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Betrieb Fähre könnte 2021 wieder fahren

Cord-Jürgen Jehle wirft dem Landrat und der Elbe-Pareys Bürgermeistern mangelndes Engagement in Sache Fähre Ferchland-Grieben vor.

Von Thomas Pusch 30.07.2020, 01:01

Burg l Cord-Jürgen Jehle ist enttäuscht. Dies ließ der Vorsitzende des FDP-Ortsverbandes Genthin/Jerichow/Elbe-Parey Landrat Steffen Burchhardt (SPD) und Elbe-Pareys Bürgermeisterin Nicole Golz (parteilos) in einem Offenen Brief wissen. Grund für seine Enttäuschung ist eine gemeinsame Erklärung zur Elbfähre Ferchland-Grieben. „Hier gab es einmal mehr viele Worte und keine wirkliche Substanz“, bemängelt er. Aus der Verunsicherung sei in der Bevölkerung Wut entstanden.

„Es geht doch hier nicht darum, dass die Beleuchtung auf einem Marktplatz neu installiert werden muss, sondern um eine Infrastruktur, die für das Jerichower Land und die Altmark große Bedeutung hat“, sagte er am Mittwoch im Gespräch mit der Volksstimme. Und die Verantwortlichen duckten sich weg. Er hätte erwartet, dass der Landrat als Bindeglied zwischen dem Land und den Kommunen die Moderation übernommen, mit Land- und Kreiszusagen die Finanzierung abgesichert hätte. Er höre ständig, dass sich alle bemühen würden, das sei unbefriedigend, „von einem Landrat erwarte ich eine Strategie mit einem Zeitplan“, so Jehle.

Im Gespräch mit der Volksstimme wies der so Kritisierte zunächst auf die kommunale Selbstverwaltung hin. „Sie ist ein hohes Gut, der Landkreis kann sich nicht einfach so in die Belange einer Gemeinde einmischen“, sagte Burchhardt am Mittwoch. Der Kreis sei schließlich nicht der Vorgesetzte.

Dennoch habe er als Landrat in den vergangenen Wochen mehr Hintergrund- und Arbeitsgespräche zur Fähre geführt als zu jedem anderen Thema. Sicherlich wäre es schön gewesen, mehr Zeit zu haben, er könne die kurzfristige Entscheidung der Gemeinde Elbe-Parey aber auch verstehen. Den Betrieb einer Fähre von einem auf den anderen Tag zu übernehmen ohne Erfahrung, ohne Auftrag der Kommunalpolitik, ohne Geld dafür im Haushalt, ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörden, sei aber unrealistisch gewesen. Dass die Gemeinde tatsächlich die Schließung der Fähre erwägt, sei der Kreisverwaltung erst wenige Wochen vorher bewusst geworden.

Und Burchhardt hat den von Jehle angemahnten Zeitplan. Bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Bau, Wirtschaft und Verkehr am 31. August will die Kreisverwaltung einen Vorschlag erarbeitet haben, wie es mit der Fährverbindung weitergehen kann. Eine Arbeitsgruppe, zu der neben Burchhardt und Golz auch der Jerichower Bürgermeister Harald Bothe, der Stendaler Landrat Patrik Puhlmann und der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Tangerhütte, in der Grieben liegt, Andreas Brohm, gehören, beleuchtet das Thema derzeit von vielen Seiten, vor allem der technischen und der wirtschaftlichen. Die Wirtschaftlichkeit werde sicherlich den Ausschlag geben. Er wolle auch nicht vorgreifen, es sei wichtig, den Mitgliedern der beteiligten Gremien, eben der beiden Kreistage und der Gemeinderäte, Informationen an die Hand zu geben, die glaubwürdig und belastbar sind.

Burchhardt ist allerdings optimistisch, was die Zukunft der Fähre angeht. Wenn sich bis zum Jahresende die Gremien auf eine Variante geeinigt hätten, könnte der Fährbetrieb für das kommende Jahr vorbereitet werden. Natürlich müsse auch ein Betreibermodell entwickelt werden. Elbe-Parey hat den Weiterbetrieb einer Fähre abgelehnt. Das sei aber erst der zweite Schritt, „zunächst muss feststehen, ob eine Fähre installiert wird“.

Gegenüber der Volksstimme erklärte die Vorsitzende des Elbe-Pareyer Gemeinderates, Cora Schröder (Fraktionsbündnis Elbe-Parey), dass sich die Gemeinderäte die Entscheidung gegen die Fähre nicht leicht gemacht hätten. Mitte Mai hatte der Rat mit 15 Stimmen dafür votiert, den Betrieb zum 30. Juni einzustellen. Drei Gemeinderäte hatten dagegen gestimmt, ebenfalls drei hatten sich enthalten. „Wir haben im Vorfeld stundenlang diskutiert, uns viele Sachen angehört, mussten aber feststellen, dass wir uns die Fähre nicht leisten können“, sagte sie. Die Wirtschaftlichkeit sei Dreh- und Angelpunkt. Bei einem jährlichen Minus von 10- oder 20 000 Euro hätte man ein Auge zudrücken können. In schlechten Jahren sei die rote Zahl aber fast sechsstellig gewesen.

Die Entscheidung für die Einstellung des Betriebs sei letztlich aber keine Entscheidung gegen die Fähre gewesen. „Das haben wir bereits im März Verkehrsminister Thomas Webel erklärt“, sagte sie. In Elbe-Parey sei man für die Fähre, aber nur mit der Unterstützung des Landes und der anderen Beteiligten. Letztlich müssten Kosten und Nutzen gegenübergestellt werden und ein kalkulierbares Risiko dabei herauskommen. Ihr sei wichtig das Signal auszusenden, dass nach einer Lösung gesucht werde, um die Fähre wieder auf die Elbe zu bringen. „Wir bleiben da dran“, versprach sie.

Der Bitte um eine Stellungnahme zum Offenen Brief kam Bürgermeisterin Nicole Golz gestern nicht nach.