Überschwemmung Damm gegen Schlamm

Anderthalb Monate nach der Überschwemmung in Wiepke stellt die Stadt Pläne zum Hochwasserschutz vor.

Von Petra Hartmann 26.07.2017, 21:00

Wiepke l „Nach dem Starkregen ist vor dem Starkregen, sagt Engelhard Behrends, der Leiter des Gardeleger Bauamts. Bei dem Unwetter am 13. Mai waren innerhalb von 15 Minuten 28 Millimeter Regenwasser gefallen. Die Wassermassen gingen über den Feldern westlich von Wiepke nieder und trieben von dort den Schlamm als breiten, reißenden Strom brauner Brühe durch den Ort. Keller liefen voll, Grundstücke wurden mit Erdreich überschwemmt, die Alte Dorfstraße glich einem Fluss. Ein besonders starkes Unwetter und ein ungewöhnlich hoher Schaden zwar – aber es kann durchaus wieder passieren.

Inzwischen haben sich Vertreter der Stadt Gardelegen mehrfach mit betroffenen Anliegern, Behörden, Bürgern und dem Ortsbürgermeister getroffen. Es gab Gespräche und Vor-Ort-Termine mit dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF), dem Unterhaltungsverband, einem Planungsbüro und Vertretern der Landesstraßenbaubehörde. „Von allen Beteiligten wurden gute Vorschläge unterbreitet“, so Behrends. „Das Planungsbüro wurde daraufhin gebeten, die Vorschläge aufzunehmen, zu beurteilen, Grobkosten zu ermitteln und in Sofortmaßnahmen, mittel- und langfristige Maßnahmen zu unterteilen.“

Das Papier des Planungsbüros liegt nun vor. Es enthält 22 Einzelmaßnahmen. An Sofortmaßnahmen wird unter anderem vorgeschlagen, eine Entwässerungsmulde am Acker an der B 71 südöstlich von Wiepke anzulegen und einen Damm zum Schutz der anliegenden Grundstücke zu bauen. Auch der Bau einer gepflasterten Vertiefung, um das Wasser in den Wiepker Bach überzuleiten, steht als Vorschlag auf der Liste.

Als mittelfristige Maßnahme schlagen die Planer vor, ein Rückhaltebecken zu bauen. Auch sollten die privaten bebauten Grundstücke von der zentralen Regenentwässerung abgekoppelt werden. Langfristig schließlich rät das Planungsbüro unter anderem zu einer Erneuerung beziehungsweise Erweiterung der Regenwasserkanäle. Außerdem soll der alte Molkereibach reaktiviert werden. „Dafür müssen Planungen erfolgen und Fördermittel akquiriert werden“, sagt Behrends.

Inzwischen habe die Stadt das ALFF in Stendal gebeten, dem Landwirt, dem die betreffenden Flächen gehören, Vorschläge zur Bewirtschaftung zu unterbreiten. Hierdurch könne bei starken Regenfällen die Bodenerosion erheblich reduziert werden. Behrends betont: „Die Hochwasserreduzierung ist nur mit der Landwirtschaft möglich.“

Die Stadt Gardelegen und die Landesstraßenbaubehörde haben inzwischen Gräben gesäubert, Rohrleitungen gespült und die Dorfstraße reinigen lassen. „Weitere Sofort-Maßnahmen, wie das Anlegen eines Dammes und einer Entwässerungsmulde konnten aber nicht ausgeführt werden, da dafür notwendige Flächen auf Grund von überhöhten Preisvorstellungen eines Eigentümers nicht erworben beziehungsweise nicht bereit gestellt werden konnten“, bedauert Behrends. „Eigentlich war der Bagger für die Dammaufschüttung schon bestellt und musste kurzfristig abgesagt werden.“

Die Stadt hat daher beim ALFF in Stendal einen Antrag auf Einleitung eines Bodenneuordnungsverfahrens gestellt. Damit sei möglich, durch Flächentausch die nötigen Flächen zu bekommen, Fördermittel zu akquirieren und die Baumaßnahmen einzuleiten, erläutert Behrends.

Allerdings habe dieses Vorgehen auch einen Nachteil: „Das Verfahren kostet Zeit, die wir eigentlich nicht haben, denn nach dem Starkregen ist vor dem Starkregen ...“