Ehejubiläum Rote Rosen zur „Eisernen“
Das Fest ihrer eisernen Hochzeit feierten gestern Ernestine (82) und Klaus Wuth (85) aus Genthin.
Genthin l 65 gemeinsame Jahre - eine Ehejubiläum, das es im Landkreis nur hin und wieder gebe, sagte Landrat Steffen Burchhardt bei der Gratulationscour im Hause Wuth. Er persönlich sei der Meinung, dass es zukünftig immer weniger solcher Ehejubiläen gebe, weil es der Krieg gewesen sei, der Paare über Jahrzehnte zusammengeschweißt habe. Nach einem betrübten Blick in die Vergangenheit stand dem Ehepaar Wuth gestern an ihrem Freudentag allerdings nicht der Sinn. „Ach ja der Krieg, seufzte Klaus Wuth nur kurz, bevor die Gäste, Tochter Steffi und Enkel Tom auf das Wohl des Jubelpaares anstießen.
Nur die Jubelbraut erinnerten sich für einen ganz kurzen Moment an den Tag ihrer Hochzeit. Mit Pferd und Kutsche seien sie seinerzeit zum Standesamt gefahren. Der Hochzeitsstrauß war aus Flieder und Narzissen gebunden. „Mehr war nicht drin. Deshalb gönne ich mir heute rote Rosen“, erzählte sie mit einem charmanten Lächeln. Tochter Steffi, die jüngste der drei Töchter des Paares, sorgte dann in gemütlicher Runde dafür, dass dem Paar ein wenig warm ums Herz wurde: „Wir sind stolz darauf, dass wir drei Töchter von Euch gemeinsam erzogen worden sind“, sagte sie noch das Sektglas in der Hand.
Das Jubelpaar, das seit vielen Jahren mit Genthin verbunden ist, kam 1959 über berufliche Umwege aus dem Vorharz nach Genthin. Klaus Wuth qualifizierte sich über verschiedene Stationen vom Elektriker bis hin zum Ingenieur-Pädagogen und übernahm schließlich die Leitung der BBS (Betriebsberufsschule), an der Generationen von Lehrlingen ausgebildet wurden. Ernestine Wuth drückte als Hortnerin nochmals die Schulbank, um als Grundschullehrerin Klassen unterrichten zu können. Ein Fernstudium neben der Arbeit, das haben die Beiden erfahren, sei eine „Riesenbelastung“ für sie und für die ganze Familie gewesen.
Die damalige Thälmann-Schule war über viele Jahre die Wirkungsstätte von Ernestine Wuth. Bis auf den heutigen Tag blieben ihr ehemalige Schüler verbunden, berichtet sie mit sichtbaren Stolz. Tochter Steffi, selbst studierte Pädagogin, sagt, dass ihre Mutter als Lehrerin die faszinierende Gabe besessen habe, die Schüler positiv zu motivieren.
Auch Enkel Tom verehrt seine Großeltern: Beide hätten es verstanden, als Lehrer Kinder und Jugendliche zu begeistern, sagte er. Enkel Tom, der Jura in Halle studiert, erfüllte dem Jubelpaar zu ihrem Ehrentag auch den Wunsch nach ihrem Lieblingslied, das er auf der Gitarre spielte. So erklang in der kleinen Wohnstube des Paares großer DDR-Rock aus dem Jahr 1987: „Als ich fortging“, ein Lied der Gruppe „Karussell“, Komposition von Dirk Michaelis, Text von Gisela Steineckert. Der Umgang mit jungen Leuten, eine große Familie und viele Interessen lassen das Jubelpaar am Leben teilhaben, obwohl sie bereits Anfang der 90er Jahre in den Ruhestand gewechselt sind.
Der Musik war Klaus Wuth schon in seinem Heimatdorf Badersleben verbunden, wo er in einer Band musizierte, der Genthiner Liedertafel war er ein langjähriges und zuverlässiges Chormitglied. Ernestine Wuth hat ihren Ausgleich in der Malerei gefunden und hat sich einer Malgruppe des Genthiner Kunstvereins angeschlossen. Im Terminkalender des Ehepaares Wuth finden sich Genthiner Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Ausstellungseröffnungen. Sowie es das Wetter erlaubt, geht es für das Ehepaar hinaus in ihren Bungalow in Briest. Dort genießen sie die Schönheiten, die die freie Natur am Wasser zu bieten hat.
Trotz ihres hohen Alters und manchem Wehwehchen ist ihr Lebensmut ungebrochen: Zur eisernen Hochzeit gönnte sich das betagte Paar eine einwöchige Kreuzfahrt auf der Donau von Passau nach Budapest. „Es war einfach wunderbar“, schwärmt Ernestine Wuth. Das Fest ihrer eisernen Hochzeit wird das Paar am Sonnabend mit der Familie, dazu gehören drei Töchter, vier Enkel und zwei Urenkel, im Café Nicole feiern.
