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Flüchtlinge Genthin 2020 im Sportfieber

Mehr als 40 Teilnehmer brachte das Jugendprojekt Genthin 2020 beim ersten Sportfest in Bewegung. Mit dabei: syrische Flüchtlinge.

Von Mike Fleske 09.09.2015, 21:05

Genthin l „Aus“, der Hinweis von Schiedsrichter Kay Schmidt überraschte einige Spieler, aber der Volleyball schlug hinter der Linie auf und ging daher an die gegnerische Mannschaft, die den nächsten Aufschlag durchführte. Mehrere bunt gemischte Mannschaften standen sich in der vergangenen Woche beim Volleyballturnier des ersten Sportfestes des Jugendprojektes Genthin 2020 gegenüber.

Kinder, Jugendliche und junge Syrer waren auf die Mannschaften so verteilt worden, dass es in etwa ausgeglichene Mannschaftsstärken gab. Auf diese Weise gab es eine ganze Reihe ansehnlicher Spielzüge und einige interessante Partien, die die Zuschauer in der Sporthalle an der Berliner Chaussee zu sehen bekamen. „Im Vordergrund steht heute der Spaß am Sport, nicht so sehr der Wettkampfgedanke“, machte Projektleiter Alexander Otto deutlich. Aus diesem Grund wurde auch keine umfangreiche Statistik erstellt.

Da einige Grundschulkinder vor Ort waren, eröffneten sie mit einem Kinderturnier den Veranstaltungstag, zu dem neben den Volleyballpartien auch Fußballspiele auf dem kleinen Feld hinter der Sportplatztribüne gehörten. Dort erntete Genthin 2020-Mitglied Tom Golke Applaus, als er die syrischen Spieler auf arabisch begrüßte.

„Guten Tag, schön dass ihr da seid“, habe er gesagt. Nicht nur die freundliche Begrüßung kam bei den syrischen Teilnehmern an. „Wir halten das Turnier für eine gute Sache“, meinte Spieler Mark Alshik Najjar, gemeinsam mit seinen Bekannten Mohamad Alhussein Saoud und Mohamed Gaith Tabani nahm er an den Fußballspielen teil. Es sei ein gutes Training, fanden die drei. „Eigentlich sind wir aber eher Läufer“, erzählt Mark Najjar.

Jeden Tag seien er und seine Freunde zwei Stunden unterwegs. Es sei ein guter Zeitvertreib und eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Überhaupt sind die Hobbys vielfältig. Einer sei ein griechisch-römischer Ringer, ein anderer ein begeisterter Turnier-Schachspieler in Syrien gewesen. „Beides ist in Genthin schwierig“, meint Mohamed Tabani. Aber sie seien froh, in Sicherheit zu sein. Wie die anderen Syrer sind sie vor dem Bürgerkrieg geflohen. Hinter vielen liege ein langer und zum Teil gefährlicher Weg. „In Genthin sind wir freundlich aufgenommen worden.“

Durch die Mithilfe der Ehrenamtlichen, die sich um die Belange der Flüchtlinge in Genthin kümmern, sind die Teilnehmer zum Sportfest gekommen. Etwa 15 Mitspieler habe es aus den Reihen der Flüchtlinge beim Sportfest gegeben, so die Veranstalter. „Nicht alle spielen Volleyball, deshalb haben einige auch beim Fußball mitgemacht“, so Tom Golke. „Das hat gut geklappt“, sagte Schiedsrichter Robert Beuermann. „Wir hatten zwar nur drei Mannschaften, aber die Spiele verliefen sehr dynamisch und trotzdem fair.“ Gut kam das Turnier auch bei den Jugendlichen an. „Das hat richtig Spaß gemacht und war eine gute Sache“, fand Spieler Maximilian Müller.

Er hatte in der Schule von dem Sporttag gehört und sich gemeinsam mit Mitschülern zur Teilnahme entschlossen. Andere sind ohnehin Mitglied im Genthiner Volleyballverein und waren deshalb am Start. Es gab viele Unterstützer“, erläuterte Alexander Otto. Neben dem Jugendhaus Thomas-Morus und dem Integrationstreff, wo kräftig für das Sportfest geworben wurde, gab es auch Geld aus dem Aktionsfonds des Projektes „Demokratie leben!“, das seit einigen Monaten in Genthin, Jerichow und Elbe-Parey gemeinsam läuft. Seitens des Edeka-Marktes wurden die Sportler mit 15 Kisten Mineralwasser versorgt.

„Ohne die zahlreichen Unterstützer vor und nach der Veranstaltung sowie durch die Stadt Genthin, wäre ein solches Turnier nicht möglich“, so Otto. „Wir haben hier gezeigt, wie der Sport junge Leute verschiedener Nationalitäten zusammenbringen kann.“ Der Projektleiter war mit dem Verlauf zufrieden. Auch wenn nicht alles glatt lief, die Halle zu Beginn noch anderwertig belegt war und sich die ursprüngliche Zeitplanung dadurch nicht halten ließ. Ob auch mehr Teilnehmer gerade beim Fußball für eine noch bessere Stimmung gesorgt hätten, ließ Otto offen.

Eine weitere interkulturelle Veranstaltung sei derzeit nicht geplant, dafür hätten andere bessere Möglichkeiten. „Wir sind ein Jugendprojekt und wollen uns in erster Linie um die Belange der jungen Leute kümmern.“ Das sei auch der Grund, weshalb man mit dem Sporttag eine bestimmte Altersgruppe angesprochen habe. „Wir wollten eben keine Konkurrenz zum Vereins- oder Familientag, sondern eine Veranstaltung für junge Menschen machen.“ Als nächste Veranstaltung nehmen die Genthin 2020-Mitglieder den Berufsfindungstag 2016 in den Blick. Dessen Vorbereitungen beginnen demnächst.