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Diskussion Der würdige Dank fürs Ehrenamt

Könnte eine „Dankeschönveranstaltung“ den besseren Rahmen zur Ehrung von engagierten Genthinern bieten?

Von Natalie Häuser 22.02.2016, 14:00

Genthin l In der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sozialausschusses wurde über eine neue Form des „Dankeschöns“ für das Engagement der Ehrenamtler in Genthin diskutiert. Seit 2013 wird der „Tag des Ehrenamtes“ gemeinsam mit einem Fest zum Tag der Deutschen Einheit begangen. In diesem Rahmen präsentieren sich auf dem Marktplatz sowohl private Unterstützer sowie gemeinnützige Organsiationen mit ihrer Arbeit und gestalten als Ehrenamtler die Veranstaltung. Hintergrund der angedachten „Reform“ ist eine Beobachtung am „Tag des Ehrenamtes“ im Oktober 2015 der Studentin Lisa Laubstein, die sie in ihrer Masterarbeit „Zusammenarbeit von Kommune und Vereinen in der Stadt Genthin“ schildert.

Dort wird unter anderem deutlich, dass die Ehrenamtler selbst diesen Tag nicht als Ehrung empfanden und lieber Publikum als Programmgestalter wären. Im Wortlaut der Studentin heißt es: „Diejenigen, denen also eigentlich ‚Danke‘ gesagt werden soll, sind damit beschäftigt, die Leute zu unterhalten und das Fest auszugestalten.“ Andy Gamalski von der DLRG Genthin und seine Kollegen haben eine andere Meinung. „Wir haben den Tag des Ehrenamtes nicht so gesehen, dass dort die ehrenamtliche Arbeit der Vereine gewürdigt werden soll“, sagt Gamalski. Ziel der Veranstaltung sei es vielmehr, für das Ehrenamt zu werben. Angesichts „knapper Kassen“ im städtischen Haushalt finden die DLRGler eine separate Veranstaltung nicht sinnvoll. Zudem könnte der Dank bei anderen Gelegenheiten, wie beispielsweise dem Neujahrsempfang, untergebracht werden.

„Ich habe den Tag des Ehrenamtes eher als Möglichkeit gesehen, dass sich die unterschiedlichen Vereine mit ihren individuellen Angeboten präsentieren können“, stimmt auch der Vorstand des DRK Regionalverbandes Magdeburg-Jerichower Land, Andy Martius, dem DLRGler Gamalski zu. Sofern es eine Dankeschönveranstaltung geben sollte, hat für ihn das Gefühl der Würdigung für freiwillig Engagierte Priorität. Für die Umsetzung gebe es mehr als nur eine Möglichkeit.

Neben gemeinnützigen Organisationen wie der DLRG oder dem DRK, sind aber auch private Unterstützer zum „Tag des Ehrenamtes“ auf dem Marktplatz. So wie Marcus und Konstantin Brien von der gleichnamigen Musikschule in Genthin, die dort Zuckerwatte anbieten. „Der Tag des Ehrenamtes ist nur bedingt eine angemessene Würdigung, aber gleichzeitig gibt es eine schöne Präsentation“, sagt Konstantin Brien. Schön fände er es, wenn die Verpflegung für die Ehrenamtler an diesem Tag kostenfrei wäre. Eine andere Form der Würdigung könnte aus seiner Sicht zum Beispiel ein gemeinsamer Ausflug sein. Das „Dankeschön“ für Engagierte ließe sich aber auch problemlos im bisherigen Rahmen unterbringen, sagt der Genthiner.

Eine „heiße“ Show steuern auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Genthin zum Tag des Ehrenamtes bei. Stadtwehrleiter Achim Schmechtig findet: „Die Veranstaltung ist insofern eine Würdigung des Engagements, dass sie in ihrer Form als Podium zur Repräsentation und insbesondere zur Mitgliedergewinnung angemessen ist.“ Aber auch einer separaten „Dankeschönveranstaltung“ stehen die Mitglieder der Feuerwehr positiv gegenüber. Insbesondere dann, wenn dort Vorschläge zur Ehrung besonders engagierter Mitglieder aus den Reihen gemacht werden könnten.

Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) betonte während der Diskussion im Kulturausschuss, dass es nicht darum gehe, den Tag „freizumachen“, sondern „abzuschmelzen“ und so neben städtischen finanziellen Zuwendungen an die Vereine, auch eine andere Art der Anerkennungskultur zu schaffen. Sowohl Ausschussvorsitzender Gordon Heringshausen (CDU-Fraktion) als auch Günter Sander (Grüne) standen dem Vorschlag mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie plädierten für eine Nachfrage bei den Vereinen und ihren Wünschen für angemessene Anerkennung ihres Engagements. „Ich übe doch kein Ehrenamt aus, um dafür hervorgehoben zu werden“, erklärte Kurt Wicke (Pro Genthin). Barz reagierte mit einem Kompromiss auf die rege Diskussion und zog den Vorschlag zunächst zurück, der nun bis Ende März in den Fraktionen diskutiert werden soll.