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Wolf So streng geschützt wie ein Panda

"Wieviel Wolf verträgt die Altmark?" Rund 30 Besucher diskutierten bei der Gardeleger CDU den Umgang mit dem Raubtier.

Von Petra Hartmann 08.02.2018, 20:00

Gardelegen l Über den Wolf und den Umgang mit diesem Raubtier diskutierte die Gardeleger CDU mit Fachleuten und Gästen. Eingeladen waren der Landtagsabgeordnete Detlef Gürth, der für die CDU-Fraktion die Debatte um den Wolf führt, der Präsident des Landesjagdverbandes Hans-Heinrich Jordan sowie der Kreisjägermeister des Altmarkkreises Salzwedel, Ulrich Brückner.

Gürth führte aus, dass der Wolf in Deutschland den höchstmöglichen Schutzstatus habe, „genau der gleiche wie der Panda“. „Panikmache“ sei nicht angebracht, sagte der Landtagsabgeordnete, man brauche aber ein Wolfsmanagement und Schutz der Nutztiere. Derzeit würden viele Landwirte mit Schadensfällen allein gelassen. „Wenn man den Wolf will, muss man Kontrollverlust vermeiden“, betonte Gürth. Außerdem wies er darauf hin, dass viele unterschiedliche Zahlen verbreitet würden. So spreche des Bundesumweltamt von 150 bis 160 Wölfen in Deutschland, allerdings seien in der Statistik nur erwachsene Tiere, keine Welpen und Jährlinge erfasst. Andere Statistiken gehen von 600 bis 700 Wölfen aus. In Sachsen-Anhalt seien offiziell elf Wolfsrudel registriert. „Wer Zahlen schönredet, verliert Vertrauen“, mahnte er. Er prognostizierte: „Wir werden spätestens 2020 rund 2000 Wölfe in Deutschland haben.“

Gürth stellte auch klar, dass man nicht eine Tierart gegen die andere ausspielen solle. So gebe es in Deutschland die reinsten Vorkommen des Muffelwildes, das vom Wolf gejagt wird. „In der Lausitz ist es bereits aufgerieben“, berichtete Gürth. „Wenn der Wolf sich hier weiter ausbreitet, wird das Muffelwild auch verschwinden. Auch für Kinder könnte der Wolf eine Gefahr darstellen. „Man darf ihn nicht verteufeln, aber auch nicht verniedlichen“, sagte Gürth. Vor allem sei der Wolf intelligent. Zu Anfang habe er nur als scheu gegolten. Dann habe der Wolf 90 Zentimeter hohe Weidezäune überwunden, inzwischen schon 120 Zentimeter hohe Zäune. „Es gibt keinen objektiven Schutz durch Einzäunungen“, sagte Gürth. „Wir brauchen Regionen, wo er sich frei entfalten und kontrolliert auf einem bestimmten Stand gehalten werden kann, und wir brauchen wolfsfreie Gebiete.“

Hans-Heinrich Jordan wies darauf hin, „dass der Wolf in der Welt in keinster Weise gefährdet ist. Der Wolf ist eine sehr vitale, fruchtbare und intelligente Lebensform, die sich durchsetzen kann und sehr schnell wieder heimisch wird.“ Jordan forderte mehr Transparenz und zeitnahe Aussagen, auch im Hinblick auf die Menschen vor Ort. Wer ein Foto oder Kotproben einsende, wolle auch eine Rückmeldung erhalten. „Mehr als erfreut“ äußerte es sich über den Koalitionsvertrag der Großen Koalition, aus dem hervorgehe, „dass die Bundesregierung eindeutig die Weidetierhaltung fördert.“ Wölfe, die Zäune überspringen, müssten „entnommen“ (sprich: abgeschossen) werden. Vor allem bräuchten Jäger Sicherheit. Es müssten klare, einheitliche Regeln für die Jagd geschaffen werden. Es gehe nicht an, dass Jäger und ihre Familien angegriffen würden.

„Wir brauchen den Wolf im Jagdrecht“, forderte auch Ulrich Brückner. „Genauso wie jedes andere Wild muss er bejagt werden.“ Das Muffelwild sei in Deutschland genau so beheimatet wie der Wolf. Traurig stimme ihn, wenn er von Eltern und Kitas gefragt werde, ob man Kinder auf einen Waldspaziergang überhaupt mitnehmen könne. „Wir Jäger haben nichts gegen den Wolf. Aber wir haben etwas dagegen, dass er bevorzugt wird und im Artenschutz eine priorisierte Stellung einnimmt, die durch nichts gerechtfertigt ist.“ Vorwürfe erhob er gegen das Wolfskompetenzzentrum in Iden. Jäger würden aufgefordert, Wolfsrisse dort zu melden, doch als er jüngst einen Riss habe melden wollen, hätte es geheißen: „Wir haben so viel zu tun, kuhlen Sie das Tier unter.“

In der Diskussion wurden Klagen über das komplizierte Entschädigungsverfahren und die Arbeitsweise des Wolfskompetenzzentrums laut. Das Verfahren sei zu kompliziert, oft gebe es keine Entschädigung. Kerstin Ramminger, die Geschäftsführerin des Bauernverbandes Stendal, berichtete: „Landwirte melden ihre Schäden nicht mehr, und das ist so gewollt.“ Sie fordere ihre Mitglieder auf, immer weiter Risse und Sichtungen zu melden. „Wenn einem Landwirt ein Rind gerissen wird, und er findet diese blöde Ohrmarke nicht, dann wird gleich unterstellt, er habe das Tier schwarz geschlachtet“, ärgerte sich Annegret Schwarz. Gürth versprach, diese Klagen mit in den Landtag zu nehmen.