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Volksstimme-Aktion Die „Wiedererwecker“ von Ipse

Der Verein Ipse exitare will Menschen zusammenbringen, Kultur ins Dorf holen. Dafür gibt es den Blumenstrauß des Monats.

Von Gesine Biermann 10.09.2016, 03:00

Ipse l Alles begann mit hohem Kraut. Das spross neben der Ipser Kirche, und zwar üppig. Bis vor drei Jahren gab es dort noch einen Feuerlöschteich. Nun kümmerte sich niemand mehr um das Stück Land. Dabei könnte das doch so ein schöner Platz sein, so mitten im Dorf, wenn man es ein bisschen nett gestalten würde, fand die Ipserin Kristin Wießel.

Und weil das einige andere auch so sahen, ging eine dementsprechende Anfrage ans Kreiskirchenamt, die beteiligte allerdings das Landesamt für Denkmalpflege und dort sagte man erst einmal Nein. Schließlich handele es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude, da könne man nicht einfach irgendwas anlegen – schon weil das ja wieder zerstört werden würde, wenn Baumaßnahmen nötig würden. Vorher müsste die Fassade saniert werden.

Und eigentlich war ja auch das in ihrem Sinn. Schließlich soll die Kirche selbst auch einbezogen werden in ihre Pläne vom Ort der Begegnung. Und so gründeten sie kurzerhand einen Verein. Aus ein paar Ipsern mit Ideen wurde „Ipse excitare“. Das heißt übersetzt, Ipse erwecken oder auch Ipse anregen, begeistern oder ermuntern. Und genau das machen sie jetzt, die 14 Wiedererwecker – und zwar mit großer Begeisterung. Vereinsvorstand Detlef Stimbra bringt es auf den Punkt: „So viel war hier noch nie los in der Kirche.“

So gab es eine Veranstaltung zum Valentinstag mit Altpfarrer Horst Dietmann, eine Lesung, ein Harfenkonzert im Rahmen der Altmark-Festspiele und eines mit Organist Marco Lemme und ein Kirchen-Kaffee zum Läutegottesdienst. Und auch für die Zukunft gibt es schon viele Ideen, so die von Vereinschef Tilo Mottschall für einen Reformationsradweg, an dem sich am Ende 195 Kirchen beteiligen, die sich jeweils einer von Luthers Thesen widmen und diese im Reformationsgottesdienst beleuchten. Es soll ein Symbol geben für jede, die mitmacht. „Rund 25 Kirchen haben wir schon im Boot“, sagt Mottschall. Zudem ist für den zweiten Advent eine Weihnachtsfeier nur für die Ipser geplant.

Die übrigens nehmen das Engagement des jungen Vereines – eingetragen wurde Ipse excitare am 4. April – gut an. „Die Resonanz ist sehr positiv. Zu Anfang gab es nämlich einige, die gefragt haben, was das soll“, erinnert sich Regina Ziegelski.

Mittlerweile ist aber ohnehin kaum noch zu übersehen, was die 14 Mitglieder so alles machen. Auch die geplante Zusammenarbeit mit der Gartenakademie trägt schon Blüten: Ganz bunte. Ein Kreuz aus Wiesenblumen hat der Verein nämlich auf der mittlerweile gemähten Freifläche neben der Kirche angelegt. Dort, wo alles begann. „Wir haben es erstmal so pflegeleicht wie möglich gehalten“, sagt Kristin Wießel, falls doch die großen Baufahrzeuge anrücken.

Apropos Bau, gibt es auch da schon Konkretes? Die Sanierung bleibt im Blick der Vereinsmitglieder, versichert Mottschall. Ein Planer begleitet den Verein. Jetzt komme es natürlich darauf an, Fördertöpfe zu finden, um die Maßnahmen finanziell stemmen zu können. „So ein kleines Dorf fällt meist durch alle Töpfe“, sagt Kristin Wießel. „Aber als Verein haben wir jetzt natürlich auch ganz andere Möglichkeiten“, ergänzt Mottschall. Und es gibt wohl kaum noch jemanden im Dorf, der daran zweifelt.