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Unfallschwerpunkt Latschenkiefer verdeckt Blick auf Kreuzung

Ein Busch behindert die Sicht auf die Stendaler Straße in Gardelegen. Am Montag kam es wieder zu einem Unfall.

Von Gesine Biermann 26.02.2018, 20:00

Gardelegen l Er ist grün, sogar im Winter. Und er ist zweifelsohne ein schmucker Anblick: Vor der Stendaler Straße 80 in Gardelegen kuschelt er sich an den Straßenrand: Ein Latschenkiefernbusch als kleiner grüner Hingucker. Allerdings ein gefährlicher, denn Autofahrer, die von der danebenliegenden Einfahrt stadteinwärts auf die Stendaler Straße einbiegen wollen, haben keine Chance, die Fahrbahn rechts einzusehen. Gestern Vormittag wird das zwei Pkw-Fahrern zum Verhängnis. Beim Rückwärtsfahren stößt ein 41-Jähriger mit seinem Ford auf die Straße. Eine Frau, die mit ihrem Mazda aus Richtung Stadtmitte kommt, hat keine Chance und stößt mit ihm zusammen. „Zum Glück ist niemand verletzt worden. Aber die junge Frau hat so geweint“, beschreiben Anwohner, die den Unfall beobachtet haben. An der Stelle sei es aufgrund der schlechten Einsicht für Pkw-Fahrer ohnehin schon des Öfteren zu gefährlichen Situationen gekommen. Beinahe-Unfälle seien an der Tagesordnung.

Ähnlich sieht man das auch in der Arztpraxis, die genau an der anderen Seite der Einfahrt liegt. Auch deren Mitarbeiter beklagen seit langem, dass der Busch die Sicht verdeckt, bestätigt eine von ihnen gestern im Volksstimme-Gespräch. Nur wer in einem höheren Auto sitzt, habe eine Chance, die Fahrbahn einzusehen.

Der Anwohner, der die Latschenkiefern vor Jahren nach dem Ausbau der Straße und Nebenanlagen vor seinem Wohnhaus gepflanzt hatte, sieht das indes komplett anders. „Die Klagen höre ich wöchentlich“, gibt er auf Nachfrage der Volksstimme zwar zu. Eine Gefahr könne er aber dennoch nicht erkennen. Auch der Unfall gestern sei kein Grund hier einzuschreiten, findet er. Man muss sich nur mittig auf die Einfahrt stellen, dann kann man auch richtig einsehen.“

Seine Anpflanzung sei schließlich auch die einzige grüne Oase an der gesamten Straße. Er habe sogar schon „einen Gutachter da gehabt“ und sei damit durchgekommen.

Nach Informationen der Volksstimme hatte sich 2013 tatsächlich ein Gutachter die Bepflanzung angesehen. Schon damals waren offenbar Beschwerden der Anwohner vorausgegangen. Allerdings war der Gutachter kein Verkehrs-sondern ein Forstexperte. Und selbst der hatte die Gefahr als solche erkannt: „Die mittlere Latsche hat eine Höhe erreicht, die die Einsicht der Autofahrer stark behindert ...“ heißt es im Schreiben des Gutachter an das städtische Bauamt vom 7. August 2013. Da diese Art Kieferngehölze jedoch nach einem Rückschnitt nicht mehr nach oben austreiben würde, empfahl der Fachmann damals, den mittleren Busch zu entfernen und die beiden äußeren Büsche regelmäßig einzukürzen. Was aber offensichtlich nicht erfolgt ist. Die vormals drei Büsche sind mittlerweile zu einem Busch zusammengewachsen. Und sie versperren mehr denn je die Sicht.

Bei der Polizei in Gardelegen sieht man die Sache pragmatisch: Wer keine Sicht habe, könne eben nicht fahren und müsse sich einweisen lassen, verweist einer der beiden Beamten, die den Unfall gestern Morgen aufnahmen, auf die Straßenverkehrsordnung.

Bei der Stadt sieht man indes schon eine Gefahr in der Sichtbehinderung. Zumal die Latschenkiefern auf städtischem Grund und Boden stehen: „Irgendwie ist uns der Busch wohl durchgerutscht“, sagt gestern Fachdienstleiter Florian Kauer, der extra selbst vor Ort war, um sich die Gegebenheiten anzusehen. Und so, bestätigt Kauer, könne die Situation wohl nicht bleiben.

Dass sie noch keinem städtischen Mitarbeiter aufgefallen sei, liege vermutlich nur daran, dass der Pflegeauftrag in diesem Bereich an eine Fremdfirma vergeben wurde. Er werde die Situation nun umgehend mit dem zuständigen Fachamt besprechen, das erforderliche Maßnahmen einleiten werde, versichert Kauer.

Ob sich der Besitzer der „kleinen grüne Oase“ damit einverstanden erklärt, bleibt abzuwarten. Denn wegnehmen will er seinen Latschenkiefernbusch auf gar keinen Fall: „Ich habe einen grünen Anwalt“, betont er gestern im Volksstimme-Gespräch. Und er sei „schon einmal damit durchgekommen. Das ist überhaupt kein Problem“.