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Schüleraustausch Genthin ist eine gemütliche Stadt

Den Charme des kleinstädtischen Lebens in und um Genthin erlebte in den vergangenen Wochen die Argentinierin Vivian Palma.

Von Mike Fleske 11.02.2016, 10:00

Genthin l „Hier kann man problemlos mit dem Fahrrad unterwegs sein“, schildert Vivian Palma was ihr besonders an Genthin gefallen hat. Aber es ist auch ein großer Sprung von Argentiniens zweitgrößter Stadt Cordoba mit 1, 3 Millionen Einwohnern ins beschauliche Genthin mit seinen gut 15000 Bewohnern. In Cordoba sei die Stadt voller Menschen, Autos und Lärm, da sei es schön einmal in einer gemütlichen Kleinstadt zu leben.

Vor rund einem Jahr war die junge Frau zum ersten Mal in Deutschland zu Gast. Im Rahmen eines Schüleraustauschjahres wohnte sie bei Heike und Hartmut Gentz in der Kanalstadt. „Unsere Tochter war zuvor in Argentinien und hat Vivian dort kennengelernt“, erzählt Heike Gentz, die gemeinsam mit ihrem Mann den Geflügelhof in Parchen betreibt. Aus dem Aufenthalt ist eine echte Freundschaft entstanden. „Wir sehen uns wieder“, versprachen sich Gasteltern und Gasttochter beim Abschied. Nicht nur dahingesagt, dieser Tage endet für Vivian Palma ein erneuter fünfwöchiger Aufenthalt in der Kanalstadt. Übrigens inklusive Schulbesuch im Bismarck-Gymnasium.

Auf Bildung kann die 17-Jährige nicht verzichten, macht sie doch im Sommer ihren Schulabschluss und will dann in ein Studium im Tourismusmanagement beginnen. „Ich reise gern und lerne gern andere Länder kennen“, sagt die aufgeschlossene junge Frau. Während ihres ersten Aufenthaltes sei sie mit ihrer Gastfamilie in Paris, London und Amsterdam gewesen. „Wir haben gesagt, wenn sie hier ist, soll sie auch ein wenig von Europa kennenlernen“, fügt Gastvater Hartmut Gentz hinzu. Unterwegs war die junge Frau viel. Schließlich könne man sich zumeist auf die deutsche Pünktlichkeit verlassen. Auch so etwas, dass Vivian an ihrem Gastland bewundert. Die Züge fahren pünktlich ab. „Ich war in Magdeburg und Berlin, das ging sehr gut“, lobt sie.

In Argentinien sei es anders. Während in den großen Städten die Züge fahren, sei es im Land viel schwieriger mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. „Der Bus kommt manchmal viel zu spät.“ Im schlimmsten Falle sogar gar nicht. Es ist nicht leicht in Argentinien Distanzen zu überwinden. Noch etwas ist der jungen Frau ins Auge gefallen: „In Deutschland ist es sehr grün, in Argentinien sind Pflanzen gelb von der heißen Sonne. Selbst zu Weihnachten sei es über 30 Grad heiß. „Die familie kommt zusammen, aber am liebsten möchte man in den Pool springen.“

In Deutschland hat sie in den vergangenen Wochen echte Wintertage mit Schnee und Eis erlebt. „Trotzdem bi ich mit dem Fahrrad gefahren“, erzählt Vivian mit einem Lachen, während sie sich eine Strähne ihres langen Haares aus dem Gesicht streicht. Selbst dazu hat sie eine lustige Geschichte parat. Als sie mit ihren Gasteltern einen Stand auf der Grünen Woche in Berlin betreute, hätten sie die Besucher angesprochen: „Sie haben aber schöne dunkle Haare“, hätten einige ältere Damen bewundert gesagt, dabei hätten in Argentinien ganz viele Frauen so dunkle Haare.

„Hier ist das etwas Besonderes.“ Die junge Frau ist bei ihren Aufenthalten zu einem echten Familienmitglied geworden. „Wenn die Leute gefragt haben wer sie ist, habe ich gesagt, dass ist meine weitere Tochter“, verrät Heike Gentz. Dabei hatten es die deutsche Gastfamilie und die junge Frau am Anfang nicht leicht.

„Vivian hat bei ihrem ersten Besuch kein Wort Deutsch gesprochen“, erinnert sich Hartmut Gentz. Beholfen habe man sich mit Händen, Füßen und dem Google-Übersetzer. „Da ist dann manchmal auch Blödsinn herausgekommen, aber für die erste Verständigung ging es doch ganz gut“, sagt Heike Gentz mit einem Schmunzeln. Ihre Gasttochter habe aber in einem Intensivkurs Deutsch gelernt und das Wissen auch sehr beständig angewandt. „Hallo, wie geht es dir“, seien die ersten Sätze gewesen die sie gelernt habe, erinnert sich Vivian Palma mit einem strahlenden Lächeln. Mittlerweile klappt es mit der deutschen Sprache schon sehr gut.

Am Wochenende steht die Heimreise an. Dann geht es aus dem deutschen Schmuddelwetter in einem 18-stündigen Flug zurück in die sonnige Heimat, wo Vivians Familie wartet. Sie werde ihre deutsche Gastfamilie vermissen. Aber der nächste Besuch ist schon verabredet und die moderne Technik von E-Mail bis Skype macht das Kontakthalten leicht. Noch etwas wird der jungen Frau fehlen: „Schwarzbrot und Bratwurst, so etwas gibt es bei uns nicht.“ Aber beim nächsten Besuch in der Kanalstadt bestimmt.