutachten, sondern sind gleichberechtigt mit im Team. Jürgen Brettschneider, Charlott Krüger, Juliane Engelmann, Eva Schachel, Dietmar Hildebrandt, Bianca Böcker und André Nix haben zum Beispiel die Hausordnung der Lebenshilfewerkstätten, Formulare wie die Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht, aber auch Mitteilungen wie die Einladung zum Treffen des Werkstattrates mit übersetzt.

Einfach ist das Ganze übrigens nicht – obwohl das Team natürlich im Vorfeld ein Seminar absolviert hat. „Wir waren jedenfalls ziemlich überrascht, wie viel Zeit das in Anspruch nimmt“, verrät Neuber. Gerungen werde um jedes Wort und jeden Satzbau. Denn alles soll so klar wie möglich sein. Verben werden bevorzugt, Formen wie der Konjunktiv wiederum vermieden. Zudem sind Regeln zu Schrifttyp, oder Anordnung einzuhalten. Zusätzlich werden bei der Leichten Sprache Piktogramme, also kleine erklärende Bildchen verwendet, die den Text noch verständlicher machen sollen – nicht zu verwechseln allerdings mit Illustrationen in Kinderbüchern: „Wir verwenden keine verniedlichenden Bilder“, versichert Stephanie Neuber. Zielgruppe seien schließlich Erwachsene.

Dass die sich mit der Leichten Sprache noch ein Stück besser im Leben zurechtfinden, davon ist das Team der Lebenshilfe mittlerweile überzeugt. Und andere könnten von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung ab sofort profitieren, „denn wir wollen solche Übersetzungen als Dienstleistungen anbieten“, erläutert Geschäftsführer Hans-Peter Haase. Zusätzlich werden bei der Leichten Sprache Piktogramme, also kleine erklärende Bildchen verwendet, die den Text noch verständlicher machen sollen – nicht zu verwechseln allerdings mit Illustrationen in Kinderbüchern: „Wir verwenden keine verniedlichenden Bilder“, versichert Stephanie Neuber. Zielgruppe seien schließlich Erwachsene.

Aber auch in anderen Bereichen könnten solche Übersetzungen helfen, Menschen mit Handycaps selobstständiger zu machen. Beim Arzt zum Beispiel oder in öffentlichen Gebäuden. „Barrieren“, sagt Stephanie Neuber, „sind nämlich nicht immer nur Treppen.“ Eine Barrieren kann auch sein, wenn man etwas nicht versteht.