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Stadtentwicklung„Wir haben ein Luxusproblem“

Mieste wächst. Allein im Jahr 2020 um 21 Einwohner. Das freut den Ortsbürgermeister. Allerdings bringt das auch Probleme mit sich.

Von Cornelia Ahlfeld 24.01.2021, 05:00

Mieste l Der Ort Mieste nimmt eine Entwicklung, die nicht gerade zum Thema Landflucht passt. Der Ort verliert keine Einwohner. Im Gegenteil. Es kommen Neue dazu. Familien von außerhalb, von umliegenden Orten. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen ist es das neue Eigenheimgebiet am Dammkrug. Allein im zweiten Abschnitt am Dammkrug, erst im vorigen Jahr erschlossen, liegen für 15 Grundstücke schon Anträge vor. Der erste Abschnitt ist fast komplett bebaut. Auch am Schützenvereinsheim mitten im Dorf sollen Bauplätze ausgewiesen werden. Derzeit sind vier Grundstücke verfügbar. Acht Bewerber gibt es. Weitere Bauplätze sollen dort ausgewiesen werden, wenn die derzeitigen Pachtgärten nicht mehr bewirtschaftet werden.

Mieste ist ein Grundzentrum. Alle wichtigen Einrichtungen können fußläufig erreicht werden. Kinderkrippe, Kindergarten, Grundschule, Sekundarschule, Einkaufsmöglichkeiten, eine große Sporthalle, eine Arztpraxis. Und es gibt einen weiteren, wichtigen Punkt, dass sich Menschen auch von außerhalb für Mieste entscheiden: die Bahnanbindung. In 20 Minuten ist man mitten in Wolfsburg. Das VW-Werk ist nicht weit. Und natürlich auch nicht die Innenstadt mit ihren Einkaufstempeln.

Knapp 2000 Einwohner hat der Ort am Rande des Drömlings, einem Naherholungsgebiet für die ganze Familie. Allein 21 Einwohner sind im vorigen Jahr dazu gekommen. Das freut natürlich Ortsbürgermeister Andy Neubauer und den Ortschaftsrat. Aber das bringt auch Probleme mit sich. Und die waren Thema während der jüngsten Sitzung des Miester Ortschaftsrates.

„Unser Kindergarten ist zu klein“, machte Neubauer im Volksstimme-Gespräch im Nachgang der Sitzung deutlich. Eingeweiht am 26. Juni 2015 ist der Bau noch ganz neu. Die Kapazität liegt bei 70 Kindern. „Zu diesem Zeitpunkt hat das vielleicht auch gereicht“, meinte Neubauer. Es hätte bei einem größeren Bau wohl auch Probleme mit Fördermitteln gegeben. Aber jetzt: „Der Ort Mieste wächst. Da muss der Kindergarten auch mitwachsen“, betonte Neubauer.

Der Ort profitiere natürlich vom Eigenheimgebiet. Dadurch seien bisher 15 Kinder neu nach Mieste gekommen.

Eine Familie aus Dresden sei nach Mieste gezogen. „Wohlgemerkt in ein Grundzentrum mit Kindereinrichtungen. Und ich musste sie ins drei Kilometer entfernte Miesterhorst verweisen“, so Neubauer. Jede Woche erhalte er mindestens drei Anrufe mit Nachfragen wie: Wo kann ich in Mieste bauen, wo ein Grundstück oder ein Haus kaufen oder eine Mietwohnung beziehen? Die Bauherren kämen unter anderem auch aus Werben und Stendal. Erst vor Kurzem habe er einen Anruf aus Tangermünde mit der Nachfrage nach Bauland erhalten. „Ich habe mal gefragt, warum man aus Tangermünde denn nach Mieste ziehen will“, so Neubauer. Die Antworten: Der Ort Mieste sei nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Vor allem die Bahnanbindung an Wolfsburg sei attraktiv. „Der Mann meinte zwar, Tangermünde sei am Wochenende schön für Touristen, natürlich auch als Wohnort, aber es fehle an Arbeit“, gab Neubauer das Gespräch wieder. Und der Interessent arbeite in Wolfsburg. „Und da hat man irgendwann keine Lust mehr, täglich zwei Stunden im Auto zu sitzen.“

Vom Eigenheimgebiet profitiere auch die Miester Feuerwehr. So hätten sich viele als Quereinsteiger bei der Feuerwehr angemeldet. Erst jetzt habe es wieder zwei Neuanmeldungen gegeben. Aktuell seien 51 Kameraden im aktiven Dienst. „Wir haben jetzt ein Luxusproblem. Wir wissen nicht mehr, wohin mit den Leuten. Sieben Kameraden müssen sich schon in der Fahrzeughalle umziehen“, schilderte Neubauer die Situation.

In diesem Jahr käme außerdem noch ein neues Löschfahrzeug in die Halle, und zwar das Vegetationsbrandbekämpfungsfahrzeug. Auch dafür brauche man Platz. „Wir müssen das Thema Feuerwehr also auch angehen. Aber oberste Priorität hat der Kindergarten“, stellte Neubauer klar. Eine Containerlösung würde er allerdings ablehnen. Er plädiere für einen Anbau.

Dass es eng wird im Miester Kindergarten, das bestätigte auch Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher. Zum Juli – dann besuchen 72 Kinder die Einrichtung – wird es eine Ausnahmegenehmigung geben müssen. Mündliche Absprachen gebe es bereits. Vier Kinder hätten als Ausweichmöglichkeit einen Platz in der Kita Miesterhorst bekommen. Zwei davon seien schon in Betreuung. Zwei Kinder besuchen ab Juli die Einrichtung. Einen Plan für den Miester Kindergarten gebe es bereits. Der werde in der nächsten Sitzungsschiene der Fachausschüsse des Stadtrates vorgestellt. Und es gebe auch schon einen Plan für eine mögliche Erweiterung des Eigenheimgebietes am Dammkrug. Auch das wird Thema der nächsten Ausschussrunde sein.

Ebenso sei das Thema Feuerwehrgerätehaus in der Bearbeitung. Dazu soll es weitere Gespräche mit der Stadtwehrleitung und Ortswehrleiter Wolfgang Witte geben.