Bewegende Bilder der alten Heimat

Genthin l Eine beeindruckende Ausstellung ist am Dienstag in der Stadt- und Kreisbibliothek eröffnet worden. „Die Bilder laden ein, sich mit ihnen eingehend zu beschäftigen“, sagte Cornelia Draeger. In den rund 20, eher kleinformatigen Bildern beschäftigt sich Fateh Nassif vor allem mit dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland Syrien.

Viele der Bilder von Fateh Nassif haben reale Vorbilder, etwa das Gesicht eines alten verletzten Mannes im Bürgerkrieg „Menschen hinter Gittern“. In einer Multimedia-Präsentation zu Beginn der Eröffnung zeigte Nassif die Fotos dieser Personen und stellte sie durch geschickte Überblendungen in einen direkten Zusammenhang mit seiner Kunst. Dadurch zeigte er ganz ohne Worte, wie stark die Erlebnisse in seiner Heimat und der noch immer nicht beendete Bürgerkrieg ihn auch jetzt noch bewegen.

Eines der vielleicht stärksten Bilder ist eine schwarz-weiße Zeichnung mit dem Umriss Syriens in das zwei Messer gesteckt sind. Der spartanische Einsatz der Mittel lässt die deutliche Anklage gegen den Krieg noch stärker hervortreten. Neben den Kriegsbildern gibt es auch abstraktes, Abbildungen von Frauen, Zeichnungen prominenter Konterfeis, etwa Otto von Bismarck, Friedrich Nitzsche oder Charlie Chaplin.

„Das sind Menschen, die mich beeindrucken“, sagt er. Bismarck habe Deutschland in vielfacher Hinsicht geprägt, Nitzsche sei ein bedeutender Philosoph und Chaplin habe im „Großen Diktator“ gezeigt, wie man einem Diktator mit den Mitteln der Kunst die Stirn bieten könne. Die Kunst ist auch für Fateh Nassif eine Möglichkeit, Gefühle und Empfindungen auszudrücken.

„Ich bin vor zwei Jahren nach Genthin gekommen und habe hier mit meiner Familie eine neue Heimat gefunden“, berichtete Nassif. Seine Tochter Hijazi Sawsan bestritt Teile der Eröffnung und erläuterte die Biografie ihres Vaters: „Er hat an der Universität studiert und wurde aufgrund seiner Ansichten ausgewiesen, in Syrien hat er zwei Gedichtbände veröffentlicht.“

Mit diesen Gedichten ist Nassif auch in Genthin bekannt geworden. Vor zwei Jahren war er mit eigenen Texten gemeinsam mit dem Magdeburger Wahid Nader und dem Musiker Isaa Fayad schon einmal in der Stadtbibliothek zu Gast. Auch damals war der Andrang wie bei der jetzigen Ausstellungseröffnung sehr groß.

„Das Interesse der in Genthin lebenden Flüchtlinge an Kunst und Kultur ihrer Heimat ist sehr groß“, unterstrich Bibliotheksleiterin Gabriele Herrmann.

Diese Veranstaltungen seien immer gut besucht. So kam es nicht von ungefähr, dass Bahoz Ibrahim, in der Region bekannt für seine musikalischen Einlagen, einige Lieder auf der Kurzhalslaute beisteuerte. Auch zu deutschen Textzeilen.

Die Ausstellung ist bis zum 24. November zu den Öffnungszeiten der Stadt- und Kreisbibliothek zu sehen.