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Holz ist porös 40 Ahornbäumen droht an der Gröblerstraße Genthin die Fällung

Sie spenden den Wohnungen angenehmen Schatten und stehen darüber hinaus für angenehmes grünes Wohnen in der Stadt: die etwa 40 Ahornbäume entlang der Genthiner Gröblerstraße. Trotzdem muss an dem Bestand der gut 50 Jahre alten Laubbäume gerüttelt werden.

Von Simone Pötschke 29.07.2021, 11:43
Über 50 Jahre alt sind die Laubbäume entlang der Gröblerstraße. Ein Gutachter empfiehlt die schrittweise Fällung der Bäume.
Über 50 Jahre alt sind die Laubbäume entlang der Gröblerstraße. Ein Gutachter empfiehlt die schrittweise Fällung der Bäume. Foto: Simone Pötschke

Genthin - Eine Portion Glück war dabei, als ein kurzes, aber heftiges Unwetter, das über Genthin an einem späten Freitag-Nachmittag im März hereinbrach, den Stamm eines hochgewachsenen Laubbaums an der Gröblerstraße schlichtweg abknickte und dabei weder Personen noch Autos oder Häuser beschädigt wurden. Fast der komplette Baum kam um Haaresbreite vor den angrenzenden Parkflächen zu Fall, die wiederum nur noch einen Katzensprung  von einer Häuserfassade entfernt sind.

Stadträte werden das letzte Wort haben

Mit einem kleinen, unscheinbaren Baumstumpf, der inzwischen kleine Seitentriebe hervorgebracht hat, wirkt das Ereignis nicht nur optisch immer noch etwas nach. Denn dieser einzelne Windbruch wird für den Bestand der gut 20 Spitz- und weiterer 20 Eschen-Ahorne nicht ohne Folgen bleiben. Zwischenzeitlich hat ein Fachmann die hochgewachsenen Laubbäume in Augenschein genommen. Zwar liege sein Gutachten noch nicht schriftlich vor, doch man könne davon ausgehen, dass er die Empfehlung aussprechen werde, die Bäume perspektivisch zu fällen. Damit konfrontierte Fachbereichsleiterin Dagmar Turian kürzlich bereits den Bauausschuss des Stadtrates. Im Herbst, im Zuge der üblichen Baumschau, werde eine Entscheidung fällig, ob sich die Reihe der etwa 40 Bäume in den nächsten Jahren lichtet oder nicht. 

Turian spricht von einer „sensiblen“ Entscheidung. Nicht ohne Grund: Wenn große, zum Teil auch alte Bäume in der Stadt gefällt werden, geschieht dies stets unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit. Trotzdem plädiert die Fachbereichsleiterin für einen „harten Schnitt“ an den  straßenbegleitenden Bäumen in diesem Bereich. Möglichst viele, wenn nicht alle, sollten nach ihrem Dafürhalten in einem Zuge entnommen werden.  

Verwaltung erwartet Gegenwind

Turian weiß, dass sie sich unter Umständen auf Gegenwind einstellen muss. Nicht jeder Baum, der in vollem Grün steht, sei auch gesund, warnt sie.  Die Bäume entlang der Gröblerstraße hätten, argumentiert sie, inzwischen ihre Lebensmitte mit allen daraus folgenden Konsequenzen überschritten. Nach und nach die alten Bäume zu entfernen und somit auch nach und nach durch junge zu ersetzen, ergebe letztlich nur ein optisches Stückwerk und der bisher gewohnte Eindruck einer Allee ginge damit verloren. Ob die Stadträte den Argumenten Turians folgen, ist derzeit noch völlig offen.

Stadt für Verkehrssicherung zuständig

Klarheit, wann die Ahorne entlang der Gröblerstraße genau gepflanzt wurden, gibt es nicht. Vermutlich passierte dies in den 1970er Jahren, als die mehrgeschossigen Neubaublocks, von denen heute ein Teil durch die Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) und ein weiterer durch die kommunale Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG) bewirtschaftet wird, gebaut wurden. Die Eschen-Ahorne haben inzwischen eine Höhe von etwa zehn Metern erreicht, bis zu 15 könnten es noch werden. Ahorn-Arten, die 100 Jahre und älter werden können, gelten unter Landschaftsgärtnern und Forstleuten als ideale Straßenbegleiter. Sie vertragen Rauch und Staub und sind noch dazu unempfindlich gegenüber Trockenheit. Ihr Nachteil: Mit zunehmendem Alter wird ihr Holz weich und porös, Äste brechen aus. Natürlich, sagt Dagmar Turian, spielt diese Tatsache im Zuge der Verkehrssicherungspflicht, in der die Stadt stehe, eine besondere Rolle. Gerade im Hinblick auf den sich vollziehenden Klimawandel müsse sich die Stadt zukünftig auf Unwetter mit Sturm und Regen einstellen. Alte Bäume bildeten dabei ein absehbares Gefährdungspotenzial. „Darüber werden wir nach der Sommerpause reden müssen“, sagt die Bauamtsleiterin.

Bei der bevorstehenden Baumschau müssen allein im Genthiner Stadtgebiet die Standfestigkeit und die Gesundheit von zirka 700 Bäumen bewertet werden.