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Lesung Sagensammler forscht im Exil

Der Havelländer Eugen Gliege veröffentlichte kürzlich das Buch „Der Altkreis Genthin in alten Bildern und Geschichten".

Von Natalie Häuser 07.12.2015, 10:00

Genthin l „Es ist schön, wenn man solche Unterstützung bekommt“, lobte Pressezeichner und Autor Eugen Gliege aus Semlin bei Rathenow seine Mitstreitern aus der Kanalstadt, ohne die es womöglich kein Buch über Sagenhaftes aus dem Altkreis Genthin geben würde. In einer recht offen gehaltenen Lesung traf der Kern des Werk-Teams von „Der Altkreis Genthin in alten Bildern und Geschichten“ im hinteren Ladenbereich von Schreibers „Buch und Papier“ auf eine kleine, aber interessierte Zuhörerschaft.

Der Genthiner Heimatforscher Dieter Rohr ist einer der größten Unterstützer des Projektes. Sein Fundus an Material und Erzählungen aus dem Altkreis Genthin ist nahezu unerschöpflich und leistete hilfreiche Dienste. „Viele Geschichten habe ich noch von den Zeitzeugen selbst gehört“, sagte Rohr. Und genau das macht sie so authentisch. So hat Autor Gliege viele der Geschichten in dem Buch nach Rohrs Erzählungen aufgeschrieben. Schon als Student hat der 66-jährige Havelländer für die Presse gezeichnet. Das besondere Interesse an Sagen rührt von zweierlei Ereignissen her. Als 11-Jähriger wurde ihm von einem ehemaligen Gutsarbeiter eine Geschichte aus seinem damaligen Heimatörtchen Wachow (Stadt Nauen) zugetragen, die von einer Oma Fiets handelte. Angeblich soll sie eine Hexe gewesen sein, denn alles was sie berührte, war drei Tage später tot. Solch ein Geschichtsstoff beflügelte seine Fantasie schon im Kindesalter.

Die Sagen-Sammelleidenschaft begann allerdings erst später, als er schon als Lehrer an einer polytechnischen Oberschule die Fächer Kunst und Geschichte unterrichtete. „Heute habe ich vielleicht die größte Sagensammlung im Havelland“, so Gliege. Und bis heute folgt er den Einladungen in die Schulen seiner Umgebung, wenn es ums Thema Sagen geht. In den Schuldienst wollte er nach der Wende jedoch nicht zurück. So war er einige Jahre als Möbelverkäufer angestellt, bis er Stück für Stück wieder für Zeitungen arbeitete, in denen seine sagen gedruckt wurden. Schließlich wurde er selbst zum Verleger.

„Ich möchte damit keinen Heimatforschern oder Ortschronisten vertreiben,“ betonte Gliege „sondern dazu anregen, dass sich Menschen für das Bewahren des Alten in ihrer Heimat interessieren.“ Begeistert verlassen Margitta Brandau aus Genthin und ihre Freundin Karin Weismantel aus Fürstenwalde die Lesung. Beide waren von Glieges humorvoller Art angetan. „Uns hat es gut gefallen. Zum Lesen bin ich noch nicht gekommen. Ich habe das Buch erst kürzlich zum Geburtstag bekommen“, sagte Margitta Brandau.