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Kunst Ehre für Genthiner Altmeister

Auf große Besucherresonanz stieß die Eröffnung der Sonderausstellung „Josef Prause, Schüler und Freunde“ im Kreismuseum.

Von Mike Fleske 05.04.2016, 13:00

Genthin l „Ich bin überwältigt von der Resonanz“, freute sich Antonia Beran, Leiterin des Kreismuseums. Kurz vor Beginn der Vernissage mussten noch Stühle für die zahlreichen Besucher im Veranstaltungsraum gestellt werden. Die Grußworte der Ehrengäste wurden per Lautsprecheranlage in den Voraum übertragen. Doch das Interesse war gerechtfertigt. Galt es doch, das Schaffen des Genthiner Ehrenbürgers Josef Prause (1916 bis 2007) zu würdigen. „Zu seinem 100. Geburtstag haben wir Freunde und Weggefährten angefragt, ob sie Bilder für eine Gemeinschaftsschau zur Verfügung stellen“, erläuterte Beran.

15 Teilnehmer haben sich bereiterklärt mitzumachen. Die Mitglieder des Genthiner Kunstvereins, dessen Mitbegründer Prause war, stellten die Schau zusammen. So ist in der zweiten Etage des Museums in den kommenden Monaten eine hochkarätige Bilderschau zu sehen. Dabei fallen die vielfältigen Stile und Motive auf, darunter Landschaftsabbildungen, Porträts, Gebäude.

Die Ausstellung ist eine farbgewaltige Leistungsschau der Kunst in der Region. Die Werke Prauses hängen neben denen seiner Schüler. Diese sind kein Beiwerk, sie setzten Bilderreihen fort, übertragen künstlerische Gedanken auf eine neue Ebene. Ausgangspunkt ist immer der genaue Blick, die exakte Arbeitsweise Prauses, die er seinen Schülern weitergegeben hat.

„Er hatte eigentlich immer einen Notizblock dabei, um Skizzen festzuhalten“, erinnerte sich Wieland Schmidt, dessen Eltern mit der Familie Prause befreundet waren. Sein Vater habe Ende der 40er Jahre Kontakt zu Prause geknüpft, als er eines von dessen Bildern im Schaufenster der Glaserei Grosch entdeckte. Eine jahrzehntelange Freundschaft entstand. „Er wurde bei uns immer Sepp genannt, seine Frau sagte hingegen Seff“, erzählte Schmidt mit einem Schmunzeln.

Die Familien Schmidt und Prause hätten gemeinsam Ausflüge und Urlaubsreisen unternommen und überall habe der Maler Anregungen und Motive für seine Kunst bekommen. Früh hatte sich das Talent des jungen Prause gezeigt. Darüber berichtete die Jerichower Künstlerin Luise Winkelmann.

Winkelmann war mehr als drei Jahrzehnte mit Prause befreundet, gemeinsam mit dem Karower Erhard Holley bildete sie ein künstlerisches Dreiergespann des Altkreises Genthin. Prause war ihr Anführer. Ihr Lehrmeister, wie für viele nach ihnen.

Früh sei das Talent Prauses entdeckt worden. „Bereits mit vier Jahren fertigte er Scherenschnitte von Tieren und Bäumen.“ Nach einer Malerlehre, wurde er Kunststudent. Durch die Verwerfungen von Krieg, Vertreibung und Flucht kam er nach Genthin. Hier wurde er sesshaft, gründete eine Familie und wurde ein unverzichtbarer Teil der Kunstszene. Seine Kurse prägten die Schüler.

„Noch heute prägt er mich als 94-jährige Frau in meinem künstlerischen Schaffen“, bekannte Winkelmann. Er sei ein Vorbild und eine große Persönlichkeit gewesen. Der Karower Erhard Holley erinnert sich an die Akribie Prauses. „Wir haben mal in der Kälte gesessen und die Finger waren blau gefroren, sodass wir kaum noch den Stift halten konnten, trotzdem wurde wieder gemalt.

Für Prause gab es kein schlechtes Wetter. Er habe jeder Witterung eine schöne künstlerische Seite abgewinnen können. Gaston Beier, mit einigen Bildern in der Ausstellung vertreten, wurde mit elf Jahren Schüler Prauses. „Er hat Anfang der 80er am 7. Oktober im Volksgarten gemalt und ich habe ihn angesprochen.“ So einfach die Kontaktaufnahme war, so exakt und detailverliebt war er im Unterricht.

„Er hat viel Wert auf das Zusammenspiel von Licht und Schatten gelegt“, weiß Gudrun Mangelsdorf zu berichten und für Artjom Kamaev war der trockene Humor Prauses und seine fachkundigen Ausführungen prägend. Der junge Mann war einer der letztes Schüler Prauses vor dessen Tod 2007. Kamaev hat den Einfluss des Altmeisters auf besondere Weise in einen eigenen Stil umgemünzt. Seine Werke bestechen durch eine exakte Detailgenauigkeit.

„Das ist doch nicht gemalt, sondern ein Foto“, sagte so mancher Besucher beim Blick auf ein Bild mit Wellenmeer. Für Bürgermeister Thomas Barz ist die Ausstellung ein Zeichen für die kulturelle Vielfalt des Jerichower Landes. Sie ist zu den Öffnungszeiten des Kreismuseums bis zum 28. August zu sehen.