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Besuch  Berliner reisen entlang der Stremme

Eine Tour entlang der Stremme unternahmen Besucher aus Berlin. Dabei schauten sie auch im Genthiner Kreismuseum vorbei.

Von Mike Fleske 04.05.2017, 07:00

Genthin l Mehr als 20 Besucher aus Berlin konnte Antonia Beran, Leiterin des Kreismuseums, kürzlich begrüßen. Im Museum werden heute mehr als 25 000 Exponate aus der gesamten Region zwischen Elbe, Havel und Fläming vereint. Genug also für einen ausgedehnten Besuch, den Antonia Beran mit zahlreichen Erläuterungen begleitete.

„Genthin hat sich schon früh durch seine verkehrsgünstige Lage an der Reichsstraße 1, am Kanal und an der Eisenbahnlinie ausgezeichnet“, erläuterte die Museumsleiterin. Dadurch sei es zu erklären, dass Steine aus den zahlreichen Ziegeleien in der Region rund um Genthin bevorzugt nach Berlin geliefert worden.

Steine begegneten den Gästen während des Besuchstages immer wieder. Etwa der Runenstein aus Rogäsen vor dem Haus. Dieser war beim Abbruch der Kirchmauer gefunden worden. Welchen Zweck er einst erfüllte, ließ sich nicht eindeutig klären. Für Antonia Beran ist der Kalenderstein die interessanteste Deutung.

Eindeutig zuzuordnen ist der Zweck der preußischen Meilensteine. „Sie waren ein wichtiger Fixpunkt für Reisende, und wer sich kutschieren ließ, konnte damit verhindern, dass er bei der Abrechnung übers Ohr gehauen wurde.“

Die Besucher beschäftigten sich mit der Geschichte des Jerichower Landes von der Eiszeit bis in das 20. Jahrhundert. Dabei fiel ihnen nicht nur der Mammutschädel aus Tucheim auf, sondern auch die aus Knochen gefertigten Fischspieße, Harpunen und Angelhaken der Jäger und Sammler. „Es ist ein Beleg, wie die Menschen vor 8000 bis 10 000 Jahren gelebt haben.“

Verbunden ist die Region auch mit der Slawenzeit zwischen 1000 - 1250. „Zeugen dieser Zeit sind die Ortsnamen die auf „ow“ und „itz“ enden, wie etwa Jerichow oder Wusterwitz“. Auch das Wirken Friedrichs des Großen in der Region wurde gestreift. „Er nutzte einen Teil der Stremme von Seedorf bis Roßdorf zum Bau des Plauer Kanals.“

Der Plauer Kanal wurde von 1743 bis 1745 gebaut, um den Wassertransportweg von Berlin nach Magdeburg um etwa 150 Kilometer zu verkürzen. Raum für Raum arbeiteten sich die Besucher zeitlich voran. „Es ist ein sehr schönes, gut strukturiertes Museum“, lobten etwa Monika und Wolfgang Hagemann.

„Eigentlich müsste man sich viel mehr Zeit nehmen, um sich eingehend mit den Ausstellungsstücken zu beschäftigen.“ Da ein Besuch in Genthin nicht komplett ist, ohne sich mit der Stadt als Waschmittelproduktions- standort zu beschäftigen, nahmen sie sich aber doch die Zeit, den Ausführungen Antonia Berans zum 1921 erbauten Henkelwerk zu folgen.

 „1923 rollte das erste Persil-Waschmittel für Henkel vom Band und ab Ende der 60er Jahre wurde das Spee-Waschmittel produziert.“ Für die Berliner Gäste waren auch die Anekdoten über Fürst Otto von Bismarck amüsant, der ebenfalls mit Genthin zu tun hatte.

„Im Juni 1848 traf der spätere Kaiser Wilhelm I. auf dem Genthiner Bahnhof auf Otto von Bismarck.“ Nach etwas mehr als einer Stunde machten sich die Besucher auf den Weg, um den Rest der Reise entlang der Stremme anzutreten. „Es waren einige reichhaltige Eindrücke“, befand Micheline Bode und Werner Budich fügte hinzu: „Ich habe einen sehr guten Eindruck, Frau Beran war sehr aufgeschlossen.“

Die Gruppe reiste weiter in Richtung Zabakuck und Klitsche, wo sie sich in Altenklitsche erneut auf die Spuren Friedrichs des Großen begaben. Dort erfuhren sie mehr über die Gutsbesitzerfamilie von Katte.

Deren Vorfahr war Hans Hermann von Katte, ein Jugendfreund von Friedrich II. Als Mitwisser der Fluchtpläne des Prinzen wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und 1730 hingerichtet. Die Familie von Katte ist noch heute in Altenklitsche ansässig und hat sich sehr um die Dorfkirche verdient gemacht. Diese wurde in den Jahren 1712 bis 1715 im Auftrag des damaligen Landrats Baltzer Friedrich von Katte gebaut.

Einen Besuch statteten die Berliner auch den Kirchen in Schlagenthin mit der historischen Engeldecke und Milow ab. In Milow gab es einen weiteren Bezug zu Berlin. Ist der Ort doch Heimat von Carl Bolle. Er versuchte sein Glück an der Spree und war Ende des 19. Jahrhunderts als „Milchkönig“ von Berlin berühmt geworden, da er die ganze Stadt mit frischer Milch versorgte. Dadurch soll die Kindersterblichkeit in Berlin erheblich gesenkt worden sein.

Letzte Station war die Burg Treskow an der Havel. Organisiert hatte die Reise Uwe Scheddin. „Seit gut 27 Jahren plane ich solche Reisen, die immer wieder auch über Berlin hinaus gehen sollen“, erklärte er. Im Mai stünden auch Magdeburg und die sächsische Mulde auf dem Programm. „Die Gegend um Genthin ist deshalb interessant, weil sie dicht an Berlin ist und viele Möglichkeiten bietet, einen Schwerpunkt zu setzen.“ Die Stremme sei so ein Thema, die Waschmittelgeschichte oder der Kanal könnten es auch sein. „Einmal im Jahr kommen wir gern mit einer solchen Tour in die Region“, sagt Scheddin.