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Amphetamine Busfahrer auf Drogenfahrt mit Schülern

Bei einer Polizeikontrolle wurden bei einem Busfahrer Drogen nachgewiesen. Mit im Kleinbus: drei minderjährige Schüler aus Parchen.

Von Mike Fleske 15.03.2019, 00:01

Parchen l Es klingt mehr nach New York als nach Parchen: Bei dem Fahrer eines Kleinbusses wurden bei einer Polizeikontrolle Spuren von Amphetaminen - synthetische Aufputschmittel, die auf die Psyche einwirken - nachgewiesen. Besonders pikant: Mit im Kleinbus saßen drei minderjährige Förderschüler.
Wie die Beamten auf einen möglichen Drogenkonsum des Fahrers schließen konnten? "Es gibt durchaus körperliche Anzeichen dafür", erklärt Polizeisprecher Falko Grabowski. Neben erweiterten Pupillen sei auch ein "fahriges" Auftreten ein typisches Symptom. Die diensthabenden Beamten überzeugten den 44-Jährigen von einem freiwilligen Wischtest. "Dieser weist über den Schweiß Spuren von Drogen nach", so Grabowski. Nachdem dieser positiv ausgefallen war, erfolgte eine Blutabnahme bei dem Mann. "Wir rechnen in 14 Tagen mit den Ergebnissen", erklärt der Polizeisprecher.
Prinzipiell handele es sich bei dem Vorfall um eine Ordnungswidrigkeit. Wie stark der Mann tatsächlich unter dem Einfluss von Drogen zu diesem Zeitpunkt stand, wird erst mit den Ergebnissen der Blutabnahme zu klären sein. Der betroffene Fahrer ist bei einem Subunternehmen der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) beschäftigt, so Geschäftsführerin Jutta Frömmrich auf Nachfrage der Volksstimme: "Ich bin schockiert über das Vorkommnis."
Mit dem Chef des 44-Jährigen sei die NJL im Gespräch. Der betroffene Fahrer wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt, wenn in einigen Wochen das Laborergebnis des Drogentestes feststeht, werde über weitere Maßnahmen entschieden.
"Wir arbeiten immer daran, dass die Schülertransporte sicher durchgeführt werden, denn die Kinder sind unser höchstes Gut", sagt Frömmrich.
Auf die Verantwortung gegenüber den Fahrgästen werden die Fahrer regelmäßig hingewiesen und sind sich dessen auch bewusst, so Frömmrich weiter. Zudem gebe es jeden Morgen Abfahrtskontrollen. Dabei würden Fahrzeuge, das Sicherheitszubehör, aber auch der Zustand des Fahrers überprüft. Wie es dennoch zu dem Vorfall kam, könne sie noch nicht sagen und wolle auch nicht spekulieren.
Dies betonte auch noch einmal Landrat Steffen Burchhardt (SPD) auf Anfrage der Volksstimme. Die NJL, eine 100-prozentige Tochter des Kreises, führe Ausschreibungen durch für bestimmte Teile des Schulverkehrs. "Ich schätze, dass etwa 15 Prozent der Leistungen der NJL im Schulbereich über Subunternehmen laufen", so der Landrat.
Auch er zeigte sich schockiert und wies auf die Kontrollen der Fahrer durch externe Dienstleister hin. "Aber natürlich sind auch die Subunternehmen selbst hier in der Verantwortung", betonte Burchhardt. Diese Kontrollen mit Blick auf Fahrtauglichkeit kritisiert hingegen Frank Endert. "Es wird nicht richtig kontrolliert", so der ehemalige Busfahrer der NJL. Diese seien bei der extrem knappen Zeit, die viele Busfahrer grundsätzlich unter hohen Stress stelle, gar nicht einzuhalten. Endert selbst hatte technische Mängel an NJL-Bussen im Kreistag vor einigen Jahren öffentlich gemacht und eine damalige fristlose Kündigung seitens seines ehemaligen Arbeitgebers bis vor das Bundesarbeitsgericht angefochten - mit Erfolg. Das wichtigste für ihn: "Die Sicherheit der Fahrgäste."
Dies dürfte auch Karsten Radzium teilen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Genthiner Stadtelternrates, hat selbst ein Kind in der Parchener Schule. "Wir haben von den Fahrern eine sehr gute Meinung, für gewöhnlich sind diese sehr zuverlässig", sagt er. Spekulieren oder Vorverurteilen wolle er nicht.
"Wir beschäftigen uns im Elternrat immer wieder mit der Beförderungssituation, auch sind wir im guten Kontakt mit der NJL." Diesen speziellen Fall werde man gemeinsam besprechen und aufarbeiten.
Korrektur: In einer früheren Version hieß es, dass es sich um Schüler der Förderschule "Albrecht Dürer" handeln soll. Das hat sich als falsch herausgestellt. Es handelt sich zwar um Schüler aus Parchen. Die Schule war aber nicht Gegenstand des Sachverhalts. Daher wurde auch das Foto ausgetauscht.