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Balladenwettbewerb Ein würdiger König in Parey

Mit deutlichem Abstand holte sich Alex Menzendorf beim Balladenwettbewerb an der Sekundarschule in Parey den Titel.

Von Frank Bürger 01.06.2018, 06:00

Parey l Der bekannte vor 20 Jahren verstorbene Bariton Hermann Prey hatte einen seiner letzten Auftritte im weltbekannten Schwetzinger Rokoko-Schloss. Als Zugabe interpretierte er das Werk „Die Uhr“ des Komponisten Carl Loewe. Ebenso oft interpretierte er den „Erlkönig“ in einer Vertonung des Stettiner Komponisten. „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.“

Mit starker Ausdruckskraft und tragendem Ton interpretierte der Sechstklässler Alex Menzendorf die Ballade des Weimarer Meisters Johann Wolfgang von Goethe. Die Schüler applaudierten und würdigten die Leistung des Güseners. „Ich habe das Gedicht für den Unterricht vorbereitet“, erzählt der Junge, der in seiner Freizeit gern Fußball spielt und Musik macht. Auch hier setzt er eine besondere Note. Denn wer kennt schon die Cajón, die aus Peru stammende Kistentrommel, die Alex spielt. Ein Blick auf die Homepage der „Musikeria“ zeigt, dass diese dort auch unterrichtet wird. Ebenfalls aus der 6. Klasse kommt der Drittplatzierte Finn Kuchenny. Auch er bringt ausdrucksstark die Sprachmelodie des „Erlenkönigs“ zur Geltung.

Auf dem zweiten Platz landet Finns Klassenkameradin Charlotte Sobottka. Sie hat eine Ballade gewählt, die im kommenden Jahr noch mehr in den Mittelpunkt rücken wird. Denn der Schöpfer wurde am 30. Dezember 1919 im brandenburgischen Neuruppin geboren. „Feuer“ schallt es durch den Raum, bei der Interpretation von „John Maynard“, einer der bekanntesten Balladen Fontanes. Die Ballade preist den Steuermann eines Passagierschiffs auf dem Eriesee, auf dem gegen Ende einer Fahrt von Detroit nach Buffalo Feuer ausbricht. Maynard bleibt „in Qualm und Brand“ auf seinem Posten, bis das Schiff das Ufer erreicht, und rettet so alle um den Preis seines eigenen Lebens.

Zehn Mädchen und zehn Jungs aus den Klassen 6 und 7 haben an diesem inzwischen schon zur Tradition gewordenen Wettbewerb teilgenommen. Und das Wunderbare: Alle nahmen Urkunde und ein Geschenk mit nach Hause. Relativ häufig tauchte unter den Vortragstücken Goethes „Zauberlehrling“ auf. Auf das sinnbildliche Podest schaffte es aber dieses Mal die Ballade nicht.

In der Aula machte Kindern und Erwachsenen schon die Hitze zu schaffen. Das war eine weitere Hürde, die bei den Vorträgen zu nehmen wahr. Zwischen Wettbewerb und Siegerehrung gab es so eine mehr als halbstündige Pause zum Atemholen. Im Angebot waren hier leckere Mixgetränke und verschiedene Kuchensorten, die sehr mundeten. In dem lichtdurchfluteten Raum lohnte sich dann auch ein Blick an die Wand. Dort hing ein Plakat mit dem Konterfei des Urwald-Doktors Albert Schweitzer. Zu lesen war dort: Genie der Menschlichkeit. Impressionen, die der Aula noch besonderen Glanz verliehen und anregen, über die Erfolge von Fleiß und Ausdauer, auch beim Lernen der Balladen, nachzudenken.

Die Jury habe sich wirklich schwergetan, erzählt Patricia Jorra, die vor sieben Jahren den besonderen Wettbewerb ins Leben gerufen hatte. Bei der Organisation steht ihr schon länger Carola Schüßler zur Seite. In der Jury saßen Christine Schreiber, die die Schule wieder bei dem Wettbewerb unterstützte, die Deutschlehrerinnen Melanie Hugenberg und Andrea Bartke sowie die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Härtel.

„Wir haben das damals gemerkt, wie ausdrucksstark die Vorträge in den Stunden waren“, berichtet Patricia Jorra. So wurde die Idee eines Wettbewerbs geboren. Spontan fällt der Name Richard Jansky. „Er hat den Erlkönig und den Zauberlehrling in den Klassen 6 und 7 rezitiert und zweimal gewonnen“, erinnert sie sich und lobt vor allem seine schauspielerischen Fähigkeiten.

Die Sekundarschule „An der Elbe“ hat derzeit rund 260 Schüler, die von 24 Lehrern unterrichtet werden.

Bereits 40 Jahre alt ist die Schule. „Der Balladenwettbewerb ist schon einer der Höhepunkte in unserem Jahreskalender“, so Schulleiter Ingo Koch. Es ist nicht mehr lange hin, dann gibt es wieder etwas zu feiern. Eine ganz herzliche Einladung geht jetzt bereits an Interessierte. „Wir feiern immer am vorletzten Schultag unser Schulfest“, so Koch. In diesem Jahr fällt es auf den 26. Juni.