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Vogelzählung Sorgenkinder: Grünfink und Amsel

Zur Stunde der Wintervögel hatte der Naturschutzbund in Gardelegen aufgerufen. Zahlreiche Vogelfreunde sind dem Aufruf gefolgt.

Von Petra Hartmann 10.01.2019, 22:00

Gardelegen l Zahlreiche Gartenbesitzer und weitere Vogelfreunde haben in der Zeit vom 4. bis 6. Januar 2019 bei der Aktion „Stunde der Wintervögel“ mitgemacht und jeweils eine Stunde lang am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park Vögel gezählt. Bundesweit beteiligten sich rund 96.000 Vogelfreunde und meldeten ihre Beobachtungen aus 66.000 Gärten. Inzwischen hat der Naturschutzbund Sachsen-Anhalt schon eine Reihe von Meldungen erhalten und ausgewertet.

„Es ist keine wissenschaftliche Studie, sondern eine Trendbeobachtung“, erläutert Annette Leipelt, die Geschäftsführerin des Nabu Sachsen-Anhalt, auf Volksstimme-Nachfrage das Verfahren. Je mehr Menschen hierzu Daten lieferten, desto aussagekräftiger seien die Ergebnisse. Noch sind nicht alle Meldungen eingegangen, und vor allem wegen der schlechten Internet-Versorgung in Gardelegen und Umgebung seien die Ergebnisse noch nicht vollständig. Meldungen können noch bis zum 15. Januar online, telefonisch oder auf dem Postweg abgegeben werden. Doch schon jetzt gibt es einige Zwischenergebnisse.

Im gesamten Altmarkkreis haben sich bislang 167 Vogelfreunde beteiligt. Sie meldeten Beobachtungen aus insgesamt 101 Gärten und haben dabei 4959 Vögel gezählt (Stand: 10. Januar). Dabei war mit 1620 Sichtungen der Haussperling Vogel Nummer eins in den heimischen Gefilden. Er wurde in 88,12 Prozent der Gärten gesichtet, pro Garten fanden sich 16,04 Exemplare. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Zuwachs von 47 Prozent. Sein Verwandter, der Feldsperling, landete nur auf Platz vier. Mit 398 Exemplaren ist die Zahl gegenüber dem Vorjahr fast unverändert (+ 0,01 Prozent).

Auf Platz zwei landete die Kohlmeise (780 Vögel, + 14 Prozent), gefolgt von der Blaumeise (421, - 14 Prozent).

Um einiges besser als im Bundestrend stehen die Amsel und der Grünfink in den altmärkischen Gärten da. Der Nabu Deutschland bezeichnet beide Vogelarten als seine „Sorgenkinder“. So sei der „insgesamt bisher am deutlichsten zurückgehende Wintervogel“ der Grünling, heißt es in einer Erklärung des Nabu. „Seine Bestände nehmen seit 2011 im Mittel um 13 Prozent jährlich ab. Diese Art ist sehr standorttreu, so dass Zu- und Weggang bei diesen Finken keine Rolle spielen.“ Gesichtet wurden bundesweit nur 1,31 Vögel pro Garten. Hierzulande steht der Grünfink dagegen noch recht gut da. Er steht auf Platz fünf der altmarkweit gemeldeten Vögel. Gesichtet wurden 319 Vögel, das sind 3,16 Vögel pro Garten, und es ist ein Zuwachs von 21 Prozent zu verzeichnen.

Ähnliches gilt für die Amsel oder Schwarzdrossel. Deutschlandweit hat der jedem Gartenbesitzer vertraute schwarze Singvogel mit der markanten Stimme sein schlechtestes Ergebnis seit Beginn der Aktion eingefahren. Bundesweit wurden nur 2,75 Amseln pro Garten gesichtet. Das ist ein Rückgang von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 238 Vögeln in der Altmark sind die heimischen Bestände dagegen stabil geblieben und haben sogar einen leichten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent erfahren.

Doch auch in der Altmark und in ganz Sachsen-Anhalt war 2018 kein gutes Amsel-Jahr. Vogelfreunde mussten beobachteten, wie zahlreiche Amseln verendeten. Deutlich mehr Vögel als in den Vorjahren wurden tot aufgefunden. Außer der Hitzewelle, die vor allem viele Jungvögel umkommen ließ, da sich aufgrund der Trockenheit kaum Regenwürmer als Nahrung fanden, war es vor allem der Usutu-Virus, der für das massive Amselsterben verantwortlich war. Die Krankheit sei 2018 von Niedersachsen aus nach Sachsen-Anhalt gekommen. Vor allem im Bördekreis und Salzlandkreis habe das Virus zahlreiche Opfer gefordert, sagt Annette Leipelt. In Hamburg beträgt der Verlust an Amseln gegenüber dem Vorjahr rund 40 Prozent.

Was Gartenbesitzer tun können gegen diese Epidemie? „Dagegen gibt es nichts“, so die Landesgeschäftsführerin. Die Krankheit werde durch Mücken übertragen. „Man weiß nicht, warum ausgerechnet die Amseln dafür so anfällig sind.“ Allgemein rät sie Gartenfreunden, das Wasser an Vogeltränken regelmäßig zu wechseln und Fütterungsstellen sauber zu halten.

Und ein naturbelassener Garten mit heimischen Sträuchern sei wichtig, um den Vögeln optimale Lebensbedingungen zu bieten und für stabile Bestände zu sorgen.