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Abschiebung Kein Wiedersehen mit Behrami

Der Pflegehelfer Lidon Behrami aus dem Kosovo kann noch nicht zurück nach Deutschland kommen. Er lebte in Genthin.

18.06.2018, 23:01

Genthin l Die Hoffnung des Seniorenbeirates und der Heimleitung war Mitte April noch groß, als sie Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) bei ihrem Besuch im Stilke-Heim einen Brief übergaben, in dem sie sie um Unterstützung für eine baldige Rückkehr des Kosovaren baten.

Die Ministerin hatte viele nette Worte parat, bemühte sich aber im Dialog mit den Heimbewohnern auffallend, die Erwartungen nicht all zu hoch zu schrauben. Zurecht, wie sich jetzt herausstellt. Denn auch die Schritte des Ministeriums in dieser Angelegenheit bleiben bisher erfolglos.

Rückblick: Lidon Behrami kam 2015 über Halberstadt nach Genthin. Der gelernte Kinderkrankenpfleger nahm auf eigene Initiative Kontakt zum Stilke-Heim auf und war zunächst ehrenamtlich und somit unentgeltlich in der Seniorenbetreuung tätig. Er belegte auf eigene Kosten Sprachkurse und schaffte es mit großem persönlichem Ehrgeiz, in relativ kurzer Zeit der deutschen Sprache mächtig zu werden.

Im Oktober 2015 wurde der Kosovare als Pflegehelfer im Stilke-Heim fest eingestellt. „Wir waren sehr froh, in Zeiten des Pflegenotstandes einen motivierten und qualifizierten Mitarbeiter einstellen zu könnten“, betonte Heimleiterin Britta Möbes beim Besuch der Ministerin mit Nachdruck. Aber die Freude hielt nicht lange an. Anfang dieses Jahres erhielt Lidon Behrami einen Abschiebungsbeschied. Schlechte Karten für den Pflegehelfer: Der Kosovo gilt als sicheres Herkunftsland

Von der Polizei in Genthin zu nächtlicher Stunde abgeholt, sah der junge Mann auf dem Flughafen in Hannover bereits seiner sicheren Abschiebung entgegen, als nach sofortiger Information an Hilfsorganisationen und an das sachsen-anhaltische Innenministerium die Aktion auch durch seine Genthiner Unterstützer noch im letzten Moment verhindert werden konnte.

Die Sache lief für den jungen Mann aus dem Kosovo schon im Vorfeld nicht gut. Seine Klage gegen den Abschiebungsbescheid wurde schon 2016 vom Verwaltungsgericht abgewiesen und auch die Härtefallkommission entschied zu seinen Ungunsten.

Zu guter Letzt forderte die Ausländerbehörde den Kosovaren auf, freiwillig innerhalb einer Woche in seine Heimat auszureisen und von dort aus über ein Einreisevisum wieder legal in Deutschland einzureisen. Dem kam Lidon Behrami im März nach. Aber: Die Wartefristen für eine Vorsprache in den Deutschen Botschaften betragen derzeit neun bis elf Monate.

Auf Anfrage der Genthiner Volksstimme informierte die Pressestelle des sachsen-anhaltische Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration, dass es in dieser Angelegenheit Kontakt mit den Deutschen Botschaften in Pristina/Kosovo und Skopje/Mazedonien aufgenommen habe. Es sei darum gebeten worden, Lidon Behrami „einen zeitnahen Termin zur Vorsprache zu ermöglichen“. Den Botschaften sei der Wunsch des Stilke-Heimes, Lidon Behrami schnellstmöglich wieder als qualifizierte und eingearbeitete Arbeitskraft im Team zu wissen, vorgetragen worden.

Von beiden Deutschen Botschaften habe das Ministerium die Antwort erhalten, dass auf Grund der Vielzahl der zu bearbeitenden Fälle die Botschaften nicht in der Lage seien, frühere Termine anzubieten. Die Botschaften seien zur Gleichbehandlung aller Antragsteller verpflichtet.

Zudem würde die überwiegende Mehrheit der Antragsteller und deren künftige Arbeitgeber Interessen geltend machen, die allein schon wegen ihrer Häufigkeit in den Botschaften nicht berücksichtigt werden könnten. Freundliche, aber sehr deutliche Hinweise darauf, dass eine Bevorzugung bei der Terminvergabe für Lidon Behrami wohl nicht möglich sein wird.

Das es nicht vorangeht, erlebt der junge Kosovare vor Ort. In Telefonaten, die die Heimleiterin des Genthiner Stilke-Heimes in den vergangenen Tagen mit ihm führte, berichtete er, dass riesige Menschenmengen sich in den Deutschen Botschaften nach einem Termin drängen. Was bleibt, sind Absichtserklärungen des sachsen-anhaltischen Sozial-Ministeriums. Es wolle das Stilke-Heim in seinen Bemühungen um den jungen Kosovaren weiter unterstützen.