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Ausstellung Genthin im Bann der schönen Schrift

Mit Kalligrafie durch das Jahr 2019 führt der neue Kalender des Genthiner Kunstvereins. Eine Ausstellung zeigt die Blätter.

Von Mike Fleske 03.12.2018, 07:35

Genthin l Es war eine gelöste Atmosphäre in den bestens besuchten Ausstellungsräumen des Genthiner Wasserturms. Viele Weggefährten, Freunde und Mitglieder des Kunstvereins drängten sich, um die Premiere der Ausstellung mit kalligrafischen Kunstwerken der Jerichowerin Renate Braun mitzuerleben.

Ehemann Gunter Braun fungierte als Laudator und sorgte für einen Lacher, als er feststellte: „Über meine Frau ist alles berichtet worden, sie hat keine Geheimnisse mehr.“ Dabei hat sie sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der Kulturszene der Region entwickelt.

Für den neuen Kalender des Kunstvereins hat Renate Braun zwölf Blätter gestaltet, die Kunst und Schrift verbinden. „Meine Frau hat bei ihrer Arbeit eine Engelsgeduld“, berichtete Braun. Immer wieder fange sie ihre Werke von vorn an, wenn sie sich verschrieben hat, plauderte Braun aus dem Nähkästchen.

Entstanden sind Werke in fraktur-, keltischer oder altenglischer Schrift auf Grundlage von Sinnsprüchen und Zitaten berühmter Persönlichkeiten wie dem Schriftsteller Jonathan Swift, dem Schriftkünstler Werner Eikel oder dem Dichter Horaz. Mit ihren Werken schafft es Renate Braun, Leichtigkeit und Anspruch zu verbinden, den Betrachter in ihren Bann zu ziehen. „Für mich müssen solche Texte immer lesbar sein, es gibt Kalligrafen, welche die Schrift völlig verfremden, das liegt mir nicht“, verriet Renate Braun am Rande der Ausstellung.

Mit welcher Akribie sie ans Werk geht, zeigte ein anders Bekenntnis: „Ich kann mich mit dem Schreiben kalligrafischer Texte stundenlang beschäftigen, komme beim Schreiben zur Ruhe, während ich für andere Sachen wenig Geduld habe.“ Aber für ihre Mitmenschen habe sie Geduld, betonte die Kunstvereinsvorsitzende Eva-Maria Rohmann. „Renate Braun hat die Gabe sich zurückzunehmen, anderen den Vortritt zu lassen und im Einklang mit ihrem Umfeld zu leben.“ Diese Eigenschaften seien selten geworden, aber durch sie entstehe eine sehr ansprechende unbeschwerte Kunst.

Eva-Maria Rohmann ging in ihren Worten an die Anwesenden auf die Geschichte der Kalligrafie ein, die zurückreicht bis zu den Mönchen in den Klöstern, die lange Texte kunstvoll verzierten. „Diese Kunst zu bewahren, eine Brücke von der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft zu schlagen, sei Aufgabe der heutigen Generation“, befand die Vereinsvorsitzende. Mit der Ausstellung leiste der Kunstverein seinen Beitrag.

„Auch in der digitalen Welt wird diese Kunstform nicht aussterben“, war sich Bürgermeister Matthias Günther sicher. Er lobte Schau und Kalender als sehr gelungen. Damit lag er auf einer Wellenlänge mit den Besuchern. „Was Renate Braun hier geschaffen hat, kann nicht jeder, ich bewundere ihre Akribie und Ruhe“, zeigte sich etwa Renate Polozek, wie Renate Braun Mitglied im Kunstverein, begeistert. Und Sigrid Röthig von der Touristinformation meinte: „Kalender und Ausstellung sind unbedingt zu empfehlen, es ist ein tolles Thema sehr gut umgesetzt.“

In der Genthiner Touristinformation sowie im Kloster und im Bürgerhaus Jerichow sind die Kalender erhältlich (auch beim Kunstverein). Die Ausstellung mit den vom Genthiner Grafiker Christian Greuel umgesetzten Wandtafeln ist bis Ende Januar 2019 zu den Öffnungszeiten des Wasserturms zu sehen.