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Ausstellung Ein Welterfolg aus Genthin

Mit einer Sonderausstellung wird im Genthiner Kreismuseum an den Schriftsteller Johannes Gillhoff erinnert.

Von Mike Fleske 19.11.2017, 05:00

Genthin l „Wir freuen uns, dass es in Genthin immer noch Interesse an Johannes Gillhoff gibt“, meinte Museumsleiterin Antonia Beran mit Blick auf die Besucher, die sich der Eröffnungsveranstaltung angeschlossen hatten. Die Idee zur Ausstellung sei fast ein wenig spontan gekommen, als es Meldungen zum 100. Jahrestag der Veröffentlichung des Buches von Jürnjakob Swehn gab, berichtete Antonia Beran.

„Der Roman ist mit unserer Stadt verbunden, Johannes Gillhoff war zu dieser Zeit am Lehrerseminar Genthin beschäftigt“, berichtete die Museumsleiterin. Hier habe Gillhoff seine produktivste Zeit erlebt. Zeigenössische Quellen legen nahe, dass das Werk zuerst im Hotel Mansfeld (Heute Hotel Stadt Genthin) vorgestellt wurde. Gillhoff, geboren am 24. Mai 1861 in Glaisin bei Ludwigslust, wohnte von 1907 bis 1924 in der heutigen Berliner Chaussee 1. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an den Schriftsteller.

Johannes Gillhoff hatte aus seinem Geburtstort Briefe von Auswanderern von seinem Vater übernommen, der mehr als 50 Jahre Dorfschulmeister in Glaisin war. Während dieser Zeit sollen 350 Menschen aus dem Dorf nach Amerika ausgewandert sein. Gillhoff nahm diesen Umstand und die Briefe zum Anlass für seinen Roman.

1917 erschien „Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer“ im Verlag der Täglichen Rundschau Berlin in einer Auflagenhöhe von 1000 Exemplaren. Ein Jahr später waren 100 000 Bücher verkauft. Der Briefroman um den Auswanderer Jürnjakob Swehn wurde einer der größten deutschen Bucherfolge zwischen den beiden Weltkriegen. Der Erfolg hält bis heute an. Inzwischen erschienenen über eine Million Exemplare.

Udo Baarck, Vorsitzender des Vereins für Heimat- und Migrationsforschung Mecklenburg, vollzog die Erfolgsgeschichte des Romans nach. Er berichtete über die Bewahrung des schriftstellerischen Erbes Gillhoffs in seiner mecklenburgischen Heimat.

Er führte aus, dass der Roman auch ins Norwegische und Niederländische übersetzt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es auch eine deutsche Auflage in Argentinien. „Erst im Jahr 2000 erschien eine amerikanische Übersetzung“, berichtete Udo Baarck. Das ist in sofern kurios, da sich der Roman um die Geschichte eines deutschen Auswanderers nach Amerika dreht. „Eine arabische Übersetzung erschien 2010.“

Einige Ausgaben des Romans sind in den kommenden Wochen in einer Vitrine des Genthiner Museums zu sehen. Den meisten Raum nehmen aber Bilder ein, die an den authentischen Lebensstationen Swehns in den Staaten entstanden sind.

Gat-Chef Eckard Neumann trug zur Ausstellungseröffnung einen Brief von Jürnjakob Swehn an seinen Lehrer vor, in dem er von seiner Ausreise und die große Überfahrt nach Amerika berichtet.

Eckhard Neumann erinnerte während der Ausstellungseröffnung an die Ludwig Bisky-Ehrung vor wenigen Wochen in Genthin. Bisky und Swehn lebten zwar zu unterschiedlichen Zeiten, doch Bisky wanderte nach Amerika aus und ein in Genthin lebender Schriftsteller schrieb über eine Auswanderung nach Amerika, machte er Gemeinsamkeiten fest. Die kleine Sonderausstellung im Versammlungsraum des Museums ist bis zum 28. Januar zu sehen.