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Mahnmal Neues Kapitel in Genthin-Wald

Mängel an der Rekonstruktion erweisen sich gravierender als befürchtet. Das belegt ein aktuelles Gutachten.

Von Simone Pötschke 18.07.2015, 16:01

Genthin l Die Rekonstruktion der Stele am Mahnmal in Genthin-Wald scheint - zumindest von weitem betrachtet - abgeschlossen zu sein. Doch das bleibt nur eine flüchtige Wahrnehmung. Dass hier etwas bereits seit Wochen im Argen liegt, bestätigte Bürgermeister Thomas Barz auf Volksstimme-Anfrage. Denn noch immer hat hier keine offizielle Abnahme stattgefunden. Die Rekonstruktion des Mahnmals steht seit Wochen und Monaten unter keinem guten Stern.

Rückblende: Allein die Vergabe der Leistung musste wiederholt werden, weil die Firma, die zunächst den Zuschlag erhalten hatte, den vorgeschriebenen Leistungstermin witterungsbedingt nicht einhalten konnte. Die Verwaltung ruderte daraufhin zurück, weil sie darin eine Benachteiligung der Mitbewerber sah.

Als nach einer erneuten Ausschreibung im Frühjahr dieses Jahres die Arbeiten ihren Lauf nahmen, schien die Hoffnung nicht unberechtigt, dass zum 8. Mai, dem 70. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, das rekonstruierte Mahnmal seiner Bestimmung übergeben werden könnte. Mitnichten. Auch ein offizieller Einweihungstermin am 17. Mai platze und wurde auf einen noch nicht festgelegten Termin verschoben.

Der Grund: Die rekonstruierte Gedenkstätte wies sichtbare Mängel auf, kleinere Bruchstellen rund um die vertieft liegenden Buchstaben und die teilweise etwas unebene und unsaubere Beschaffenheit der Betonstele. Schon Mitte Mai verwies Genthins Bürgermeister darauf, dass noch baufachliche Überprüfungen der fachgerechten Arbeit notwendig seien, in die auch die Denkmalschutzbehörde einbezogen werde. Inzwischen hat sich der Ärger zugespitzt.

Die Stadt hat einen Gutachter beauftragt, die Bauausführung zu analysieren. Sgraffito sei eine sehr spezielle Technik, die nur durch einen Fachmann zu begutachten sei, so der Bürgermeister. Das Gutachten bestätigte wiederum, dass die Arbeiten am Mahnmal in vielerlei Hinsicht nicht fachgerecht ausgeführt worden seien.

Es führe zum Teil gravierende Mängel auf, sagte Barz. Damit habe sich auch der optische Eindruck bestätigt. Barz sagte gegenüber Volksstimme, dass die Stadt derzeit in Verhandlungen mit der ausführenden Firma stünde, um letztlich eine auftragsgemäße Ausführung der Rekonstruktion zu erwirken. „Unser Bestreben ist es nach wie vor, das Mahnmal in einen würdigen Zustand zu versetzten“, sagt der Bürgermeister. Erst dann würde die Hängepartie der Gedenkstätte ihr Ende finden.

Begonnen hatte alles mit dem nächtlichen Diebstahl der auf dem Gelände befindlichen bronzenen Frauenskulptur der Bildhauerin Ursula Schneider-Schulz im Frühjahr 2013. Die Skulptur blieb trotz Ermittlungen der Polizei nicht mehr auffindbar, sodass sich der Stadtrat mit der Neugestaltung der Anlage befassen musste.

Der entschied sich im Herbst 2013, dass die Betonwand, vor der die gestohlene Frauenfigur an das Land der KZ-Häftlinge erinnerte, mit einer Schrift im Kratzputzverfahren, dem sogenannten Sgraffito, gestaltet werden solle. Die Magdeburger Grafik-Designerin Gudrun Seifers bekam den Auftrag zur Gestaltung eines Entwurfs .Die Stadt hat für die Neugestaltung des Mahnmals in Genthin-Wald 14 000 Euro in ihren Haushalt eingestellt.