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Abschied in Genthin Jugendhaus-Chef sagt Tschüss

Bernd Neumann, langjähriger Leiter des Thomas-Morus-Hauses, nimmt Abschied. Er geht in den Ruhestand.

Von Mike Fleske 31.08.2015, 20:26

Genthin l Ein Urgestein des Thomas-Morus-Hauses nahm am Freitag altersbedingt seinen Hut: Bernd Neumann. Sein Name steht wie kein anderer für die erfolgreiche offene Jugendarbeit, die im bunten Haus am Wasserturm geleistet wurde. „Es waren für mich 20 großartige Lebensjahre“, resümierte der scheidende Morus-Chef.

Der zukünftige Ruheständler bedankte sich bei vielen seiner Mitarbeiter namentlich für die jahrelange Zusammenarbeit und wiegelte bei Lobeshymnen ab: „Das ist das Thomas-Morus-Haus und nicht das Bernd-Neumann-Haus“.

„Seit 1996 bist Du die Seele dieses Hauses, das seit 1994 existiert“, sagte Pfarrer Willi Kraning an Bernd Neumann gerichtet in einer kurzen Ansprache.

Kraning ging unter anderem auf die Entstehungsgeschichte des Jugendhauses ein, das sich in Trägerschaft der katholischen St. Marien Gemeinde befindet. Mit der Rückübertragung der ehemaligen katholischen Grundschule habe sich die Frage der Verwendung für die Gemeinde gestellt.

Sie sollte nach deren Auffassung jenen Menschen zugute kommen, die bei der Wende unter die Räder gekommen seien. Für die katholische Gemeinde seien dies die Kinder und Jugendlichen gewesen, die nicht den Rückhalt gutsituierter Eltern haben. Somit waren die Weichen für das Thomas-Morus-Haus gestellt, das in den Jahren seines Bestehens immerhin 285 000 Kinder und Jugendliche willkommen hieß.

Pfarrer Kraning erinnerte an ein Gespräch mit Bernd Neumann, in dem er gesagt habe, dass der größte Feind des Morus-Hauses die Langeweile sei. „Du hast viel dafür getan, zu zeigen, dass das Leben mehr zu bieten hat und konntest bei den jungen Leuten viele Interessen wecken“, führte Kraning aus. Pfarrer Willi Kraning wünschte dem neuen Leiter der Einrichtung, André Eikel, der bei der Verabschiedung ebenfalls zugegen war, dass er für die Arbeit das gleiche Herzblut aufbringt wie Bernd Neumann.

Pfarrer Kraning betonte: „Wer hier nur zur Arbeit gehen will, liegt falsch, der braucht viel Herzblut.“

In seiner sehr bewegende Rede nahm Neumann ein Geschenk des ehemaligen Personalratschefs von Henkel Düsseldorf, Rolf Maassen, Gorbatschows Memoiren „Alles zu seiner Zeit - Mein Leben“, zum Anlass, um die Jahre nach der Wende einer persönlichen Betrachtung zu unterziehen.

Neumann stellte solche Fragen in den Raum: Was wäre, wenn es Michael Gorbatschow und die Perestroika nicht gegeben hätte?

Was wäre, wenn Willi Kraning den Marsch durch Genthin zur Wende nicht organisiert hätte?

Was wäre, wenn sich das Neue Forum nicht gegründet hätte? Neumann fand darauf diese Antwort: „Dann gebe es wohl keine QSG, keine Caritas, keine Kita Sonnenschein und eben auch kein Thomas-Morus-Haus.“

Im Rahmen der Verabschiedung würdigten Lutz Nitz und Günter Sander von den Bündnis 90/Grünen das Engagement Neumanns, der als Parteiloser für ihre Partei im Kreistag saß und dort im Jugendhilfeausschuss tätig war.

Jetzt arbeitet er im Fachausschuss als beratendes Mitglied mit. Nitz würdigte Neumanns Einsatz für die Jugendlichen im gesamten Landkreis über die Parteigrenzen hinweg. Obwohl mit einem grünen Mandat ausgestattet, habe er sich im Einvernehmen mit den Grünen der CDU-Fraktion angeschlossen, um die Jugendarbeit voranzutreiben.

Am Nachmittag stieg zum Abschied von Bernd Neumann auf dem Hof eine große Gartenparty mit Morus-Besuchern aller Generationen und dem Jugendhaus-Team. Die Mitarbeiter bastelten ihm zum Abschied sein Büro in Kleinstformat.