1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Himmelsbilder am Wegesrand

Ausstellung Himmelsbilder am Wegesrand

Bianca Kahl zeigt in ihrer neuen Ausstellung Himmelsbilder. Statt in der Bibliothek in Genthin, werden die Bilder außen zu sehen sein.

Von Julia Irrling 15.06.2020, 01:01

Genthin l Weiche, weiße Wolken vor einem blauen Himmel: „Trost der Mutter“ hat Bianca Kahl das Foto getauft, das sie zu ihren Lieblingsbildern zählt. „Die Wolken sehen so weich aus. Das hat mich an die Sanftheit erinnert, mit der sich eine Mutter um ihre Kinder kümmert“, erklärt sie.

Die Wolkenfotos der Künstlerin, die sich selbst nicht als Künstlerin, sondern in erster Linie als „kreativen Menschen“ sieht, können ab sofort in oder genauer, an der Bibliothek bewundert werden. Denn die A3-Formate wurden an den Fensterscheiben angebracht, wo sie für Passanten gut sichtbar sind.

„Galerie am Gehsteig“ heißt das Konzept, die Idee dazu stammt von Bianca Kahl. „Ich laufe hier immer wieder vorbei“, erzählt Kahl. Eines Tages habe sie festgestellt, dass die Plakate, die an den Fenstern der Touristeninformation befestigt waren, viele Veranstaltungsabsagen verkündeten. „Da dachte ich mir, es wäre gut, wenn dort etwas Schönes hinge“, sagt die 36-Jährige. So sei die Idee entstanden, die Fenster als Ausstellungsfläche zu nutzen.

Auch Cornelia Draeger von der Genthiner Bibliothek fand die Idee gut. „Da wäre ich nie drauf gekommen“, sagte sie. Durch die aktuellen Auflagen zur Eindämmung des Corona-Virus sind derzeit keine Ausstellungen in dem dafür vorgesehenen Raum des Gebäudes möglich. „Toll ist, dass die Leute sehen, hier passiert trotzdem etwas“, sagt Draeger.

Ursprünglich war geplant, die Wolkenbilder-Ausstellung Kahls nach Ostern zu eröffnen. Sobald es die Umstände erlauben, werden die Fotos in die obere Etage umziehen, kündigt Draeger an. Denn zu vielen Bildern gehören auch Gedichte, die der Künstlerin beim Betrachten des Himmels in den Sinn kamen. Und diese lassen sich im Ausstellungsraum der Bibliothek besser präsentieren. Einen Termin für die offizielle Eröffnung der Ausstellung gibt es derzeit aber noch nicht.

An der Idee, einige der Fotos in den Fenstern zu zeigen, könne auch festgehalten werden, wenn die eigentliche Ausstellung im Gebäude gezeigt würde, findet Kahl. „Wenn man die Fensterfläche zusätzlich nutzt, sorgt das für mehr Aufmerksamkeit“, überlegt sie.

Sie könne sich das Konzept auch gut an anderen Orten und zu besonderen Gelegenheiten in der Stadt vorstellen. Beispielsweise in der Brandenburger Straße zur 850-Jahr-Feier Genthins.

Für Bianca Kahl ist es die erste Kunstausstellung in der Stadt. Ihre Himmels-Fotos stellte die hauptberufliche Werbetexterin in der Vergangenheit bereits einmal in Erfurt aus.

Aus Sonneberg in Thüringen stammend, zog die Künstlerin mit ihrer Familie im Sommer 2016 nach Genthin. Die Fotos vom Himmel zeigen meist den Blick von ihrem Küchenfenster aus. „Ich war oft fasziniert vom Himmel“, sagt Kahl. Zunächst habe sie die Fotos nur für sich gemacht. Dann habe es in ihrem Umfeld Trauerfälle gegeben, woraufhin sie die Bilder per E-Mail verschickte. Sie begann den Fotos Titel zu geben und Zeilen zu verfassen, die ausdrückten, was sie beim Anblick des Himmels bewegte.„Manche Freunde fotografierten ebenfalls den Himmel und schickten mir Bilder zurück“, erzählt sie.

2017 richtete sie den Fotoblog www.himmelübergenthin.de ein, über welchem sie ihre Fotos und Gedichte mit der Welt teilt. So wie das Bild „Augen_Schein“, das erst kürzlich entstanden ist. „Manchmal wirken die Aufnahmen hinterher anders, als das Motiv“, sagt Kahl. So habe sie im Nachhinein bemerkt, dass die Wolken über dem Regenbogen die Form eines Auges bildeten. „Manches sieht man erst auf den zweiten Blick.“ Der Titel „Augen_Schein“ verweist auf das scheinbar vorhandene Auge, aber auch auf das Leuchten des Himmels. Bianca Kahl spielt gerne mit Worten. Manchmal kann aber auch sie die Wirkung eines Bildes nur schwer beschreiben. So wie bei ihrem Lieblingsbild „So sei es“, das von der Sonne angestrahlte Wolken zeigt. Das resultierende Farbenspiel, berühre sie sehr. „Das packt mich einfach jedes Mal“, sinniert sie.