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Wohnungsbau Herausforderung Denkmalsanierung

Die Leitungen liegen, der Trockenbau ist fast fertig: Die WoBau hat aus der alten Gardeleger Kreisvolkshochschule Wohnungen gemacht.

Von Gesine Biermann 27.07.2018, 03:00

Gardelegen l Wohnen im sanierten Altbau, das heißt: individuell geschnittene Wohnungen, schöne alte breite Treppenhäuser, ungewöhnliche Fenstergrößen und überraschende Winkel. Für Fans macht gerade das den Charme alter Häuser aus. Doch was ihnen gut gefällt, macht den Bauherren meist eher Sorgen als Freude: „Bei einem alten Haus, weiß man eben nie, was einen erwartet“, sagt Wobau-Chef Wolfgang Oelze. Da sind Überraschungen vorprogrammiert. Und wenn es sich dann noch um ein Denkmal handelt, stehen sich Planung und Ausführung auch schon mal gegenseitig im Weg.

Um so bewundernswerter, wenn dann am Ende alles so schön aussieht, wie derzeit schon in den Räumen der ehemaligen Kreisvolkshochschule an der Sandstraße 9.

Dort entstehen jeweils vier Wohnungen im Vorder und im Hinterhaus. Keine ist wie die andere, und alle haben ihren Reiz. Im Hofhaus zum Beispiel den unbezahlbaren Blick ins Grüne. Aber auch an der Straßenseite wird es sich demnächst wohl schön leben lassen: „Ich war ja zu Anfang auch Fan des Hinterhauses. Mittlerweile gefallen mir die Wohnungen im Vorderhaus aber fast noch besser“, verrät der Wobauchef.

Im Obergeschoss gibt es dort zum Beispiel eine sehr große helle Wohnung mit Balkon zum Hof. Und ganz unten wird ein Mieter künftig aus einem Schaufenster nach draußen gucken können. Denn das muss drin bleiben. An der gelb-schwarzen Klinkerfassade darf aus Denkmalschutzgründen nämlich nichts geändert werden.

Aber auch in vielen anderen Bereichen redet der Denkmalschutz natürlich mit. Oft eine Gratwanderung, die Vorgaben der Behörde mit den Anforderungen des modernen Brandschutzes, Statik oder dem Zwang zur energetischen Sanierung unter einen Hut zu bringen, Was alt ist, ist eben nicht immer sicher, energiesparend oder stabil genug. Im Fall der Sandstraße 9 kann Wolfgang Oelze da viele Geschichten erzählen. So mussten zum, Beispiel die Balkone im Hinterhaus, obwohl von einem Statiker berechnet, eine zusätzliche Verankerung bekommen. Ein Gutachter hatte der alten Bausubstanz nämlich nicht über den Weg getraut.

Und um die Mauer des ebenfalls denkmalgeschützten Nebengebäudes auf dem Nachbargrundstück zu schützen, mussten extra vier Stützpfeiler gemauert und im Dachgeschoss des Vorderhauses sogar Stahlträger über die gesamte Hausbreite eingezogen werden. „Sonst wäre uns wohl das ganze Haus auseinandergebrochen“, sagt Oelze kopfschüttelnd. Denn natürlich reißt jeder dieser Sonderposten die Finanzplanung um.

Genau so wie so manche andere böse Überraschung. Denn obwohl das Hinterhaus noch gar nicht so alt ist, sei das Mauerwerk stark vom Schwamm befallen gewesen, erzählt Oelze. Der ist nun weg. Nach einem Dreivierteljahr, wohlgemerkt. Dafür sieht das Haus jetzt an manchen Stellen noch aus wie Schweizer Käse ...

Dass sich der Aufwand geloht hat, steht indes jetzt schon fest. Denn jede der acht Wohnungen wird ihren eigenen Charme haben, plus Balkon oder Terrasse sowie einen Pkw Stellplatz auf dem Hof.

Außerdem werden die Mieter sowohl von der Straßen- als auch von der Wallseite aus auf‘s Grundstück gelangen können. Und zwar über eine kleine Mildebrücke. Das Ganze sei quasi ein Wassergrundstück, sagt Oelze augenzwinkernd.

Und es gibt sogar eine kleine Fläche hinter dem Nachbarhaus, „die haben wir dazu gekauft“, dort wird jeder Mieter einen kleinen Container für Fahrräder oder ähnliches bekommen. Und in der Mitte wird dann eine Grillecke eingerichtet. Es wird also richtig hübsch in diesem Denkmal zwischen Wall und Sandstraße. Und das ahnen wohl auch schon etliche Gardeleger: „Es gab schon einige Anfragen von Interessenten“, versichert der Wobauchef.