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Tierheim Im Moment alles bei Null

Der Gardeleger Tierschutzverein hat die Klage gegen den Landkreis und auch den Widerspruch gegen die Schließungsanordnung zurückgezogen.

Von Gesine Biermann 12.01.2018, 02:00

Gardelegen l Gardeleger Bürger, die ein freilaufendes Tier finden, müssen sich derzeit ans städtische Ordnungsamt wenden. Die Stadt selbst bringt alle Fundiere dann in das Tierheim nach Satuelle. Seit fünf Monaten hat die Stadt kein arbeitsfähiges Tierheim mehr. Ende August entzog der Landkreis dem Gardeleger Tierschutzverein die Betriebserlaubnis. Der Vorwurf: Vereinschef Kurt Gewasda wurde der illegale Handel mit ausländischen Hunden nachgewiesen. „Es sind aber auch noch weitere Personen involviert“, betont Dezernent Hans Thiele gestern im Gespräch mit der Volksstimme, „wir befinden uns immer noch im Rahmen der Ermittlungen.“ Und mehr könne der Landkreis derzeit auch nicht tun. Denn derzeit liege von keiner Seite aus ein Antrag auf den Betrieb eines Tierheimes vor.

Zwar hatte der Tierschutzverein als bisheriger Betreiber nach einer Vorstandsneuwahl im September zunächst Widerspruch gegen die Schließung eingelegt und kurz darauf auch Klage erhoben. Sowohl Widerspruch als auch Klage seien jedoch kurz vor Weihnachten überraschend zurückgezogen worden, informiert Hans Thiele. Und auch andere Interessenten, die sich nach Bekanntwerden der Schließung bei Gardelegens Bürgermeisterin gemeldet hatten und offenbar bereit waren, das Tierheim zu übernehmen, haben bislang keinen Antrag beim Landkreis gestellt.

„Wir sind im Moment bei Null“, betont Thiele. Die Stadt komme ihrer Pflicht, Fundtiere unterzubringen, nach, indem sie die Tiere in Satuelle abgibt. Mehr zu prüfen sei nicht die Aufgabe des Kreises. Es sei denn, es werde ein Antrag auf den Betrieb eines Tierheimes gestellt.

Das könne theoretisch auch jeder machen, betont Thiele. „Wir prüfen dann, ob der Antragsteller nachweislich Ahnung hat“, das heißt, eine entsprechende Sachkundeprüfung muss vorliegen. Der Antragsteller müsse zudem nachweisen können, dass er finanziell in der Lage ist, eine solche Einrichtung zu führen. „Und es müssen auch alle Personen im Hintergrund zuverlässig sein.“ Und hier liegt offenbar der Knackpunkt. Denn das Vertrauen des Landkreises in den Verein selbst scheint nachhaltig gestört.

Mittlerweile habe es zwar nach der Rücknahme von Klage und Widerspruch ein Gespräch zwischen Kreis und Tierschutzverein gegeben. Das bestätigten gestern sowohl Hans Thiele als auch Vereinsvorsitzende Carmen Koch. Auch nach diesem Gespräch ist aber weiterhin offen, ob der Gardeleger Tierschutzverein wieder einen neuen Antrag stellen wird.

„Grundsätzlich möchten wir das Tierheim weiter betreiben“, betont Carmen Koch gestern gegenüber der Volksstimme. Die Magdeburgerin hatte als bisherige zweite Vorsitzende kurzfristig den Vereinsvorsitz übernommen, nachdem die erst im September gewählte erste Vorsitzende, Steffanie Koch, überraschend zurückgetreten war. Eine Tatsache, die wohl auch bezeichnend für die derzeit angespannte Situation im Verein ist.

„Ich wäre froh, wenn der Verein noch eine Chance bekommt“, hofft Carmen Koch. Ein Neuanfang scheine allerdings nur mit Hilfe von außen möglich: „Wir sind einfach darauf angewiesen, dass uns jetzt Menschen unterstützen.“

Wer sich vorstellen könne, dem Verein Hilfe anzubieten, sei es mit Sachkunde oder mit der Bereitschaft, ehrenamtlich mitzuarbeiten, könne vielleicht dazu beitragen, dass das Tierheim in Gardelegen erhalten bleibt, so Koch: „Im Moment ist alles noch in der Schwebe.“