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Wolfsbiss Isegrim macht leichte Beute

Am Freitagmorgen wurden im Stremmegebiet bei Genthin zwei frisch gerissene Muffelschafe aufgefunden.

Von Simone Pötschke 14.03.2016, 05:30

Demsin l Wölfe setzen im Stremmegebiet in der Region Genthin dem dortigen Muffelwildbestand zu. In den letzten zwei Wochen fanden die Jäger des gemeinschaftlichen Jagdbezirks Demsin drei vom Wolf gerissene Muffelschafe, die kurz vor dem Setzen ihrer Lämmer waren. Die Demsiner Jagdpächter hatten den Wolfsbeauftragten des Jerichower Landes im aktuellen Mufflon-Fall um Rat gebeten, die Riss- und Bissspuren genau zu analysieren. Thomas Bich, der eigentlich von amtswegen für Wolfsattacken an Haustieren zuständig ist, bestätigte, dass hier unzweifelhaft Isegrim sein Unwesen getrieben hat.

Dafür sprechen nach seinen Worten die charakteristischen Kehlkopfrisse und die Abstände der Fang- bzw. Eckzähne an den Kadavern, die er vermessen hat. Die sich ausbeitenden Wölfe treiben den Demsiner Jägern wie Heinz Krebs zunehmend Sorgenfalten ins Gesicht.

Es sei längst Zeit für eine öffentliche Debatte, wie man die Wolfbestände regulieren sollte, sagt er. In der Region Schlagenthin, Demsin, Vehlen, Bensdorf gibt es etwa einen Bestand von 200 Stücken Muffelwild, der vor zirka 40 Jahren angesiedelt wurde und jetzt eine leichte Beute für Wölfe wird, da Muffelwild nicht gelernt hat, wie es sich gegenüber dem Wolf zu verhalten hat. Nach einer relativ kurzen Flucht bleibt es stehen, um sich zu überzeugen, wo der „Jäger“ ist.

Der Wolf hat in Deutschland keinen natürlichen Feind und breitet sich flächendeckend aus. „Hat er sich einmal auf einen Muffelwildbestand eingejagt, ist es eine Frage der Zeit, bis der Gesamtbestand liquidiert ist“, sagt Heinz Krebs.

Die Jäger der Region gehen davon aus, dass in spätestens zwei Jahren diese interessante tagaktive Wildart durch den Wolf ausgerottet ist. Dafür gebe es hinreichend Beispiele aus ganz Deutschland.

Für Heinz Krebs sei dem Wolf selbst kein Vorwurf zu machen. Aber: Er ist ein Jäger, wie Fuchs, Marder, Waschbär und Marderhund, jedoch mit dem Unterschied, dass die Jäger im Fall des Wolfes ihrem Hegeauftrag nicht nachkommen dürfen, wenn es um die Regulation und den Schutz einer bedrohten Wildart geht.

Die Ereignisse der letzten Tage lassen für Krebs immer mehr Fragen im Raum stehen: „Der Wolf ist zurzeit in Deutschland streng geschützt, doch der Preis für dessen Wiedereinbürgerung ist die Ausrottung des Muffelwildes. Was geschieht, wenn die Hauptnahrung des Wolfes wie zum Beispiel Muffelwild und Rehwild aufgefressen ist? Der Wolf wird weiter jagen, denn er will überleben. Was kommt danach?“

Auch für Richard Friedrich, Vorsitzender der Jägerschaft Genthin, ist die Entwicklung des Wolfbestandes in der Region beängstigend. Er plädiert unbedingt für Regulierungsmaßnahmen. Bei einer kürzlichen Beratung des Hegerings Bergzow/Parchen sei der Wolfsbeauftragte Klaus Puffer anwesend gewesen, der darüber informierte, dass 1000 Wölfe deutschlandweit als Bestandsstärke angestrebt würden. Für Friedrich ist das ein „unhaltbarer Zustand“, solch eine Wolfsdichte zu diskutieren.

Hinzu komme, dass der Wolf inzwischen keinerlei Scheu vor dem Menschen zeige. Richard Friedrich: „Es ist also abzusehen, wann Übergriffe auch auf den Mensch passieren können.“