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Weihnachten Weihnachtshaus hellt die dunklen Tage auf

Ein hell erleuchtetes Weihnachtshaus ist in der Adventszeit der Hingucker bei jeder Fahrt durch Estedt.

Von Stefanie Brandt 08.12.2020, 04:00

Estedt l Wer in diesen Tagen abends durch Estedt fährt, hat es garantiert schon gesehen: Das Weihnachtshaus, das hoch über dem Ort thront und den Himmel festlich erstrahlen lässt. Herr über die rund 20 000 Lichtlein ist Ortsbürgermeister Volker Schmidt. Mit einem Hauch von Weihnachtswahnsinn bremst er in der Adventszeit den Verkehr in Estedt auf eine besonders schöne Art aus. „Ein bisschen bekloppt muss man schon sein“, findet er selbst, wenn er auf sein Werk blickt.

Mit einem neuen Carport, der mit zwei, damals noch gekauften, leuchtenden Schneeflocken geschmückt wurde, fing vor neun Jahren alles an. Jahr für Jahr kamen weitere Deko-Teile dazu, die Schmidt sich selbst zusammenbaute: angefangen mit einer Sternschnuppe, die über den Schornstein fliegt und die dann, wenn der Wind richtig steht, einen Rauchschweif hinter sich herzieht. Ein lächelnder Mond scheint rechts davon. Vor vier Jahren, im Geburtsjahr von Enkeltochter Merle, kam ein filigraner Engel mit goldgelben Flügeln über der Carport-Einfahrt dazu. Bewacht wird das Haus seit 2019 von einem stattlichen, fünf Meter hohen Schneemann.

„Die Ideen kommen mir meist morgens, wenn ich wach werde“, kennt Schmidt seine kreative Tageszeit. Gebastelt wird abends nach der Arbeit. Dann wirft der Malermeister das Schweißgerät an. Für den runden Körper des Schneemanns griff er allerdings auf professionelle Hilfe der Firma Metallbau Schulze aus Gardelegen zurück. „Solche Kreise bekommt man allein einfach nicht hin“, weiß er.

Auch für den neuesten Einfall, dieses Mal seiner Frau, die wie der Rest der Familie hinter der Weihnachtsverrücktheit Schmidts steht, griff er auf die Hilfe der Metallbauer zurück. Dicke, beleuchtete Bälle hängen an gespannten Stahlseilen über der Auffahrt. Der erste, selbst errichtete Pfeiler war unter deren Gewicht ganz schnell eingeknickt. Nun hält ein dicker, einbetonierter Stahlmast die Konstruktion.

An den Adventssonntagen gibt es in diesem Jahr zum zweiten Mal einen zusätzlichen Augenschmaus, der Spaziergänger aus dem Dorf anlockt. Pünktlich um 16 Uhr entzündet Schmidt nämlich Schwedenfeuer in passender Anzahl auf vier großen Blechtonnen, die auf der Wiese vor dem Haus stehen. Die Tonnen sind bemalt wie Kerzen, rot und weiß, und mit Lichterketten umwickelt, so dass sie auch unter der Woche gut zu sehen sind.

Abgerundet wird das weihnachtliche Bild von einer schmucken Tanne, die auf der Wiese vor dem Haus steht. Stattliche 6,5 Meter hoch ist in diesem Jahr der Baum, der aus Engersen von der Familie von Maren Nürnberger kommt und den ein – natürlich selbst gebasteltes – Kreuz aus Metall und LEDs ziert.

„Die Spitze bringe ich immer schon vor dem Aufstellen des Baumes an, der Rest wird dann von der Leiter aus geschmückt“, erzählt der Malermeister, der in Sachen Arbeit in luftiger Höhe natürlich versiert ist.

Nur einmal musste er bisher auf Hilfe zurückgreifen. Als Schmidt gemeinsam mit Bauer Dietmar Mewes, mit dem er den Baum immer gemeinsam holt, einen acht Meter großen Koloss auswählte, musste Gerüstbauer Pöche diesen für einen Tag einrüsten, damit er geschmückt werden konnte.

Inzwischen ist Schmidt in Sachen Weihnachtsdeko bestens ausgerüstet. In der Anfangszeit gab es dagegen noch kleine Malheure. Da waren die Elemente mit einzelnen, kleinen Zeitschaltuhren ausgestattet. Gab es zum Beispiel einen Stromausfall, geriet alles durcheinander. Dann musste der Estedter Ortsbürgermeister wie einst sein Vorbild, Schauspieler Chevy Chase, durchs Haus laufen und den Fehler suchen. Dessen Film „Schöne Bescherung“, in dem der Hausherr so viele Leuchtmittel verbaut, dass im benachbarten Atomkraftwerk ein zweiter Reaktor zugeschaltet werden muss, ist ein Weihnachtsklassiker, der in Schmidt das Weihnachtsfieber erweckte.

Mit seiner Verrücktheit versucht er auch andere Ortsbewohner anzustecken – und das klappt ganz gut, wenn man sich in Estedt umschaut.

Im vergangenen Jahr luden Schmidt und seine Familie sogar zu einem Straßenfest mit gemeinsamer Bratwurst und Glühwein ein. Auch wenn das 2020 natürlich nicht möglich ist, bringt allein die schöne Dekoration doch ein wenig freundliche Stimmung in diese dunkle Zeit.

Unter der Woche halten immer wieder Fahrzeuge, die sonst schnell auf der Bundesstraße durch den Ort sausen, und fotografieren das Estedter Weihnachtshaus. „Auch die Lkw-Fahrer bremsen hier freiwillig ab“, freut sich Schmidt über den Nebeneffekt Verkehrsberuhigung.

Noch bis zum 6. Januar sorgt das Weihnachtshaus für Licht in der dunklen Jahreszeit, dann geht es an den Abbau. Eine Erweiterung für das nächste Jahr ist nicht geplant. „Man soll doch aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagt Schmidt auf Nachfrage. Aber wer weiß, was passiert, wenn der Malermeister morgens mal wieder einen Einfall hat.