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"Aktiv mit Krebs" Genthiner bleiben zurückhaltend

Die Resonanz auf die Info-Veranstaltung des SV Chemie Genthin „Aktiv mit Krebs“ blieb verhalten.

Von Simone Pötschke 30.06.2017, 01:01

Genthin l Flyer in Arztpraxen, Plakate und Werbung über Medien vermochten in dieser Woche nur etwa ein Dutzend Interessenten in die vereinseigene Sporthalle von SV Chemie an der Schollstraße zu locken. Das Interesse von Krebserkrankten, Sport unter Anleitung einer lizenzierten Übungsleiterin zu treiben, hielt sich somit in Grenzen. Das sei sehr bedauerlich, konstatierte Vereinschef Fritz Mund, der sich für die Veranstaltung mit einem Vortrag aufwendig vorbereitet hatte. Angereist aus Magdeburg war auch Birgit Strackeljan vom Behindertensportverband Sachsen-Anhalt (BSSA), um Interessenten Rede und Antwort zu stehen.

SV Chemie-Vereinschef Fritz Mund hatte bereits auf der Mitgliederversammlung vor einigen Monaten angekündigt, für die Gründung einer zweiten Sportgruppe für Krebskranke verstärkt zu werben. Der SV Chemie Genthin ist seit vergangenem Jahr integriert in das Vorhaben „Teilnahme am Krebssportprojekt des Behindertensportverbandes Sachsen-Anhalt“. Vereinschef Fritz Mund begleiteten bereits bei der Mitgliederversammlung Befürchtungen, die sich mit der Informationsveranstaltung betätigen sollten. Wenn man wisse, wieviele Menschen es mit Krebserkrankungen gebe und welche Erfolge aus der sportlichen Betätigung erwachsen, könne man nicht verstehen, dass der SV Chemie bisher nur mit einer Gruppe arbeite, sagte er.

Birgit Strackeljan vom BSSA, die im Regionalverband Nord zahlreiche Vereine betreut, sagte nach der Veranstaltung in Genthin, dass die zurückhaltende Resonanz auf das Angebot „Aktiv mit Krebs“ durchaus ihre Erfahrungen bestätige. Bei einer ähnlichen Veranstaltung eines Magdeburger Vereins in der vergangenen Woche hätten sich 18 Interessenten eingefunden. Das sei schon o.k. gewesen, doch im Verhältnis zur Einwohnerzahl Magdeburgs stimme die Resonanz eben doch auch nachdenklich. Bei der Suche nach Ursachen kann sich Birgit Strackeljan auf ihre Erfahrungen in der Arbeit mit Krebs-Sportgruppen stützen. Eine sei sicherlich, dass sich die Krebserkrankten nicht outen wollen, was sie durchaus nachvollziehen könne. Etliche von ihnen suchten in dieser Situation häufig Kontakt zu anderen Gruppen. Außerdem, das habe sie festgestellt, wollen die Teilnehmer bestehender Sportgruppen, unter ihnen meist ältere Krebspatienten, unter sich bleiben. Die größte Hürde für die Betroffenen, sich einer Sportkrebsgruppe anzuschließen, sieht Strackeljan darin, Ängste zu überwinden. Sie rät den Betroffenen deshalb, sich das Angebot des Vereins zunächst anzuschauen, um dann später zu entscheiden, ob man in der Gruppe mitmachen wolle oder nicht.

Es gebe etliche Krebssportgruppen, unter anderem in Magdeburg und Haldensleben, die erfolgreich arbeiten. Die beste Werbung für Krebssportgruppen ist nach Dafürhalten von Birgit Strackeljan immer noch die Mund-zu-Mund-Propaganda.

Für eine erfolgreiche Teilnahme des Vereins am Krebssportprojekt des BSSA hatte der SV Chemie auch Kontakte zur Krebsgesellschaft in Stendal geknüpft. Um das Projekt personell abzusichern, erwarb Antje Hagenau, die als Übungsleiterin über die notwendigen Qualifikationen in der inneren Medizin und der Orthopädie verfügt, eine weitere Lizenz, um speziell Sportgruppen für Krebskranke anzuleiten. Dafür absolvierte sie eine zweiwöchige Ausbildung, deren Unterricht sich jeweils über den ganzen Tag erstreckte.

In Sachsen-Anhalt werden jährlich 21 000 Krebsneuerkrankungen registriert. Jährlich werden 56 000 Betroffene, 32 000 Männer und 24 000 Frauen, in den Krankenhäusern Sachsen-Anhalts behandelt.

 

Weitere Informationen über das Angebot „Aktiv mit Krebs“ über das Sportbüro des SV Chemie Genthin, Martha Brautzsch-Straße 5, Telefon 03933/80 55 80.