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Sterbebegleiter Von der Theorie in die Praxis

Elf künftige Hospizhelfer haben am Sonnabend in Gardelegen den theoretischen Teil ihrer Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

Von Gesine Biermann 12.12.2016, 02:00

Gardelegen l Sie will keine Operationen mehr. Sie will auch nicht mehr im Krankenhaus bleiben, dort, wo die Ärzte doch nur ihr Geld wollten. Ihr dominanter Bruder sieht das allerdings anders. Massiv drängt er die Todkranke zur Behandlung. Mitten in dieser dramatischen Familienszene muss die Hospizhelferin nun einen Weg finden, für die Kranke da zu sein...

Keine einfach Situation. Doch diese Szene – übrigens hervorragend gespielt von Carmen Hertel, Torsten Westphal und Sandra Knoche – könnte so oder ähnlich tatsächlich auf die künftigen Hospizhelfer zukommen. Rollenspiele zu verschiedenen Konflikten waren deshalb Inhalt des letzten Kursnachmittages für elf angehende Begleiter im ambulanten Hospizdienst.

Ihre theoretische Ausbildung, unter anderem auch Kursabende mit einem Bestatter, einem Juristen oder einem Schmerztherapeuten – haben die zehn Frauen und ein Mann aus der Region Gardelegen/Klötze damit abgeschlossen. Am Sonnabend erhielten sie alle ihre Zertifikate. Und bald schon werden sie auch praktische Erfahrungen sammeln. Im zweiten Teil der Ausbildung beginnen nämlich die Praxiseinsätze in stationären Einrichtungen in Gardelegen und Stendal. „Auch diese werden aber zunächst begleitet und in der Gruppenarbeit ausgewertet“, versicherte Pfarrer Ulrich Paulsen, Leiter des Hospiz Stendal am Sonnabend.

Er moderierte am Sonnabend die gespielten fiktiven Situationsgeschichten, die die zukünftigen ehrenamtlichen Begleiter in Gruppenarbeit vorbereitet hatten. Patentlösungen bot Paulsen für so dramatischen Situationen wie im eingangs geschilderten Familienzwist allerdings nicht an, sondern nur Tipps: „Fragt: „Was wünschst du dir oder was könntest du dir vorstellen“, riet er. Wenn das klar sei, könnte nämlich oft auch die Familie überzeugt werden, dass der Wunsch des Sterbenden wichtiger ist, als ihre Meinung.

Zudem behielte Paulsen im Auge, dass sich die späteren Helfer nicht überfordern. „Es ist wichtig darauf zu achten, wo die eigenen Grenzen sind!“, machte er klar.

Dass sich für den jüngsten Kurs so viele Bewerber gefunden hatten, freut neben dem Hospizleiter auch Thomas Rehbein, seit eineinhalb Jahren Koordinator des Ambulanten Hospizdienstes in Gardelegen.

Nach Abschluss der Ausbildung werden die elf neuen Begleiter schließlich die 17 Ehrenamtlichen, die bereits eingesetzt werden, in seinem Team verstärken. So wird auch niemand zu stark belastet.

Denn die Aufgabe, der sich die Hospizhelfer verschrieben haben, ist keine leichte. Gruppengespräche wird es deshalb auch weiterhin für alle geben. Gerade, um Situationen gemeinsam zu entschärfen, wie jene, die am Sonnabend ja „nur“ Spiel waren.