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Theater Wo pinker Nagellack überlebenswichtig ist

Elftklässler des Gardelegener Gymnasiums agierten als Schauspieler auf der Bühne im Schützenhaus mit "Shat ap Schiller".

Von Elke Weisbach 05.07.2019, 03:00

Gardelegen l Markige Sprüche und lockere Töne, Verzweiflung, Sehnsucht und Resignation – das alles gab es alles im Schützenhaus, wohin die Elftklässler der Theater-AG des Gymnasiums zur Aufführung eingeladen hatten. Zum Glück war der Name des Stückes „Shat ap Schiller“ nicht Programm. Denn es heißt frei übersetzt „Halt´s Maul, Schiller“. Da wäre es ganz schön ruhig im Saal. Das war natürlich nicht so bei der Geschichte um die Klasse 10 d mit David Zander, genannt Danger, der Dealer werden will, und den drei Chantiiies Chantal, Charleen und Chanel, für die es absolut überlebenswichtig ist, dass der pinke Nagellack super zum Sommer passt. Ihnen gegenüber stehen der Streber Alexander-Wilhelm, der alle in der Klasse für „inkompetent“ hält. Nur Lena nicht, die eigentlich auch was lernen will. In die ist er verschossen. Die jedoch hat nur Augen für Danger. Ja, so ist das mit der Liebe. Aber am Ende, soviel sei verraten, wendet sich alles zum Guten. Das gilt auch für Gina, die Tänzerin aus der Table-Dance-Bar, die es in die Klasse verschlägt, weil sie ihren Schulabschluss machen will und sich auch von den drei Chantiiies, die sie um ihre Körperformen beneiden und sie dumm anmachen, nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Das wäre auch der neuen Ethiklehrerin Lucy Schnadtstedt zu wünschen gewesen, die voll Enthusiasmus vom Studium in der 10 d landet und als Kirchenmaus betitelt untergeht. Ihr weinerliches „seid doch bitte mal ruhig“ verklingt ungehört im Lärm. Anders ergeht es dem Seiteneinsteiger Ali Akid, der mit seiner schnoddrigen Art und ungewöhnlichen Methoden die Aufmerksamkeit erringt. Er unternimmt mit den Schülern einen Ausflug zu den Pennern unter der Brücke, in die Table-Dance-Bar, zum Hartzer Horsti mit sechs Kindern und den Jungdealern hinterm Block. Was sie sehen, ist dann doch nicht so erstrebenswert. Bei vielen wäre es anders gelaufen, wenn sie in der Schule ein wenig mehr mitgemacht hätten. Ein wenig Umdenken findet statt. Mit einem gemeinsamen Tanz und einem Poetryslam über Wünsche, Ängste und auch Freude von Dorkas Soeder fiel der letzte Vorhang einer sehr beeindruckenden Vorstellung.

Wie überspitzt die Elftklässler Probleme in Schulen auf die Bühne brachten, war grandios. Alle Darsteller verschmolzen mit ihrer Rolle als Schüchterne, Coole, Zickige und Abgeklärte. Das sah das Publikum im vollbesetzten Schützenhaus ebenso und sparte nicht mit Beifall. Eine zweite Vorstellung gab es am Mittwoch für die Mitschüler. Und es wird eine dritte angeboten. Ende des Sommers soll es soweit sein. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.