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Förderprogramm Mit Birne, Tomate und Orange sprechen lernen

In der DRK-Kita Rasselbande in Genthin wird gequasselt: Spielerisch lernen die Kinder Begriffe und zu formulieren.

Von Mike Fleske 24.11.2016, 10:00

Genthin l Gut gemischt liegen die großen Karten verdeckt auf der Erde des Spielraumes der Kita Rasselbande. Sechs Kinder sitzen erwartungsvoll im Halbkreis um die Karten herum. Livia darf als erste eine Karte ziehen. „Eine Paprika“, erkennt sie. „Wisst ihr denn auch wie die schmeckt?“, fragt Erzieherin Jeannette Begerow. „Die ist süß“, meint Livia, aber die neben ihr sitzende Helene weiß es besser: „Die ist scharf.“ Ganz spielerisch im lockeren Dialog lernen Kinder verschiedene Begriffe aus ihrem Umfeld kennen. Sie müssen unterscheiden, ob die Orange ein Obst oder ein Gemüse ist, oder sagen, wo die Tomate im Garten wächst.

„Wir versuchen zum Sprechen anzuregen und die richtige Aussprache der Dinge zu üben“, erläutert Jeannette Begerow, die als Sprach-Fachkraft in der Einrichtung eingesetzt ist. Seit Anfang des Jahres ist die integrative Kita Teil des Programmes „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit dem Programm fördert das Bundesfamilienministerium alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung. Damit solle auch eine Chancengleichheit der Kinder ermöglicht werden.

Begerow ist aber nicht nur für die Sprachbildung der Kinder zuständig, sie steht auch dem Erzieher-Team beratend zur Seite und sensibilisiert die Mitarbeiter für den richtigen Blick auf eine ganzheitliche Sprachbildung der Kinder. „Wir haben festgestellt, dass viele Kinder mit sprachlichen Defiziten die Kita in Richtung Schule verlassen“, erläuterte Andy Martius, Vorstand des DRK-Regionalverbandes Magdeburg-Jerichower Land, in dessen Trägerschaft sich die Genthiner Einrichtung befindet. Die Kinder müssten ein ordentliches Sprachbild vorgelebt bekommen.

„Das geht bei der richtigen Aussprache los und wird mit der Verwendung von richtigen Artikeln und der Bildung grammatikalischer korrekter Sätze fortgeführt.“ Auch wenn in das Programm die 14 Flüchtlingskinder in der Einrichtung miteinbezogen werden, ist es nicht für sie eingeführt worden. „Wir haben bereits 2014 mit der Planung für die Umsetzung begonnen, da war die heutige Situation noch nicht abzusehen.“ Martius räumt zudem damit auf, dass nur Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern sprachliche Defizite besitzen. „Das hat nichts mit dem Einkommen zu tun, Sprache lernen bedeutet immer, sich mit dem Kind zu beschäftigen und zu üben.“

Erste Erfahrungen mit der Umsetzung des Bundesprogrammes trug Martius kürzlich während eines Besuches des Stadtratvorsitzenden Gerd Mangelsdorf und seines CDU-Parteikollegen, dem Bundestagsabgeordneten Manfred Behrens, vor. Behrens hat seinen Wahlkreis im Jerichower Land und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Deshalb interessiert es mich natürlich, ob solche vom Ministerium aufgelegten Programme vor Ort angenommen werden und wie sie sich letztlich umsetzten lassen.“

Martius lobte, dass sich mit dem Programm ein guter Austausch von Fachkräften aus den Bereichen Erziehung, Elternbegleitung und Kinderschutz bilden lasse. Jeanette Begerow hat zudem die Erfahrung gemacht, dass das Sprachlernen der Kinder auch dann reibungslos funktioniere, wenn zu Hause hauptsächlich eine andere Sprache oder ein Dialekt gesprochen werde. „Die Kinder können das unterschieden.“ Erste Erfolge können bereits jetzt gesehen werden. „Wir sind erst am Anfang des Programmes, bemerken aber bereits jetzt, dass viele Kinder Fortschritte bei der Verwendung der Sprache gemacht haben.“