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Stadtrat 44 Minuten für einen Straßennamen

Eigentlich nur eine Formalie, aber der Gardeleger Stadtrat brauchte 44 Minuten, um einen neuen Straßennamen festzulegen.

Von Cornelia Ahlfeld 28.06.2017, 11:50

Gardelegen l 19 Abstimmungen, 3 Sitzungsunterbrechungen und 44 Minuten für einen Tagesordnungspunkt der Stadtratssitzung am Montagabend – für eine Formalie. Denn es ging um die Benennung des neuen Jävenitzer Eigenheimgebietes im Alten Dorf. Das wird nun Schulzenhof heißen mit dem Hinweisschild: Bürgermeister von 1904 bis 1934. Da fiel offenbar einigen Stadträten das Ernstbleiben schwer. „Ich habe es lange nicht erlebt, dass sich der Stadtrat solange über Straßennamen unterhalten hat“, kam SPD-Stadtrat Jörg Marten im Verlaufe der Diskussion mit leichter Ironie daher.

Es ging um die Benennung der Erschließungsstraße im neuen Eigenheimgebiet im Jävenitzer Alten Dorf – 10 296 Quadratmeter groß, Platz für 13 Bauplätze. Drei Varianten lagen dafür vor: Bruno-Schulze-Ring, Auf dem Schulzen-Hof oder einfach nur kurz Schulzenhof, vorgeschlagen von Maik und Christian Matthies, die sich mit der Jävenitzer Heimatgeschichte befassen. Damit sollte Bruno Schulze, der dort seinen Hof hatte und als der bedeutendste Bürgermeister des Ortes gilt, posthum geehrt werden.

Vor der letzten Sitzungsschiene hatten die beiden Jävenitzer Ratsmitglieder Christian Glatz (Gemischte Fraktion) und Rudi Wolski (CDU) Jävenitzer Bürger befragt. Bei der Einweihung des Wohngebietes hatten sich anwesende Jävenitzer für Schulzenhof ausgesprochen.

Das Ganze nahm schon mit unterschiedlichen Empfehlungen in den Fachausschüssen seinen Anfang. Der Bauausschuss votierte auf Empfehlung Wolskis für Bruno-Schulze-Ring. Der Finanzausschuss war nach einem Hinweis von Glatz für Schulzenhof. Der Hauptausschuss folgte dem mit der Ergänzung, ein Schild aufzustellen mit dem Hinweis: Bürgermeister von 1904 bis 1934.

Am Montagabend nun sollte der Stadtrat über die künftige Wohnanschrift im neuen Gebiet entscheiden. Und dazu waren genau 44 Minuten, 19 Abstimmungen und drei Sitzungsunterbrechungen erforderlich (s. Info-Kasten).

Der Dachverband der Jävenitzer Vereine habe sich für Schulzenhof mit Hinweisschild ausgesprochen, informierte Glatz im Stadtrat. Er sei für Bruno-Schulze-Hof mit Hinweisschild, machte dagegen Rudi Wolski deutlich. Schulzes gebe es schließlich viele in Jävenitz, sogar noch einen Schulzenhof. Er sei dafür, den gesamten Namen aufzuführen.

Der Dorfschulze sei doch früher immer der Bürgermeister gewesen. „Wir sind ja immer noch die Dorfschulzen“, meinte Regina Lessing, Vorsitzende der Gemischten Fraktion und Ortsbürgermeisterin in Letzlingen. Schulzenhof sei der Bürgermeisterhof. Und Bruno eben der Name. „Der Schulzenhof könnte ebenso das Rathaus sein“, ergänzte CDU-Stadtrat Andreas Finger. Linke-Stadtrat Sieghard Dutz sprach sich für Bruno-Schulze-Ring aus, denn es handele sich schließlich um ein Wohngebiet und nicht um einen Hof. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Jävenitzer gefragt werden“, so Dutz.

„Wie man sieht, ist das nicht ausdiskutiert“, fasste Stadtrat Thorsten Bombach (fraktionslos) zusammen. Das Ganze sollte vertagt und das Votum der Jävenitzer eingeholt werden.

Die Bürgerschaft sei involviert gewesen, meinte Stadtratsvorsitzender Kai-Michael Neubüser.

„Wir haben die Hoheit, zu entscheiden. Das ist doch kein Kindergarten hier. Wir haben die Macht und das Recht, die Straße zu benennen. Drei Varianten, abstimmen, Hand hoch und fertig“, zeigte sich dann Stadtrat Gustav Wienecke leicht verärgert.

Bombach stellte einen Antrag auf Vertagen. CDU-Stadträtin Sandra Hietel kam mit einem weiteren Antrag: „Ich möchte die Variante 4 ins Spiel bringen, nämlich Bruno-Schulze-Hof.“ Das wäre dann auch im Sinne von ihrem Fraktionskollegen Rudi Wolski.

„Einen Antrag zur Geschäftsordnung“, warf dann SPD-Stadtrat Peter Wiechmann – sichtlich genervt – ein: „Schluss mit der Diskussion. Abstimmen.“