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Projekt Keine Gewalt auf dem Schulhof

Konflikte friedlich lösen, das steht auf dem Programm eines Anti-Gewalt-Projektes der Kita Schlagenthin.

Von Natalie Häuser 09.02.2016, 17:00

Schlagenthin l Stillsitzen und zuhören, obwohl im Hintergrund schon Utensilien für das Training zur Selbstverteidigung bereitliegen, war für die rund 50 Kinder, die dieser Tage am Anti-Gewalt-Projekt der Kita Schlagenthin teilnehmen, nicht leicht. Doch als sie hörten, dass Marcus Engel Polizist ist und für die Vereinten Nationen arbeitet, spitzten sie die Ohren und rutschten immer näher heran.

Im theoretischen Teil ging es Engel, Vereinsmitglied der Jiu Jitsu Kids Brandenburg darum, herauszufinden, wie die Grundschüler mit Situationen, in denen Gewalt entsteht, umgehen und welche Verhaltensregeln sie kennen, um sie zu verhindern oder auch sich zu verteidigen. Dabei ging es unter anderem um das Schubsen auf dem Schulhof oder die psychischen Gewalt, dem sogenannten Mobbing. Viele in der Trainingsgruppe rangeln mal in der Pause. „In solchen Momenten ist es wichtig, sich immer zu fragen, wie die andere Person sich dabei fühlt. Kleine Auseinandersetzungen seien meist schnell mit Worten zu lösen“, betont Engel.

Für den Ernstfall gibt der Polizist erstes Handwerkszeug mit. „Wenn ihr Hilfe braucht, sprecht die Personen direkt an, wenn möglich mit Augenkontakt.“ Den Buskindern rät er, als Gruppe aufzutreten und möglichst einen in der Gruppe zu haben, der ein Telefon dabei hat und Hilfe rufen kann. Dann ging es an den sportlichen Teil des Vormittags. Nach einer ausgiebigen Erwärmung, die der Vereinsvorsitzende Arnim Engel gemeinsam mit Trainer Andre Klassen durchführte, ging es an erste Abwehrpositionen.

Schon ein schlichtes Wegducken könne demnach die Kinder vor einem handgreiflichen Angriff schützen. Wichtig ist auch ein sicherer Stand. Zum Beispiel, wenn jemand geschubst wird. Janice und Aniken sind Trainingspartner. „Jetzt du“, fordert die Grundschülerin ihn auf, sie anzugreifen. Gekonnt dreht sie sich in die andere Richtung. Auch Bruno, Emil und Jakob, die im Judo-Dress gekommen sind, üben als Dreiergruppe das Abwehren eines Angreifers. Neben dem ernsten Thema bleibt der Spaß beim Training nicht außen vor. Bei Marvin und Fynn wirkt der gegenseitige Angriff eher wie ein freundschaftliches Anrempeln.

Die Wissensvermittlung durch fachkundige Referenten und Aktionen wechselte sich in der vergangenen Woche ab. Immer wieder hatten die Referenten des Projektes „Ohne Gewalt - Wir sind dabei“ Programmpunkte für die Kinder der ersten bis zur vierten Klasse, die sie in ihren Bann zogen. Seit der vergangenen Woche läuft in Schlagenthin das Anti-Gewalt-Projekt des Hortes der Kita. „Wir haben festgestellt, dass die Kinder oft nicht in der Lage sind, Konflikte ohne Einsatz von Gewalt zu lösen“, beschreibt Kita-Leiterin Jeannine Weiß ein grundlegendes Problem. Mit dem Projekt sollen friedliche Lösungsansätze vermittelt werden. Unterstützt wird die Winterferienaktion vom Schlagenthiner Reit- und Fahrverein, der als Projektträger die finanzielle Förderung von rund 2500 Euro aus den Mitteln des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ ermöglicht hat.

Die theoretische Vorbereitung am Starttag umfasste unter anderem ein Gewalt-ABC, bei dem zu jedem Buchstaben ein Wort gefunden werden musste, das körperliche oder psychische Gewalt ausdrückt. Der Diplom-Pädagoge Hendrik Möser hatte neben dem theoretischen Basiswissen auch einige Aktionen parat. So wurden die Kinder in Tiergruppen eingeteilt und mussten als Hund, Katze und Esel mit verbundenen Augen laut geben, um sich als Gruppe auf dem Schulhof wiederzufinden. „Das war lustig“, meinten die Kinder und hatten gelernt, dass es gut ist, wenn man sich „blind“ aufeinander verlassen kann.

Einen Großteil des Projektes nimmt aber das Anti-Gewalt-Training ein. Dazu zählten auch Gefahrensituationen zu erkennen und zu vermeiden, etwa auf dem Schulweg. „Ich finde es gut, dass wirklich ganz alltägliche Situationen in den Beispielen angesprochen wurden, wie sie den Kindern passieren können“, sagt Kita-Leiterin Jeannine Weiß.

Unter anderem beschäftigten sich Kinder damit, ob es sinnvoll sei, im Dunkeln den kürzesten Weg nach Haus zu nehmen oder sich von Klassenkameraden auf dem Heimweg begleiten zu lassen. In der Sporthalle gab es auch ein Präventionstheater. Mit der Theatervorstellung „Geheimsache Igel“, bei dem Kinder Verhaltensabläufe kennenlernten und ihr soziales Umfeld auf spielerische Art erkennen sollten, war das Ziel ein gestärktes Selbstbewusstsein. Heute wird das Projekt mit einer Kunstaktion mit der Künstlerin Rieke Schmieder fortgesetzt.