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Betrüger Ältere Menschen oft Opfer von Abzocke

Die Polizei informierte über aktuelle Telefon- und Online-Betrugsversuche in Jerichow. Und wie man sich vor diesen schützt.

Von Thomas Skiba 04.03.2020, 04:00

Jerichow l Sie haben gewonnen! Wie oft findet man solche Nachrichten im Briefkasten oder bekommt sie per Post und E-Mail. Das Versprechen angeblich hoher Gewinne ist eine Masche, die Betrüger in den unterschiedlichsten Varianten anwenden. Die Methode ist immer die gleiche: Vor einer Gewinnübergabe werden die Opfer dazu aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“ zu bezahlen. Wenn dann noch bei einem Telefonat die persönlichen Daten abgeglichen und – zu guter Letzt die Kontodaten abgefragt werden, denkt keiner daran, dass er viel von sich preisgegeben hat – zu viel. Denn guckt er in den folgenden Tagen auf seine Kontoauszüge, wurde Geld abgebucht, eine Gebühr, keine große Summe, aber immerhin.

„Immer wieder fallen die Bürger darauf herein, besonders ältere Leute“, betont Andres. In der letzten Woche bearbeitete sie zwei Anzeigen mit Betrugshintergrund und so richtete sie aus aktuellem Anlass zu den Stadtmeisterschaften im Volleyball in der Jerichower Sporthalle einen Informationsstand ein. Der Zuspruch am Stand der Beamten war groß. Viele Bürger ließen sich von Andres und Dannemann Informationen und Ansprechpartner geben, um gewappnet zu sein gegen Betrugsversuche am Telefon und im Internet. Auch der Diebstahlschutz war ein Thema, zu dem die beiden Beamten mit Rat zur Seite standen.

„Die Dunkelziffer bei gelungenen Betrugsversuchen ist bestimmt höher als das aktuelle Anzeigeverhalten“, ist sich die Beamtin sicher. Gerade Senioren haben einen hohes Schambewusstsein, rutschen sie in eine solche Betrügerei, schämen sie sich, „das in ihrer Familie zu erzählen.“ Und zur Polizei zu gehen, kommt für sie erst recht nicht in Frage.

Dabei stehen die Chancen gut, dass der Betrug aufgeklärt und geahndet wird, folgt man der polizeilichen Kriminalstatistik des Landes Sachsen-Anhalt 2017/18. Vermögens- und Fälschungsdelikte stehen zwar unverändert ganz oben in der Kriminalstatistik, doch mit einer Aufklärungsquote von 70 Prozent kommen die dreisten Betrüger sehr oft nicht davon. Neben dem Schutz vor den Maschen der Betrüger, sollten Betroffene immer zur Polizei gehen und eine Anzeige stellen. „Dann würden sich die Ganoven nicht so sicher fühlen“, so Dannemann und Andres.

Ganz neu sei die Art, wie die „Verwaltungsgebühr“ eingefordert werde: Eine Bürgerin kam zu Dannemann und erzählte, dass sie Gutscheine an der Tankstelle erwerben sollte, „für 900 Euro.“ Die Bürgerin wies den Mann am anderen Ende des Telefons hin, dass sie nur über 748 Euro Hartz IV verfüge. Die Antwort kam prompt: „Weil Sie es sind, reichen auch Gutscheine für 700 Euro.“ Der Regionalbereichsbeamte erklärt, dass mit dem Kauf dieser Gutscheine PIN`s erworben werden und die seien vergleichbar mit Bargeld. „Wer die mehrstelligen Nummern in seinen Händen hat, kann damit über das Internet einkaufen.“ Was hilft? Wenn man an keinem Gewinnspiel teilgenommen hat, kann man auch nichts gewonnen haben, so Dannemann: „Deswegen keine Zusagen am Telefon und Informationen herausgeben.“ Wenn dann ein Geschädigter kommt, sei es oft schon zu spät, so die Polizisten. Wenn die PIN zum Einkauf genutzt wurde, kann man nur eine Anzeige stellen. „Bei einer Sportveranstaltung wie dieser sprechen uns auch viele junge Menschen an und wollen wissen wie man Polizist wird“, freut sich Andres.