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25 Jahre Agrargenossenschaft Tucheim feiert

Mit einer Festveranstaltung und einem bunten Programm feierte die Agrargenossenschaft Tucheim ihr 25-jähriges Bestehen.

Von Bettina Schütze 05.09.2016, 11:00

Tucheim l Auf 25 Jahre Agrargenossenschaft Tucheim blickte der Vorsitzende Sören Rawolle zurück. Bereits im Vorfeld der Festlichkeiten gab es einen Vortrag zur Geschichte der Landwirtschaft im Fiener und der Geschichte des Betriebes. Mit einer Ausstellung, organisiert vom Tucheimer Heimatverein und Helmer Rawolle, wurde dies dokumentiert.

„Als sich unsere Genossenschaft am 19. September 1991 gegründet hat, wusste keiner, wie der Weg sein würde. Aus den ehemals 210 Bauernwirtschaften im Ort haben sich 158 in der Gründungsversammlung für die Umwandlung von der LPG in die Agrargenossenschaft eG Tucheim entschieden“, so Sören Rawolle. Dabei waren schwierige Aufgaben zu meistern, die an vielen Tagen nichts mit landwirtschaftlicher Produktion zu tun hatten. Es mussten Vermögensauseinandersetzungen geführt, Pachtverträge geschlossen und die überzähligen Arbeitskräfte so sozial verträglich wie möglich abgebaut werden. Aber die Mühen haben sich gelohnt. Sören Rawolle: „Wir stehen nach 25 Jahren hier sehr gut da, haben uns entwickelt, haben die Produktion ausgeweitet und haben ein stabiles gesundes Unternehmen mit sehr guten Zukunftschancen.“

Derzeit werden 57 Mitarbeiter und Lehrlinge aus Tucheim und Umgebung beschäftigt. Die Milchmenge wurde von 3,4 Millionen Liter auf 8,4 Millionen Liter erhöht. Viele Ställe sind tiergerecht umgebaut und Ställe neu gebaut worden. Ein Großteil der Flächen wurde erworben und langfristige Pachtverträge abgeschlossen. Aus eigener Kraft ist ein völlig neuer Betrieb, die Mutterkuh GmbH, aufgebaut. „Und wir haben einen gut Ruf im Ort und im Land Sachsen-Anhalt. Darauf können wir mit Recht stolz sein“, so Sören Rawolle.

Die 25 Jahre sind auch mit einem Generationswechsel verbunden. In den zurückliegenden vier Jahren wurden über 30 Mitarbeiter und Lehrlinge neu eingestellt. Sören Rawolle: „Wir haben hier ständig neue Gesichter. Wir vergessen dabei aber auch nicht, woher wir kommen und das diejenigen, die in Rente gehen, uns hier eine hervorragende Basis für die Zukunft überlassen haben.“ Um dem gerecht zu werden, wurde die Satzung so angepasst, dass das, was in dem Betrieb erarbeitet wurde, auch für diejenigen erhalten bleibt.

Zur Geschichte des Betriebes gehört auch, dass es ein LPG-Nachfolgeunternehmen ist. „Lange Zeit war das ein Makel aus der Sicht der Bänker, aber auch aus der Sicht anderer Landwirte“, erklärt der Vorsitzende. Trotz aller Widerstände sei es gelungen, eine landwirtschaftliche Struktur aufzubauen, die in Europa ihresgleichen sucht.

Sören Rawolle und sein Team sind auch dem Umfeld dankbar. „Tucheim ist ein hervorragender Ort zum Leben und zum Arbeiten, und meistens haben die Leute noch Verständnis für unser Tun.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Agrargenossenschaft sind die Verpächter. Sören Rawolle: „Ich habe im Jahr 2011 deren Vertrauen in unseren Betrieb erlebt, als sie uns ihre Flächen alle langfristig weiterverpachtet haben und wir damit über Jahre planen können.“

Ein Thema, welches der Agrargenossenschaft als großem Milchproduzenten zur Zeit am meisten unter den Nägeln brennt, ist der Milchpreis. Zwei Drittel des Umsatzes kommen aus der Milchproduktion. „Diese lange Niedrigpreisphase von jetzt aktuell 20 Cent gab es in den letzten 25 Jahren noch nicht. Wir halten diese Situation hier an unserem Standort noch eine ganze Weile aus. Aber sie geht eher zu Lasten von Investitionen“, so Sören Rawolle. Trotzdem hoffen alle, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in den kommenden Monaten verbessern wird. Sören Rawolle: „Denn wir sind Landwirte und kippen nicht gleich aus den Latschen, wenn wir keine Rendite von fünf bis zehn Prozent erwirtschaften.“