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Tierheim 21 von 30 Katzen sind noch da

Im Gardeleger Tierheim ist es still geworden zwischen den Jahren. Nur wenig Besucher kommen, Ehrenamtliche halten den Betrieb aufrecht.

Von Petra Hartmann 01.01.2018, 02:00

Gardelegen l „Wir hängen hier zwischen Baum und Borke.“ Heidemarie Hintsch streichelt die Katze, die streckt sich und gibt leise Schnurrlaute von sich. Senta geht es wieder gut nach der Darmoperation, aber die Stimmung der ehrenamtlichen Helfer im Gardeleger Tierheim ist gedrückt. „Es gibt so viel, was getan werden müsste, aber so lange alles in der Schwebe hängt, kann man nichts machen“, sagt Heidemarie Hintsch. Die 74-Jährige kommt täglich um 9 Uhr ins Heim. Seit April hat sie nur an fünf Tagen gefehlt. „Ich mache das gern, ich hänge an den Tieren“, sagt sie. Aber die Situation ist bedrückend für sie. Seit der Kreis angeordnet hat, das Heim zu schließen, hängt alles in der Schwebe. Niemand weiß, wie es weitergeht. „Gestern war wieder das Veterinäramt da. Sie haben die Katzen gezählt, aber mit uns redet keiner.“

Der Kreis hatte die Schließung zum Ende Oktober nach Vorwürfen gegen den damaligen Vorsitzenden des Tierschutzvereines wegen illegalen Handels mit Hunden aus Ungarn angeordnet. Nun dürfen keine Tiere mehr aufgenommen werden. Die verbliebenen Katzen und Hunde werden weiter von Ehrenamtlichen betreut. 21 von ehemals 30 Katzen sind noch da, die laut Anordnung des Kreises vermittelt werden sollen. Aber das ist nicht so einfach. „Gestern war eine Familie da, die wollten unbedingt eine gestromte Katze haben, aber gestromte haben wir nicht“, sagt Hintsch traurig. Dabei hätte sie so gern Senta untergebracht. Die „glücksfarbene“ Katze – schwarz, weiß, rot – ist erst anderthalb Jahre alt, sehr verschmust und wäre gut als Wohnungskatze geeignet. „Sie frisst nur eine Dose, 200 Gramm täglich, das ist ein Euro. Und ganz wenig Trockenfutter“, wirbt sie.

Viel Unterstützung erfährt das Heim aus der Bevölkerung. So kamen bei einer Spenden-Aktion für Sentas Operation bisher 340 Euro zusammen. (Spenden für Senta: IBAN: DE85810555550200020137, Verwendungszweck Spendenkonto Senta)

Seit die Volksstimme berichtete, dass Futter gebraucht wird, fließen auch wieder Futterspenden. „Viele wussten nicht, dass es uns noch gibt“, sagt Hintsch. Am Tag vor Weihnachten bekam sie eine Menge Dosen, Trockenfutter und Katzenstreu. „Da sieht man, wie die Leute Interesse haben, dass so etwas für die Stadt erhalten bleibt“, sagt Vereinsmitglied Petra Gewasda. Sie ist stolz, dass das Tierheim über 1000 Hunde und Katzen vermittelt hat. Vor allem ist ihr wichtig, dass der Verein oft bei der Kastration von Katzen half.

Plötzlich rumpelt es. Ein großer Karton schiebt sich durch die Tür, dann kommen Juliane Wientzek und ihr Lebensgefährte Bastian Sander herein. Sie bringen Futterspenden und eine Katzenkratzbank. „Ich wohne jetzt in Hannover, aber Weihnachten bringe ich dem Tierheim immer etwas“, sagt die gebürtige Gardelegerin. Sie selbst hat zwei Katzen aus dem Tierheim, Amy und Luna, und draußen wartet Sally, der belgische Schäferhundmischling, der vor neun Jahren hier im Heim das Licht der Welt erblickt hat.