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Feuerwehr Genthin Stets einsatzbereit und doch Sorgen

Die Genthiner Feuerwehr war 2015 stets einsatzbereit. Allerdings fehlen der Wehr Mitglieder. Eine Werbeaktion brachte keine Trendwende.

Von Mike Fleske 22.03.2016, 06:00

Genthin l Einen ungewöhnlichen Beginn nahm die diesjährige Jahreshauptversammlung der Feuerwehren Genthin und Altenplathow. Tischlereibesitzer Peter Ewert bedankte sich mit einem Geschenk bei den Kameraden. Vor einigen Wochen hatte es in seinem Betrieb einen Schwelbrand gegeben. „Die Einsatzkräfte haben unter anderem mit der Wärmebildkamera Glutnester entdeckt und Schlimmeres verhindert“, erläuterte Ewert. „Es zeigt, dass unsere Arbeit in der Bevölkerung wahrgenommen und gewürdigt wird“, machte Stadtwehrleiter Achim Schmechtig nach einem Dank an den Unternehmer deutlich. Der Einsatz ist nur ein typisches Beispiel für die Arbeit der Genthiner Wehr auf hohem Niveau. Dabei ist die Brandbekämpfung zwar die immer noch die Hauptaufgabe der Feuerwehr. Mittlerweile rücken die Einsatzkräfte regelmäßig auch zu Verkehrsunfällen aus, entschärfen Gefahren nach Umweltschäden oder leisten Traghilfe bei Personentransporten.

„Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen freiwilliger und Berufsfeuerwehr.“ Man rutsche zwar nicht eine Stange herunter, um zum Einsatz zu gelangen und sei ehrenamtlich tätig, aber das Ausbildungsniveau und die Ausstattung sei mittlerweile ähnlich hoch wie bei den Berufswehren. Einen Überblick zur Ausbildung im vergangenen Jahr gab der stellvertretende Wehrleiter Marcel Otto. So habe es 45 Ausbildungsabende gegeben. Um fachlich auf den neuesten Kenntnisstand zu sein, besuchten Genthiner Einsatzkräfte Lehrgänge im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Burg und im Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge. Darüber hinaus bietet die Genthiner Wehr eine anspruchsvolle Standortausbildung. Darunter die praktische Weiterbildung an der Drehleiter oder eine Großübung am Bahnhof Genthin. Diese Ausbildung werde zukünftig stärkeres Gewicht bekommen. Unter anderem wurde ein weiterer Schienentransportwagen angeschafft, um solche Einsätze noch effektiver betreuen zu können. Insgesamt 153 Mal rückte die Wehr im vergangenen Jahr aus. Darunter 43 Einsätze im Brandfall und 77 technische Hilfeleistungen, wie Türöffnung oder Notarztzubringer.

Einen Ausreißer verzeichnete der Stadtwehrleiter bei den Alarmierungen aufgrund des Auslösens von Brandmeldeanlagen. Insgesamt 23 Mal kam dies im vergangenen Jahr vor. „Ein Großteil dieser Anlagen in unserem Bereich sind 20 Jahre alt und älter“, begründete Schmechtig. Die Technik altere und dies führe häufiger zu Fehlalarmen. Insgesamt kamen 227 Einsatzstunden zusammen. Dabei war die Genthiner Feuerwehr durchweg einsatzbereit. Aber die demografische Entwicklung und die Arbeitsplatzsituation machen sich deutlich bemerkbar. Seit 2009 gaben 17 Kameraden ihr Ehrenamt berufsbedingt auf. Mehrere fehlen unter der Woche durch Montage. Nur ein Mitglied kam neu hinzu. Mit Bedauern musste der Wehrleiter auch feststellen, dass die Aktion „Wir brauchen dich“, die mit Plakaten, Flyern und einem Kinospot um neue Feuerwehrmitglieder warb, wirkungslos blieb.

Die Präsentationen der Feuerwehr etwa beim Ehrenamtstag auf dem Marktplatz, seien zwar seitens der Bevölkerung gut besucht gewesen, aber neue Mitstreiter seien nicht gewonnen worden. Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei der Jugendfeuerwehr. Vor wenigen Jahren stand sie noch kurz vor der Auflösung, mittlerweile hat sie zwölf Mädchen und Jungen. „Wir konnten im vergangenen Jahr auch zwei Mitglieder aus der Kinderfeuerwehr Tucheim übernehmen“, so Jugendwart Stephan Rehbein. Das zeige, wie wichtig die Kinderwehr für die Nachwuchsgewinnung sei. Bürgermeister Thomas Barz ging in seinen Grußworten auf die Serie von Kellerbränden ein, die die Feuerwehr derzeit belasten. „Wir nehmen diese Brandstiftungen nicht teilnahmslos hin und haben Maßnahmen getroffen.“ Der Bürgermeister fand deutliche Worte. Es werde mit den Bränden in Kauf genommen, dass Personen gefährdet werden. „So etwas gehört mit aller Härte bestraft“, machte er deutlich. Barz ging auch auf die finanzielle Situation der Stadt ein, die auch die Feuerwehr vor neue Aufgaben stellen. So werden Kameraden auch bei städtischen Aufgaben eingesetzt. Der Bürgermeister hofft, dass die eingeleiteten Maßnahmen dazu führen im Jahr 2021 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Die Versammlung fand mit den Ehrungen, Beförderungen und Anerkennungen ihren Ausklang.