1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Wohnblöcke in Süd verschwinden

EIL

Abriss  Wohnblöcke in Süd verschwinden

Die Tage der Wohnblöcke in der Lorenzstraße sind gezählt. Die GWG hat die Mietverträge gekündigt. Zum Unmut mancher Mieter.

Von Kristin Schulze 10.11.2016, 05:30

Genthin l Wolfgang Krauser wohnt seit 22 Jahren in der Lorenzstraße. Ginge es nach ihm, würde das auch so bleiben. Doch zum Frühjahr 2017 braucht er eine neue Bleibe. Der Vermieter, die Genthiner Wohnungsbaugenossenschaft (GWG), hat ihm gekündigt.

So geht es allen verbleibenden Mietern der Lorenzstraße, der Block soll abgerissen werden. „Ein Unding“, sagt Wolfgang Krauser. Die Vorteile seiner Wohnung liegen für ihn auf der Hand: „Viel Fläche für wenig Geld.“ Er kritisiert außerdem, dass es weder eine Mieterversammlung noch andere Versuche der Kontaktaufnahme durch die GWG gegeben habe. „Mit manchen Mietern haben sie gesprochen, mit anderen noch nicht. Das ist doch keine Art und Weise“, so Krauser.

Diese Gespräche werden noch kommen, versucht GWG-Vorstand Peter Jelitte zu beschwichtigen. „Eine Mieterversammlung hat es nicht gegeben, da wir individuell mit jedem Betroffen ins Gespräch kommen wollen.“

In der Lorenzstraße sind insgesamt 168 Wohnungen mit 95 Mietern betroffen. Etwa mit der Hälfte davon seien bereits Unterredungen erfolgt. Mehr als 30 Mieter haben auch schon neue Wohnungen in Aussicht. „Jeder betroffene Mieter erhält von uns ein Wohnungsangebot“, verspricht Jelittes Vorstandskollege Wolfgang Kadura. Den Mietern werde die GWG auch beim Umzug beistehen. Die Mitarbeiter der Genossenschaft stehen mit Rat und Tat zur Seite, niemand werde allein gelassen.

„Wir werden beim gesamten Umzugsmanagement helfen und auch die Kosten übernehmen.“ Die Vorstände haben Verständnis für die Sorgen und Nöte der Mieter „Es ist nicht schön, wenn man beispielsweise nach 20 oder 30 Jahren aus dem gewohnten Umfeld gerissen wird, das können wir durchaus nachvollziehen.“ Doch am Ende der bestehenden Mietverträge im Frühjahr und Sommer 2017 könne nicht gerüttelt werden. „Wir sind an den nach wie vor bestehenden Stadtentwicklungsplan von 2001 gebunden“, erläutert Peter Jelitte.

In diesem im Jahr 2008 überarbeiteten Papier ist festgelegt, dass die Wohngebiete in der Lorenz- und Einsteinstraße als Objekte mit höchster Priorität für die Bestandsverringerung festgeschrieben sind. Grund für diese Maßnahme ist, dass diese Wohnungen künftig nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind, da eine Auslastung aufgrund des sich abzeichnenden Bevölkerungsrückganges nicht mehr zu erwarteten ist.

Bereits jetzt liegt die Leerstandsquote der von der GWG betreuten Wohnungen im Bereich der Lorenzstraße bei 37 Prozent - mit steigender Tendenz. „Die Wohnungen sind zudem nicht mehr in einen Zustand zu bringen, der den heutigen Ansprüchen genüg", muss Wolfgang Kadura einräumen. Den betroffenen Mietern werden moderne Wohnungen angeboten, die in den vergangenen Jahren umfangreich saniert wurden. „Derzeit wird bei einigen Objekten die Möglichkeit zum Einbau von Fahrstühlen geprüft, um vor allem älteren Mietern den Zugang zu ihren Wohnungen zu ermöglichen“, sagt Wolfgang Kadura. Nachdem die Wohnungen in den beiden Straßen leer gezogen sind, wird mit dem Abriss der Blöcke begonnen. Der Bereich der Wohnblöcke wird künftig begrünt. Bürgermeister Thomas Barz, bei dem in den vergangenen Tagen einige GWG-Mieter vorgesprochen haben, hat Verständnis für beide Seiten: „Mancher Unmut der Mieter ist nachvollziehbar, aber auch das Handeln der GWG.“ Man solle im Gespräch bleiben, sagt er und bietet an, zwischen GWG und Mietern zu vermitteln.

„Wir sehen natürlich eine Verantwortung für das städtische Umfeld, das wir erhalten wollen. Jedoch räumt auch der Bürgermeister die Rechtmäßigkeit der Maßnahme ein. „Bevölkerungsrückgang und Wohnungsleerstände erfordern Konsequenzen.“ Sollte die Nachfrage nach Wohnraum wieder steigen, könnte sich dies ändern.

„Wir sind bereit, neue Wohnungen zu errichten, derzeit besteht der Bedarf allerdings nicht, aber wir wissen nicht, was zukünftig sein wird“, blickt Wolfgang Kadura voraus.