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Zerstörungswut in Genthin Ehrenmal erneut geschändet

Am sowjetischen Ehrenmal in Genthin kehrt keine Ruhe ein. In der Nacht auf Freitag wurde die Anlage erneut von Unbekannten zerstört.

Von Simone Pötschke 31.08.2015, 19:12

Genthin l Als im November vergangenen Jahres das rekonstruierte sowjetische Ehrenmal der Öffentlichkeit übergeben wurde, ahnte niemand, dass das Objekt erneut Zielscheibe blinder Zerstörungswut werden würde.

Nachdem am Ehrenmal sechs Bronzetafeln und zirka zwei Drittel der Buchstaben des Gedenkschriftzuges mit brachialer Gewalt aus den Verankerungen gerissen und gestohlen wurden, glaubte man mit dem Einsatz von Epoxidharz, nicht die Begehrlichkeiten von Metalldieben zu wecken.

Weit gefehlt. Vermutlich in der Annahme, am sowjetischen Ehrenmal Metallbeute zu machen, rissen Unbekannte in der Nacht auf Freitag an der Mauer insgesamt, ersten Polizeiangaben zufolge, 17 Buchstaben ab. Vier weitere Buchstaben seien beschädigt worden. „Hätten sich die Täter besser informiert, wüssten sie, dass die Beschriftung mit Epoxidharz ausgeführt wurde“, sagte Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch.

Zu spät. Als die Täter vermutlich bemerkten, dass es sich nicht um Metall handelt, ließen sie die völlig zerstörten Buchstaben achtlos liege, so die Sichtweise der Polizei.

Die Polizei schließt aufgrund dieser Vorgehensweise eine politisch motivierte Tat aus. Sie ermittelt in Richtung Sachbeschädigung.

„Der ganze Vorgang ist erbärmlich“, sagte gestern Genthins Bürgermeister Thomas Barz in einer ersten Stellungnahme. Nun beginne das selbe Prozedere wie bei der Rekonstruktion vor einem Jahr. „Wir waren alle froh, dass das Ehrenmal wiederhergestellt war. Die neuerliche Rekonstuktion wird nicht in zwei Wochen zu erledigen sein.“

Anders als die Polizei vermutet der Bürgermeister allerdings nicht, dass hier glücklose Metalldiebe am Werk waren. Das Ehrenmal sei zur Zielscheibe von Vandalen geworden, sagte er in einer ersten Reaktion. Es seien offensichtlich wahllos Buchstaben mit Steinen bearbeitet worden, bis sie von der Wand abfielen, zerbrachen oder beschädigt wurden.

Mitarbeiter des Bauhofes stellten bei einer gestrigen Bestandsaufnahme fest, dass acht Metallbuchstaben sowie fünf aus Epoxidharz entfernt wurden. Beschädigt wurden zirka zehn weitere Buchstaben. Vor der Mauer, an der die Inschrift angebracht ist, lagen neben mehreren Steinbrocken zwei Bronzebuchstaben, vier Epoxidharzbuchstaben und Bruchstücke von Buchstaben. Drei weitere Bronzebuchstaben wurden im Gebüsch aufgefunden.

Eine genaue Schadenssumme steht noch nicht fest.

Harry Czeke, Kreisvorsitzender DIE LINKE, sagte vor dem Hintergrund des heutigen Weltfriedenstages, dass die Gedenkveranstaltung trotz der jüngsten Ereignisse um 16.30 Uhr stattfinden wird.

In Genthin haben über 600 Sowjetbürger ihre letzte Ruhestätte gefunden.