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Theater Humorvolles Gezänk mit Charme

Fastnachtsspiele zum 440. Todestag des Dichters Hans Sachs präsentierte das gat im Roßdorfer Lehnshof.

Von Mike Fleske 19.02.2016, 16:00

Genthin l „Du rußig, gschmierter Küchenratz“, „du Spinnenstecher“, „du diebscher Schalk“ -  während der diesjährigen Valentinade des Genthiner Amateurtheaters (gat) gab es Beleidigungen zu Hauf, und manchmal setzte es sogar richtig Dresche. Dabei lautete das Motto des Abends eigentlich: „Wer liebt, behält doch immer recht“

Immer im Mittelpunkt: Die stets aktuellen Konflikte zwischen Mann und Frau. Die gab es einst, die gibt es heute und mancher fand sich im Gezänk und Geschrei fast ein bisschen wieder. Der Nürnberger Schuhmacher und Dichter Hans Sachs lieferte die Vorlagen vor mehr als 460 Jahren. „Aus seinem Schaffen sind 85 Fastnachtsspiele überliefert, von denen neun zu unserem Repertoire gehören“, erläuterte gat-Chef und Regisseur des Abends Eckhard Neumann. „Manche davon sind bereits echte gat-Klassiker, wie etwa „Das heiße Eisen“.

Weit mehr als 100-mal haben die Genthiner dieses Stück bereits aufgeführt, und immer noch sorgen sie damit für Begeisterung beim Publikum. Hier geben die Darsteller um gat-Urgestein Lisa Wolf dem (Theater)Affen Zucker. Wolf konnte bereits nach kurzen Regungen, einem „ui“ oder „ach“  die Zuschauer zum Lachen bringen.

Darsteller Jürgen Wagner darf die Bandbreite von Erstaunen bis fuchsteufelswild ausspielen, während Kerstin Haase als Bäuerin erst ihren Mann hochmütig der Untreue bezichtigt und am Ende kleinlaut zugeben muss, diesbezüglich selbst ein ganz heißes Eisen zu sein.

Im Stück „Der tote Mann“ will ein Mann seine Frau auf die Probe stellen und stellte sich tot. Die Frau blieb aber davon unberührt. „Soll ich erst mal etwas essen?“, fragt Kerstin Haase in dieser Rolle und ist eigentlich ganz froh, ihren Mann auf diese Weise losgeworden zu sein. Das lässt er sich nicht gefallen und es setzte Hiebe.

„Letztlich ist es bei Sachs doch das Schöne, dass am Ende eine Versöhnung steht“, meint Eckhard Neumann und erklärt damit den Reiz der Fastnachtsspiele, mit denen menschliche Schwächen verspottet werden sollten. Übrigens nicht nur die Kostüme des Ensembles passten zu den Stücken, auch das Umfeld. Fastnachtsspiele gab es einst besonders in Wirtshäusern oder auf öffentlichen Plätzen.

Während des Auftrittes in Roßdorf musste Regisseur Neumann diesmal aufgrund von anderweitiger Verpflichtungen oder Krankheit auf einige Darsteller verzichten. Im Stück „Die alte verschlagene Kupplerin und der Domherr“ sprang Sigrid Neumann mit Textbuch ein, um den Zuschauern diesen Schwank präsentieren zu können.

Eine gute Entscheidung, ist die Geschichte um einen Kirchenmann auf Abwegen nicht nur lustig, auch darf man dabei den gat-Chef als nicht ganz so würdigen Domherren erleben. Aber auch die Jugend im gat gab ihr Stelldichein. Sandra Pisch, Jean Colin und Jan-Niklas Bäsler spielten den „Fahrenden Schüler im Paradies“, bei dem ein junger Mann erst eine Bäuerin und dann ihren Gatten mit List und Redekunst behumst. Die jungen Darsteller standen den alten Recken in puncto Spielfreude in nichts nach und zeigten auch, was sie in der gat-Schule gelernt hatten: Eine klare Aussprache, die bis in die hinteren Reihen hörbar war und ein natürliches Spiel mit und am Publikum.

Wo gat draufsteht ist Qualität drin. Auch bei der Musik. Jens Krüger kündigte die Schwänke oft unterstützt durch Christiane Schwarz mit einem hintersinnig passenden Bänkelgesang an, und diesmal waren auch die zu sehen, die sonst hinter den Kulissen wirken.

Die Souffleusen Elke Gärtner und Uta Neumann halfen den Darstellern bei den oft schwer zu sprechenden Texten über kleinere Hänger hinweg. Am Ende fand sich das Ensemble zusammen und konstatierte singend: „Lustig woll‘n wir leben, und komm‘ wir nicht in‘ Himmel rein, dann komm‘ wir halt daneben.“