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Bauhof Schlechte Aussicht für Fiener-Dörfer

Die Einrichtung einer Bauhof-Außenstelle im Fiener wird erneut diskutiert. Die Genthiner Verwaltung ist skeptisch.

Von Simone Pötschke 09.03.2020, 06:00

Genthin l Die Ortschaftsräte in den Fienerdörfern werden es anfänglich mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Bei der jüngsten Stadtratssitzung lag auf den Plätzen der Räte eine bereits seit Langem angemahnte Kostenanalyse, die die Wirtschaftlichkeit einer Außenstelle des Bauhofes für den Bereich Schopsdorf Paplitz/Tucheim/Dretzel/Gladau und Parchen in Betracht zieht.

In den vergangenen Monaten verging fast keine Ortschaftsratssitzung, bei der die Ortschaftsräte nicht mit Nachdruck die Einrichtung einer Bauhof-Außenstelle gefordert hätten. Doch die anfängliche Freude der Ortsteile über die Kostenanalyse wird sich schnell legen. Denn mit deren Ergebnisse haben die Fienerdörfer schlechte Karten für die Einrichtung einer Bauhof-Außenstelle. Demnach würde eine Außenstelle zu einem finanziellen Zusatzgeschäft werden.

Unter den sechs Objekten in den Fienerdörfern, die durch die Verwaltung einer näheren Betrachtung unterzogen wurden, sind nur zwei in der Analyse als geeignet eingestuft worden. Rausgefallen sind in Gladau das Gemeindehaus, in Dretzel und Paplitz die Dorfgemeinschaftshäuser und in Schopsdorf die Bahnhofstraße. Haufigste K.O.-Kriterien bleiben bei diesen Immobilien fehlende Sanitär- und Waschräume, unzureichende Unterstellmöglichkeiten und ein Mangel an Außenflächen, die für den Bauhof zu nutzen wären.

In die engere Wahl sind nur zwei Objekte, beide in Tucheim, gekommen. Das betrifft die Immobilien Ziesarstraße 8 (ehemalige Polizeistation) und Ziesarstraße 11 (ehemaliger Landhandel). Das Aus für die Ziesarstraße 8 brachten neben einer offen stehenden Vermögenszuordnung vor allem notwendige Investitionen von schätzungsweise 200.000 Euro, um den Bereich als Bauhof-Außenstelle fit machen zu können.

In der Analyse der Verwaltung wird der Immobilie neben dem Fehlen von Waschräumen ein allgemeiner Investitionsstau attestiert. Übrig blieb allein die Ziesarstraße 11, sich mit vorhandenen Sanitär- und Waschräume, ausreichenden Unterstellmöglichkeiten und vor allem mit ihrer zentralen Lage empfiehlt. Ihr Manko besteht in den Mietkosten, die in einer Höhe von 800 bis 1000 Euro auf die Dauer von zehn Jahren veranschlagt wurden, sowie in jährlichen Nebenkosten von etwa 10.000 bis 12.000 Euro.

Eine direkte Gegenüberstellung der anfallenden Kosten beider Varianten, gelistet sind Fahrt-, Personal- und Objektkosten, fällt zugunsten des Zentralen Bauhofes in Genthin aus. Laut Analyse der Verwaltung würde eine Außenstelle im Fiener Mehrkosten in Höhe von 16.670 Euro bescheren.

Die Kostenanalyse kommt zu dem Schluss, dass der Zentrale Bauhof mehr Vor- als Nachteile für die Ortschaften bieten würde. Das betreffe den Einsatz von Personal und Technik gleichermaßen. „Rein rechnerisch ist ein Fiener-Standort teurer“, resümierte Peter Knobel als zuständiger Sachgebietsleiter die Kostenanalyse vor dem Stadtrat.

Zweifel an dem Papier wurde postwendend im Stadtrat laut. Diesmal geäußert von Niels Rosenthal (Grünen/Ländliche Wählergemeinschaft Fiener), zugleich Ortsvorsteher in Schopsdorf. Er habe seine Zweifel daran, ob die Analyse aussagekräftig sei. Nach wie vor würde er eine Außenstelle des Bauhofes im Fiener begrüßen. Die Bewohner der Fienerdörfer fühlten sich denen der Stadt gegenüber benachteiligt, zeigte Rosenthal klare Kante. Das sei auch daran erkennbar, dass die im Sachsen-Anhalt-Melder gelisteten Mängel, die Einwohner zur Kenntnis geben, in Genthin vom Bauhof zügiger abgearbeitet würden als in den Ortsteilen.

Ortschaftsräte und Ortsvorsteher pochen auf eine Außenstelle, weil sie sich aus dem Wegfall von Fahrzeiten für die Bauhof-Mitarbeiter vom zentralen Bauhof in Genthin in die Dörfer Ressourcen für eine zügigere Abarbeitung der Aufgaben versprechen. Die Auseinandersetzung wird mittlerweile mehr als zwei Jahre, hauptsächlich in den Ortsteilen, geführt. Ergebnislos und unbefriedigend aus ihrer Sicht. Dass die Kostenanalyse ihre Unzufriedenheit nun „heilen“ könnte, ist unwahrscheinlich.

Stadtrat Wilmut Pflaumbaum (Fraktion Wählervereinigung Genthin-Mützel-Parchen) äußerte zwar Verständnis für die Sorgen der Ortsteile, konnte aber auch nur Rosenthals Zweifel vorübergehend entschärfen, indem er auf die Weiterleitung der Kostenanalyse in die Fraktionen und Ausschüsse verwies. Eine Entscheidung eile nicht, man habe Zeit, reichte Wilmut Pflaumbaum dem Schopsdorfer, der von den anwesenden Ortschaftsratschefs keinen Beistand erhielt, erste einmal eine Beruhigungspille.